Mais kann auch im Biobetrieb Energie liefern

Öko-Maisfeldtag lotete Möglichkeiten von Bio-Mais aus

Nachdem Mais im ökologischen Anbau anfänglich ein Schattendasein geführt hat, ist er doch aufgrund seiner hohen Energiedichte in vielen Betrieben inzwischen etabliert. Beim Ökomais-Feldtag auf dem Klostergut Wiebrechtshausen bei Northeim wurden sowohl züchterische als auch pflanzenbauliche Aspekte beleuchtet.

Christopher Hoppe (r.) arbeitet an der Entwicklung von Energiemaissorten für die Mischkultur mit Stangenbohnen.

Dr. Walter Schmidt (KWS), zeigte neue Entwicklungen in der Öko-Maiszüchtung auf. Obwohl die mit Ökomais bestellten Flächen mit rund 18 000 Hektar in Deutschland weniger als ein Prozent der gesamten Maisfläche darstellen, setze die KWS Saat AG auch auf Ökozüchtung.

Ertragsstabile Sorten auch für konventionelle Betriebe

Schmidt zufolge hat sich das Unternehmen in seinem Leitbild zu einer ökologischen Ausrichtung der Züchtung verpflichtet. Dazu gehörten unter anderem Sortenentwicklung für eine umweltverträgliche Landwirtschaft sowie die Entwicklung von Sorten mit Widerstandskraft gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Zudem schaffe Ökozüchtung ertragsstabilere Sorten, die auch der konventionellen Landwirtschaft zugute kommen.

Mitunter müsse bei der Öko-Züchtung völlig neu gedacht werden: Triebkrafttests aus dem Labor sind Schmidt zufolge nicht immer auf ökologisch bewirtschaftete Felder übertragbar. Anfangs habe man in Wiebrechtshausen teilweise große Ausfälle gehabt, wenn Maiskörner ohne den „Rundum-sorglos-Schutz“ der Beizung ausgesät wurden. Diese Erfahrungen fließen mit in die Züchtung von Öko-Mais ein.

Mischfruchtanbau mit Stangenbohnen

Wichtiges Thema auch im Öko-Zuchtprogramm ist der Anbau von Energiepflanzen. Schmidt ist der Meinung, dass die von Professor Konrad Scheffer schon vor Jahren propagierte Ökologisierung der Landnutzung durch Anbau von Energiepflanzen durchaus möglich sei. Bei der Biogasproduktion seien komplett geschlossene Nährstoffkreisläufe realisierbar.

Weiterhin biete die Biogasproduktion die Chance einer fast grenzenlosen Arten- und Sortenvielfalt. Diese müsse nur genutzt werden. Bei seinen Besuchen der Zuchtstationen in Südamerika habe er zahlreiche funktionierende Mischfrucht-Anbausysteme vorgefunden. Eines davon sei die Kombination von Mais mit Stangenbohnen, wie sie auch in der Steiermark mit Feuerbohnen oder „Käferbohnen“ erfolgreich praktiziert werde. Mais und Stangenbohnen ergänzen sich nicht nur hinsichtlich einer ausgewogenen Ernährung, auch im Hinblick auf Ausnutzung von Raum und Nährstoffen sieht Schmidt noch viel Potenzial.

Mais und Bohnen perfekt aufeinander abstimmen

Basierend auf positiven Erfahrungen mit diesem System arbeitet Christopher Hoppe (Universität Göttingen) an der Entwicklung von Energiemaissorten für die Mischkultur mit Stangenbohnen. In einem ersten Schritt wird die Variation des Maises bearbeitet, in einem zweiten Schritt soll von Seiten der Stangenbohne der ideale Mischungspartner gefunden werden.

Zudem habe man festgestellt, dass die Bohnen am Rand des Bestandes mehr Hülsen bilden als im Inneren. Also müssten das richtige Mischungsverhältnis von Mais und Bohnen gefunden sowie Aussaatzeit und Bestandesdichte optimiert werden.

Weiteren Forschungsbedarf sieht Hoppe in der Fruchtfolgegestaltung sowie in der Abschätzung der Stickstoff-Fixierungsleistung. Beobachtungen der Wissenschaftler zeigten, dass die Bohnen für Rehwild recht attraktiv seien. Für die Wiederkäuerfütterung müsse die Eignung des Mais-Stangenbohnen-Gemenges noch im Hinblick auf die Siliereigenschaften sowie die Optimierung der Futterration geprüft werden.

Körner in den Futtertrog, Stängel in den Fermenter

Maiszüchter Dr. Walter Schmidt stellte neue Entwicklungen in der Öko-Maiszüchtung vor.

Entschärfung des „Tank-oder-Teller-Konfliktes“ erhoffen sich die Züchter durch die Entwicklung von Maissorten mit Eignung für die Koppelnutzung. Voraussetzung dafür, dass die Körner in den Futtertrog gelangen und die Stängel als Substrat für Biogasanlagen dienen können, ist Schmidt zufolge ein neuer Maispflücker der Firma Geringhoff, der als Pflücker und Schwader zugleich arbeitet.

Weitere Teilprojekte, bei denen neben der KWS Saat AG auch die Universität Göttingen und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) beteiligt sind, beschäftigen sich mit dem Beikrautdruck, beziehungsweise damit wie die jungen Maispflanzen diesem entrinnen können.

Vor- und Nachteilevon Untersaaten

Dr. Rüdiger Jung (Universität Göttingen) testet verschiedene Untersaaten im Mais im Hinblick auf ihr Unkraut-Unterdrückungspotenzial. Er erläuterte, dass es neben den bekannten Vorteilen, die die Bodenbedeckung durch Untersaaten bietet (wie Unkrautunterdrückung, Erosionsschutz, Verbesserung der Bodenstruktur) auch einige Nachteile gebe. Der wichtigste sei die Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe.

Daneben müsse der erhöhte Arbeitsaufwand berücksichtigt werden. Jung betonte jedoch, dass die Vorteile zumeist überwiegen, zumal günstige Umweltwirkungen dazu kämen wie verringerte Nmin-Werte im Herbst. Voraussetzungen für ein Gelingen der Untersaat seien zudem eine angepasste Saattechnik sowie ein möglichst beikrautfreier Bestand.

Beim Aussaatzeitpunkt der Untersaat komme es auf den Standort an (s. Tabelle). Rotschwingel beispielsweise eigne sich für leichte Böden, er kann im 1- bis 2-Blatt-Stadium des Maises gesät werden. Weidelgras hingegen brauche gute Standorte und sollte gedrillt werden, wenn der Mais 30 Zentimeter hoch ist. Untersaaten im Mais seien förderfähig durch die Agrarumweltprogramme der Bundesländer.

Überprüfung auf Unkraut-Unterdrückungspotenzial

In Jungs Projekt werden mehrere Pflanzenarten – in Rein- oder Misch-saat – als Untersaaten im Mais getestet, um herauszufinden, welche sich am besten eignen, um Beikräuter zu unterdrücken. Es handelt sich um Winterroggen, Welsches Weidelgras, Erdklee (Trifolium subterraneum), Wegwarte und Buchweizen.

Der Erdklee stammt aus dem Mittelmeerraum und verdankt seinen Namen der Tatsache, dass sich die Fruchtstände in den Boden bohren. Bei der Wegwarte handelt es sich um die blattreiche neuseeländische Züchtung „Grasslands Puna“, die für Futterzwecke entwickelt wurde.

Obwohl die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, lasse sich schon jetzt sagen, dass die Untersaaten in den meisten Varianten eine Unkraut-unterdrückende Wirkung hatten. Wenn ausdauernde Unkräuter wie Ackerkratzdistel überhand nähmen, könne eine Untersaat jedoch meist wenig ausrichten.

„Weidelgras bildet stabile Bestände, während Buchweizen schnell wächst und relativ hoch wird. Er gelangt als einzige der untersuchten Pflanzenarten zur Blüte. Wie sich das auf nachfolgende Kulturen auswirken wird, kann noch nicht beurteilt werden“, so Jung. Recht vielversprechend erscheine die Wegwarte, während der Roggen nach anfänglich gutem Wachstum den Lichtmangel im höher werdenden Mais nicht vertrage.

Weiterhin werden Erträge der Untersaaten und des Maises untersucht sowie Nmin-Gehalte nach der Ernte. Jung betonte, dass die verschiedenen Systeme sehr standortabhängig sind und individuell getestet werden müssten.

Konkurrenzstarke Maispflanzen gesucht

Mareile Stever (Uni Göttingen) arbeitet an der Entwicklung von Maiszuchtmaterial mit optimaler Konkurrenzkraft gegenüber Unkraut. In ihrem Projekt werden verschiedene Unkrautdichten durch die gleichen Untersaaten, die auch Jung nutzt, simuliert. Ziel ist, aus jeweils 88 Vater- und Mutterlinien die sieben besten Genotypen – die schon 2013 zur Verfügung stehen sollen – zu selektieren.

Neben dem Feldaufgang bonitiert Stever Parameter wie Jugendentwicklung des Maisbestandes, Chlorophyllgehalt der Blätter als Hinweis für Stickstoffmangel sowie Beikrautdeckungsgrad und Beschattung des Unkrautes durch den Maisbestand. Als unkraut-tolerant gelten diejenigen Genotypen, die mit Untersaaten die höchsten Erträge bringen.

Dr. Ute Zöllner – LW 43/2012