Mais ist im Energieertrag kaum zu schlagen

Neue Rahmenbedingungen erfordern Anbaualternativen

Welche Alternativen hat die Biogasgewinnung zum Maisanbau? Um diese Frage ging es bei einer Tagung an der LTZ-Außenstelle Rheinstetten-Forchheim. Denn einerseits deckelt das neue EEG den Maisanteil und andererseits gewinnen Alternativen an Vorzüglichkeit.

Eine Mais-Alternative stellt die Durchwachsene Silphie dar.

Foto: Kobylinski

Klaus Mastel, Leiter der LTZ-Außenstelle Rheinstetten-Forchheim, verwies gleich zu Beginn der Veranstaltung auf die kommenden Veränderungen, die mit der Reform der EU Agrarpolitik und auch mit dem neuen, ab 2012 gültigen EEG (Energie-Einspeisegesetz) eingeleitet werden: „Künftig wird sich jeder Anbauer von Biogaspflanzen fragen müssen, welche Pflanzen neben dem Mais in die Fruchtfolge passen“, so der Pflanzenbauexperte. Dabei waren sich die Referenten in der Veranstaltung einig: Betrachtet man nur den kWh-Ertrag je Hektar, so ist unter den aktuellen Bedingungen der Mais als Fruchtart nur schwer zu schlagen, in der Rheinebene eigentlich überhaupt nicht.

In das neue EEG ist ein „Maisdeckel“ eingebaut

Jetzt aber haben sich politische Rahmenbedingungen entwickelt, die zunächst widersprüchlich erscheinen: Einerseits erhält im Zeitalter des deutschen Atomausstiegs die Bioenergie mehr Bedeutung. Andererseits ist in das neue EEG ein „Maisdeckel“ eingebaut, der für alle neu erstellten Biogasanlagen ab 2012 die anteilig eingesetzte Maismasse auf maximal 60 Prozent begrenzt. Dazu steht in der kommenden EU-GAP-Reform nach 2013 der Greening-Abzug in Aussicht. Damit droht den Landwirten eine 30-prozentige Verminderung der direkten Förderungen in der Ersten Säule, falls bestimmte Umweltanforderungen nicht erfüllt werden. Dazu gehört die Beachtung einer bestimmten Fruchtfolge aus mindestens drei Kulturen mit Anteilen von fünf bis maximal 70 Prozent.

Neben den neuen Begrenzungen gibt es aber auch neue Förderinstumente: Das EEG 2012 beispielsweise hat in Anlage II der neuen Biomasseverordnung bestimmte Pflanzenarten und Substrate aufgezählt, die einen Aufschlag bei der kWh-Vergütung bewirken. Zu ihnen zählen Leguminosen, Blüh- und Ackerrandstreifen ebenso wie Rinder- und Schweinegülle, Stroh, Winterrübsen, Leguminosen und Pflanzen wie die Durchwachsene Silphie.

Zuschläge im EEG machen Alternativen wirtschaftlich

Marcus Köhler von der LEL Schwäbisch Gmünd erstellte schließlich aus diesen Vorbedingungen aufschlussreiche Vergleichsrechnungen: Ausgehend vom Silomais und von einem mittelhohen Trockenmasseertrag von 15 t je ha bezifferte er die daraus normiert erzielbare Methanausbeute auf 106 Kubikmeter, was einem Stromertrag von 16301 kWh/ha entspricht. Nach Berücksichtigung der Vollkosten in Höhe von 1527 Euro (nach Prämienabzug) kam der Pflanzenbauökonom dann beim silierten Mais auf Strombereitstellungskosten in Höhe von 9,4 Euro-Cent je Kilowattstunde. Diesen ermittelten Kostenaufwand verglich Köhler dann mit den Alternativen zur Anbaukultur Mais.

Zunächst konnte er jedoch bei keiner Frucht eine günstiger erzeugte Kilowattstunde ermitteln. Bei der Zuckerhirse (18 t TM/ha) kostete die kWh 10,0 Cent und bei Triticale als Ganzpflanzensilage (14 t TM/ha) fielen 10,2 Cent pro kWh an. Bei der Grassilage schließlich führte die erzeugte TM-Menge von 14 t/ha zu Stromkosten je kWh in Höhe von 12,1 Cent.

Mit Hilfe der Zuschläge für Pflanzen der Einsatzvergütungsklasse II im neuen EEG aber veränderte sich dieses Bild: Bis zu einer (Neu-)Anlagenleistung von 500 kW steht beispielsweise für die Durchwachsene Silphie ein Zuschlag von 2 Cent/kWh bereit. Bei einem realen Ertrag von 18 t TM/ha errechnete Köhler für die Pflanze aus Nordamerika zunächst einen Kostenanteil von 13,4 Cent/ kWh, der sich dann auf 11,4 Cent/kWh verminderte. Dieser liegt zwar immer noch über den Referenzkosten von Silomais, der Vorsprung aber schwindet mit zunehmender Anlagengröße: So wird es für die Größenklasse 500 bis 750 kW einen Zuschlag in Höhe von drei Cent/kWh geben und für Anlagen oberhalb von 750 kW gar einen Zuschlag von vier Cent/kWh. Köhler ermittelte dann auch für die Anlagen der größten Leis­tungsklasse den kalkulatorischen Gleichstand zwischen Mais und der Durchwachsenen Silphie.

Generell aber werden die Pflanzen der Vergütungsklasse II mit dem neuen Zuschlagsrahmen eine veränderte Dynamik erhalten. Die Ackerleguminosen und Kleegräser ermöglichen mehr Gemengeanbau, erweiterte Fruchtfolgen oder beides gleichzeitig. Für Anlagen bis 500kW (+ 2 Cent/kWh) wurde von Köhler beispielsweise der Zwei-Kulturenanbau aus Titicale-GPS und Kleegrassilage kalkulatorisch erfasst. Nach jetziger Sichtweise wird sich dabei der Zuschlag nur auf die Kleegraskomponente beziehen können, weshalb die Kosten (bei 20 t TM/ha) nicht weniger als 9,4 Cent/kWh betragen werden. Würde der Zwei-Kulturenanbau aus der Abfolge aus Grünroggen und Silomais bestehen und 23 t TM/ha betragen, könnte das gleiche Kostenniveau von 9,4 Cent/kWh erreicht werden – ohne Zuschuss nach Vergütungsklasse II.

Humuszehrende Wirkung des Silomaisanbaus beachten

Wilhelm Wurth von der LAZBW Aulendorf sieht für die feucht-kühlen Standorte schon allein in der Einführung einer Fruchtfolge einen großen Fortschritt in Richtung Nachhaltigkeit, sowohl im ökologischen als auch ökonomischen Sinn. Dort sei zudem die Mehrzahl der Baden-Württembergischen schon jetzt die Biogasanlagen platziert. Er stellte zudem weitere Anbaukombinationen vor, die über einen Anbauzeitraum von fünf Jahren im Mittel pro Jahr 16,5 t TM/ha erbringen. Den Leguminosenzuschlag nach dem neuen EEG hatte er dabei noch unberücksichtigt gelassen.

Nach seiner Ansicht könne getrost auf exotische Energiepflanzen wie Sudangras oder Zuckerhirse verzichtet werden, weil an den genannten Standorten der reine Ackergrasanbau die selbe Ertragshöhe erreiche und die Kleegrasmischungen sogar noch leistungsfähiger seinen. Dafür aber könnten die Kombinationen aus Acker- und Kleegras noch einen positiven Beitrag zur Humusbilanz leisten. Für Wurth war das gleichzeitig auch ein Anlass, um vor der humuszehrenden Wirkung des Silomaisanbaus zu warnen, der im Durchschnitt pro Hektar und Jahr 560 kg an Humus-Kohlenstoff koste. Dem gegenüber komme über die große Wurzelmasse im Feldfutteranbau mehr als die genannte Humusmenge positiv in die Bodenbilanz mit hinein.

Heinrich von Kobylinski