Markgenossenschaften: Praxis trifft Politik im Wald

Treffen mittelhessischer Markmeister und Privatwaldeigentümer

Rund 30 Markmeister und Privatwaldbesitzer begrüßte Sylvia Ruppel, Vorstandsmitglied im Hessischen Waldbesitzerverband und Sprecherin der mittelhessischen Markgenossenschaften und Privatwaldbesitzer vorletzte Woche am Waldhäuschen in Bettenhausen.

Beim Jahrestreffen der oberhessischen Markmeister, von links: Sylvia Ruppel, Vorstandsmitglied im Hessischen Waldbesitzerverband; Dieter Schumann, Markmeister der Markgenossenschaft Bellersheim; Klaus Dietz, MdL und forstpolitischer Sprecher im Landtag, Christian Raupach, Geschäftsführer des Hessischen Waldbesitzerverbandes; Michael Freiherr von der Tann, Präsident des Hessischen Waldbesitzerverbandes; Wilhelm Jäger und Reiner Diffenbach.

Foto: Klaus Schwarz

Der forstpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Manfred Görig, und von der CDU, Klaus Dietz, waren ebenso mit von der Partie, wie der Leiter des Forstamtes Harald Voll und Revierleiter Alberding. Ganz besonders freute sich Sylvia Ruppel über den Besuch von Waldbesitzerpräsident Michael Freiherr von der Tann.

Freiherr von der Tann sprach über aktuelle Fragen der Forstwirtschaft und zur Politik. Holz sei gefragt, so von der Tann. In der Diskus­sion über Naturschutz und Klimawandel überzeuge der Rohstoff durch seine hervorragende Ökobilanz. Die Holznachfrage und die Preise entwickeln sich durch erhebliche Investitionen der Holzindustrie und durch den stark wachsenden Energieholzmarkt trotz der Stürme und der Wirtschaftskrise positiv. „Eigentlich könnte man denken, der Forstwirtschaft geht es doch gut“, so von der Tann. Doch ein Blick auf die Entwicklung der Rahmen­bedingungen mache nachdenklich.

Das Holzangebot aus Deutschland stehe im weltwei­ten Wettbewerb. In vielen Ländern der Erde könne man Balken und Bretter jedoch weitaus kostengünstiger und zu wesentlich geringeren sozialen und ökologischen Standards produzieren als in Deutschland. Und dennoch sattele die Politik permanent drauf. Das Problem sei jedoch in anderen Ländern zu beobachten. So habe die Regierung von Malaysia gerade die Umwandlung von 8 Mio. ha Urwald in Palmöl­plantagen genehmigt. Dort werde Palmöl produziert, was als besonders umweltfreundlicher Rohstoff nach Deutschland importiert und zur Herstellung von Ökostrom und eingesetzt werde. Das dafür Urwälder vernichtet wurden, werde keinem wirklich bewusst. Diese paradoxe Situation gelte es aufzuklären und zu ändern. Die deutsche Forstwirtschaft brauche dringend bessere Rahmenbedingungen.

Zum praktischen Naturschutz

Von der Tann nannte weitere Beispiele aus dem praktischen Na­turschutz, die verbes­se­rt werden müssten. Auch beim Rundgang durch den 90 ha großen Bettenhäuser Markwald kam Kritik von den Markmeistern an politischen Rahmenbedingun­gen. Bei der Förderung von Aufforstungen werden künftig zwar nicht mehr jede einzelne Pflanze gezählt, doch die Flächen müssten mit GPS-Geräten eingemessen werden, was im Wald Schwierigkeiten verursache. Da die GPS-Geräte unter dem Kronendach der Bäume viel ungenauer messen als in der freien Landschaft, würden die Flächenergebnisse bei jeder Messung stark schwanken. So ermitteltet Werte seien keine gute Grund­lage. Wenn bei einer Kontrollmessung durch die Behörden später kleinere Flächen ermittelt würden, müsste der Waldbesitzer Geld zurückzahlen, das er bereits in die Kultur investiert habe.

Hervorragende Buchen gesehen

Beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer von der hervorragen­den Holzqua­lität und den langschäftigen geraden Buchen im Bettenhäuser Markwald. Mit 330 Vorratsfestmetern ist der Forstbe­trieb hervorragend ausgestattet und wird auf Dauer gute Erträge abwerfen, prognostizierte Forstamtsleiter Harald Voll.

Anschließend wurde über die Themen Jagd und Holzabsatzförderung diskutiert. Der Waldbesitzerverband forderte die Markgenossenschaften auf, sich an einer freiwilligen Finanzierung des Holz­­marketings künftig zu beteiligen. Christian Raupach