Mechansich, chemisch, oder biologisch, oder alles zusammen

Die Maiszünslerbekämpfung gewinnt weiter an Bedeutung

Der Pflanzenschutz beschränkt sich im Maisanbau in der Regel auf eine Herbizid­anwendung. Doch durch die stärkere Ausbreitung des Maiszünslers in den letzten Jahren rückt die Bekämpfungsmaßnahme dieses Schädlings stärker in den Fokus. Über Notwendigkeit, Möglichkeiten und Durchführung der Maßnahmen berichten Alfons Weinand und Jürgen Mohr vom DLR Westerwald-Osteifel.

Aktuelles Foto Mai 2018: Silomaisanbau in Monokultur, Stoppelbearbeitung erst im Folgejahr, nicht gemulchte Maisstoppeln liegen oben auf. Nach erfolgreicher Ãœberwinterung erfolgt dann im Mai die Verpuppung zum neuen Falter.

Foto: Mohr

Der Maiszünsler ist ein bedeutsamer Schädling im Maisanbau. Bei Starkbefall ist mit erheblichen Ertrags- und Qualitätseinbußen zu rechnen. Seinen Ursprung hat der Falter in den warmen Regionen des Mittelmeers. Geschuldet der weiteren Ausdehnung der Maisfläche ist der Schädling mittlerweile auch in klimatisch weniger günstige Gebiete vorgedrungen. So ist er bereits auf den Britischen Inseln zu finden. In Deutschland trat er Ende der siebziger Jahre erstmal in Süddeutschland auf und breitet sich seit dem von dort weiter nach Norden aus.

Folglich hat der Zünsler auch im LW-Gebiet weiter zugenommen. Hierbei sind insbesondere die wärmeren Regionen stärker betroffen. Aber auch in den höher gelegenen Anbauregionen ist der Schädling mittlerweile anzutreffen. Der Befall liegt im Schnitt bei rund 10 Prozent befallener Pflanzen (mit großer Spannweite). In der Praxis wird hingegen noch ein gewisser Schaden toleriert. Behandlungen wurden bislang wenig durchgeführt. Die Gründe hierfür liegen am verhältnismäßig hohem Aufwand und fehlender Technik sowie dem unterschiedlichem Erfolg der Maßnahmen.

Schadbild des Mais-Zünslers

Die Zünslerlarve legt Bohrgänge im Inneren der Pflanzen an. Je nach Intensität und Wetterlage wird dadurch die Standsicherheit der Pflanze beeinträchtigt. Das auf den Blättern zu findende Bohrmehl und Raupenkot sowie abgeknickte Maisfahnen kurz nach der Blüte sind ein sichere Hinweise auf das Vorkommen des Schädlings.

Je nach Intensität setzt der Falter an verschiedenen Stellen der Pflanze an. So können Einbohrstellen oberhalb des Kolbens oftmals vernachlässigt werden. Die dadurch abknickenden Fahnen werden noch gut über die aktuelle Erntetechnik geborgen. Anders sieht es aus, wenn der Schädling Bohrgänge in den Kolben oder im unteren Bereich des Stängels anlegt. Derart geschädigte Pflanzen knicken beim ersten heftigen Wind um und werden auch mit der heute zur Verfügung stehenden Technik nur bedingt aufgenommen.

Weitere Qualitäts- und Ertragseinbußen entstehen dadurch, dass Wasser- und Nährstoffversorgung der Pflanze durch die Larve gestört werden. Herrscht darüber hinaus noch feucht warme Witterung, können an den Bohrlöchern Pilze (Fusarium) leicht eindringen. Neben der Stängel- und Kolbenfäule kann die Bildung von Toxinen die Futterqualität beeinträchtigen.

Entwicklungszyklus des Schädlings

Liegen günstige Bedingungen vor, fliegen die Falter im Juni aus den vorjährigen Maisfeldern in die neuen Schläge ein. Der Flughöhepunkt findet in der Regel von Juli bis Ende August statt. Die Falterweibchen legen ihre Eier an der Unterseite der Blätter ab. Daraus schlüpfen ein bis zwei Wochen später die Larven, die sich dann in das Innere der Maispflanze bohren. Verstärkt wird der Befall dadurch, dass einige Larven auch zur Nachbarpflanze wandern, wo sie dann gleich mit den Fraßgängen starten.

Das Ziel der Larven ist es, bis zum Stängelgrund zu kommen. Im Herbst ist daher die Masse der Larven im untersten Stängelglied dicht über dem Wurzelkopf der Maispflanze zu finden. Hier findet auch die Überwinterung statt. Nach erfolgreicher Überwinterung erfolgt dann im Mai die Verpuppung zum neuen Falter.

Ermittlung des Befalls

Da sich die Suche nach den Eigelege des Zünslers als recht schwierig rausgestellt hat, orientieren sich viel Anbauer an dem Vorjahresbefall. Werden im Herbst bei 100 aufgeschlitzten Maisstoppeln zwischen 30 bis 40Prozent der Pflanzen mit Larvenbesatz gefunden, ist eine Bekämpfung im Folgejahr ratsam. Sinnvoll ist eine Bekämpfung vor allem bei zu erwartendem stärkerem Befall im Körnermais. In 2017 hat sich bei Silomais auf Starkbefallsflächen ebenfalls eine Bekämpfungsmaßnahme gelohnt.

Möglichkeiten der Bekämpfung

Bei der effektivsten Maßnahme, der mechanischen Bekämpfung, geht es darum, die nach der Ernte auf der Fläche zurückgebliebenen Larven zu beseitigen. Bei Silomais liegt das Augenmerk auf der Stoppelbehandlung beim Körnermais darüber hinaus auf der Restpflanzenbehandlung.

Ein tiefes Abmulchen der Stoppeln beziehungsweise zerkleinern der Restpflanzen sorgt dafür, dass die Pflanzen aufgeschlossen werden und die Verrottung schneller stattfindet. Larven werden, sofern es möglich ist, zerquetscht. Bei einer anschließenden sauberen und tiefen Pflugfurche werden die Maisstoppel und das Maisstroh im Boden vergraben. Die in den Restpflanzen befindlichen Larven sterben unter Luftabschluss und fehlender Nahrung ab. Als positiver Nebeneffekt wird auch eine deutliche Reduktion des Fusariuminfektionsmaterials für die Folgekultur erreicht.

Da die flugfähigen Falter sehr mobil sind, macht diese Maßnahme nur Sinn, wenn alle Maisanbauer einer Region diese Maßnahme einschlagen. Ist diese Bekämpfung aus pflanzenbaulichen, ökonomischen oder gesetzlichen (z.B. wenig Bodendecke, fehlende Technik, Erosionsschutz) Gründen nicht möglich, kommt nur noch der biologische beziehungsweise chemische Pflanzenschutz in Frage. Wobei hier die biologische Bekämpfung mit Schlupfwespen (Trichogramma) in den Vordergrund gestellt werden sollte.

Das auf den Blättern zu findende Bohrmehl und Raupenkot sowie abgeknickte Maisfahnen und -stängel sind sichere Hinweise auf das Vorkommen des Schädlings.

Foto: landpixel

Bei dieser biologischen Maßnahme sollte der Nützling zu Beginn des Falterfluges ausgebracht werden, da nur so sichergestellt werden kann, dass die frisch gelegten Eier durch die Schlupfwespen vernichtet werden. Um den richtigen Ausbringzeitpunkt zu ermitteln werden Hilfswerkzeuge wie Pheromon- und Lichtfallen aufgestellt. Informationen zu den Fängen sind über die amtliche Beratung sowie auf der Internetplattform www.isip.de erhältlich. Ungünstige nass-kalte Wetterlage nach der Ausbringung reduziert die Erfolgsaussichten.

Beim chemischen Pflanzenschutz werden die jungen Larve bekämpft. Der optimale Bekämpfungszeitraum liegt beim Schlüpfen der Larve was mit dem Flughöhepunkt des Falters einher geht. Bei zu früher Anwendung wird ein Teil des Wirkstoffs verschenkt. Eine verspätete Anwendung hat zu Folge, dass sich die Larven im Stängel befinden und somit geschützt sind.

Auch sollte bei der Anwendung die erforderliche Technik zu Verfügung stehen. Der Mais verfügt zum Flughöhepunkt des Falters meist über eine Größe von bis zu 2 Meter, so dass Stelzenschlepper erforderlich werden. Als mögliche Mittel kommen Coragen 125 ml/ha (Anwendung eine Woche nach Flughöhepunkt) oder Decis forte 75 ml/ha beziehungsweise Steward 125g/ha (ab Flughöhepunkt des Falters) in Frage. Neben den chemischen Mitteln gibt es noch das biologisches Präparat Dipel ES 2,0l/ha (Bacillus thuringiensis), was ebenfalls gegen die Raupe wirkt und wie die chemischen Mittel anzuwenden ist.

 – LW 21/2018