Ministerin Höfken will Roundup verbieten
Zulassung von Glyphosat läuft aus, Streit um Verlängerung
Nach dem Willen der rheinland-pfälzischen Weinbau- und Landwirtschaftsministerin, Ulrike Höfken, soll die Zulassung von Glyphosat, dem Wirkstoff im Herbizid Roundup nicht mehr verlängert werden, weil ein argentinischer Embryologe Fehlbildungen bei Embryonen von Amphibien und Hühnern nach der Verabreichung von Glyphosat festgestellt haben will.
Um diese, so Höfken, alarmierenden Forschungsergebnisse medienwirksam vorstellen zu können, hatte die Ministerin den Embryologen Andrés Carrasco nach Mainz eingeladen. In seinem Vortrag stellte der Wissenschaftler seine Ergebnisse vor, musste aber zugeben, dass eine direkte Korrelation zwischen Glyphosat und Schädigungen noch nicht gegeben seien und weitere Untersuchungen durchgeführt werden müssten.
Missbildungen bei Kindern durch Glyphosat?
Er behauptete, dass aufgrund der großen Ähnlichkeit der frühen Embryonalentwicklung bei allen Wirbeltieren die Studienergebnisse bei Amphibien durchaus auf den Menschen übertragbar seien. Die Anzahl von Fehlgeburten und Missbildungen sowie Krebs bei Kindern in Argentinien sei daher erklärbar, so der Professor. Glyphosat könne die Blut- und Plazentaschranke überwinden und sich in embryonalen Zellen anreichern. Carrasco widersprach dem Einwand, dass nur die Beistoffe (Netzmittel) besonders giftig seien: „Wir haben in den Versuchen den Embryonalzellen verdünntes Glyphosat direkt injiziert – ohne jegliche Zusätze“. Der Embryologe leitete daraus den Schluss ab, dass auch europäisches Roundup gesundheitsschädlich sei, selbst wenn es eine andere Zusammensetzung als die Varianten in Südamerika hätte.
Laut Aussage der Ministerin werden in Deutschland etwa 5 000 Tonnen dieses Pflanzenschutzmittels ausgebracht. Es sei das mit Abstand am häufigsten eingesetzte Pflanzenschutzmittel, das im Ackerbau und in Sonderkulturen eingesetzt werde. Höfken stellte fest, dass die argentinischen Forschungsergebnisse klar im Widerspruch zur Bewertung von Glyphosat durch die europäische und deutsche Zulassungsbehörde stehe und forderte eine Einbeziehung der argentinischen Forschungsergebnisse in eine Neubewertung. Alarmierend fand die Ministerin, dass in importierten Futtermitteln Rückstände von Glyphosat gefunden worden seien, in rheinland-pfälzischen Futtermittelproben allerdings bisher keine diesbezüglichen Rückstände gefunden wurden.
Auf die Frage, warum die deutschen Zulassungsbehörden für Pflanzenschutzmittel, die zu den strengsten weltweit gehörten nicht zu ähnlichen Ergebnissen gekommen seien, konnte Carrasco keine Antwort geben, musste aber eingestehen, dass der Anwenderschutz in Deutschland und Europa einen deutlich höheren Stellenwert habe als in Südamerika. Auch werde in Argentinien der Stoff großflächig aus dem Flugzeug ausgebracht.
„Die Art der Anwendung führt dabei zum großen Problem der Abdrift. Dagegen ist die Abdrift bei der Hubschrauberausbringung bei uns lächerlich“, sagte die Ministerin, blieb bei ihrer Forderung, die Glyphosatzulassung bis zur Klärung auszusetzen.
Umweltministerin Höfken wies darauf hin, dass die Forschungsergebnisse der Wissenschaftler im Gegensatz zu den Bewertungen von Glyphosat durch die europäischen Zulassungsbehörden stehen, die keine gesundheitliche Gefährdung sehen. Verboten hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit allein, dass bestimmte Glyphosatmittel, die so genannte Tallowamine enthalten, auf Futtermittelkulturen ausgebracht werden. Diese Informationen sollen zur Bewertung von Roundup integriert werden, so die Ministerin. sb