Multiplikatoren über moderne Landwirtschaft informieren

Lehrer erhalten realistischen Einblick in die Tierhaltung

Gemeinsam initiiert von der Arbeitsgruppe „Bauernhof als Klassen­zimmer“, dem Hessischen Bauernverband, dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, den Kreisbauernverbänden Waldeck und Frankenberg und vom Landkreis Waldeck-Frankenberg wurde ein inten­si­ves zweitägiges Seminar zum Thema „Landwirtschaft für Lehrkräfte“ für Lehrerinnen und Lehrer am 22. und 23. September mit Besuch von fünf Waldeck-Frankenberger Betrieben durchgeführt.

Im Putenmastbetrieb der Familie Meier werden 14 000 Tiere gehalten. Die Teilnehmer durften durch den Bestand gehen. Ihnen wurde auch von den Betriebsleitern erläutert, dass es einen Stall für erkrankte Puten gibt und warum Tiere beim kleinsten roten Punkt am Hals isoliert werden müssen. Die Lehrer waren von der großen Anzahl der Tiere beeindruckt und auch erschrocken. Erschütternde Eindrücke waren hingegen nicht zu sehen. Sie disku­tierten mit den Betriebsleitern unter anderem über die Themen Schnabelbehandlung, das Schlachten und über den Transport zum Schlachthof.

Foto: Stephanie Wetekam

Das Seminar wurde vom Zentrum für Lehrerbildung an der Philipps-Universität Marburg in Kooperation mit den Kreisbauernverbänden Waldeck und Frankenberg durchgeführt.

Landwirtschaft im Wandel und vor Herausforderungen

Expertenvorträge am ersten Abend ermöglichten die Vertiefung des Wissens. Der theoretische Teil dieses Seminars fand im Betrieb Büchsenschütz in Vöhl-Harbshausen statt. Darin ging es unter anderem um die Entwicklung der Landwirtschaft im Jahrhundertvergleich, um den Struktur- und gesellschaftlichem Wandel sowie um die Entwicklung und Ernährung der Weltbevölkerung und zugleich um die Schonung von Ressourcen.

Den 25 teilnehmenden Lehrern wurde die Gelegenheit geboten, Landwirtschaft in der Praxis kennenzulernen. Die Diskussionen zeigten, dass die Kluft zwischen der Entwicklung der Landwirtschaft und den Bildern über die Landwirtschaft in den Köpfen vieler Menschen sehr groß ist. Sie zeigten auch, dass der Blick von außen Landwirten eine andere Sicht auf Dinge liefern kann.

Auf dem Programm standen am ersten Tag der Mastschweine­betrieb von Heiko Griesel in Twistetal-Twiste und der Putenmastbetrieb von Jörg Meier in Waldeck-Dehringhausen. Am zweiten Seminartag besichtigten die Teilnehmer den Milchvieh-Biobetrieb von Albert Brandt in Twistetal-Elleringhausen, ferner die industrielle Biogasanlage der Viessmann KG in Allendorf und den konventionellen Milchviehbetrieb der Rindte GbR in Battenberg-Berghofen.

Heiko Griesel vor dem Betreten seines 1 500er-Mastschweinestalles: „Sie können sich frei umschauen und jede Tür öffnen, es gibt nichts was wir verbergen.“ Von dieser Offenheit waren die Lehrer beeindruckt.

Foto: Stephanie Wetekam

Kein verzerrtes Bild von der Nutztierhaltung vermitteln Insbesondere die Besichtigung eines Puten- und eines Schweinemastbetriebes war für alle Teilnehmer Neuland. Inmitten der Tiere standen die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter für alle Fragen rund um die Tierhaltung bereit. Dabei wurden auch kritische Themen nicht ausgespart und auch kontrovers diskutiert. Ferner konnten die Teilnehmer einen biologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieb mit einem konventionellen Milchhof vergleichen. Zusätzlich wurde die Biomasse als erneuerbare Energiequelle und alternativer landwirtschaftlicher Produktionsschwerpunkt vorgestellt.

Das Seminar bot vielfältige Anreize, die agrarische Umweltbildung in den Schulunterricht zu integrieren und landwirtschaftliche Betriebe als außerschulische Lernorte für Schülerinnen und Schüler in Betracht zu ziehen. Ferner hatten die Lehrerinnen und Lehrer die Gelegenheit, speziell konzipierte Unterrichtsmaterialien zu sichten und gleich vor Ort zu testen.

Die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer haben den beiden Kreisbauernverbänden nach dieser Veran­staltung eine sehr positive Rückmeldung von diesem Seminar gegeben.

KBV Waldeck/KBV Frankenberg – LW 40/2016