Mutterkuhhaltung, Bullenmast und Vermarktung

Tageslehrfahrt ins Ahrtal

Kürzlich fand die diesjährige Tageslehrfahrt des Beratungsring Rindfleischerzeugung und des Rindermastkontrollring Kaiserslautern zusammen mit der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK) statt. Ziel der Fahrt in diesem Jahr war die Region nordwestlich von Koblenz. Gerhard Henn von der LWK berichtet.

Ihre Rinder hält Familie Delord in einem Offenstall. gefüttert werden die Tiere mit selbst erzeugtem Futter.

Foto: Gerhard Henn

Bei herrlich kaltem und klarem Winterwetter war die erste Station das Ahrtal. Der Landskronerhof der Brüder Marcel und Pascal Delord liegt wunderschön in der Nachbarschaft der Burgruine „Reichsburg Landskron“ der auch der Namensgeber für die Hofanlage ist. Familie Delord bewirtschaftet einen landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb mit circa 120 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LN), welches in 50 ha Ackerland und 70 ha Grünland aufgeteilt ist. Der Betrieb ist Teilnehmer im Umweltprogramm „Partnerbetrieb Naturschutz“ in deren Verlauf verschiedene Vertragsnaturschutz-Projekte als Maßnahmen zur Steigerung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft in Abstimmung und Beratung des DLR und den Naturschutzbehörden umgesetzt werden. Mit etwa 35 genetisch hornlosen Limousin Mutterkühen und der dazugehörenden Nachzucht sowie dem Zukauf von Absetzern aus zwei regionalen Mutterkuhbetrieben wird im Betrieb Delord Rindfleisch produziert und regional verkauft.

Regionaler Absatz auf Verbraucherwunsch hin

Abnehmer ist ein regionaler Metzger der auch die Rinder für die gut funktionierende Direktvermarktung (DV) schlachtet. Seit Oktober wird auch eine Vermarktungsschiene über die Regionalmarke Eifel bedient, bei der vier regionale Rewe Märkte mit 20 bis 22 Monate alten Bullen der Haltungsform 3, beliefert werden. Unter dem Namen “Eifel-Frischluftstall“ haben die ERAG, der Rewe-Markt Hundertmark, die Landwirtschaftskammer und die Regionalmarke Eifel ein Projekt auf den Weg gebracht das auf Regionalität und somit den Verbraucherwunsch abgestimmt ist. Zu einem weiteren Betriebszweig sind mittlerweile die Legehennen geworden, die seit 2012 gehalten werden. Sie sind zahlenmäßig regelmäßig bis auf aktuell 700 Tiere gewachsen und in drei mobilen Ställen beheimatet. Familie Delord füttert ihre Rinder mit überwiegend regional selbst erzeugtem Futter sowie einem Teil Rübenschnitzel die aus der nahegelegenen Zuckerfabrik zugekauft werden. Der gesamte Betrieb der Familie Delord ist sehr gut organisiert und ist für die regionale Ausrichtung der Landwirtschaft ein hervorragendes Aushängeschild.

Gemischtbetrieb mit Bullenmast und Ackerbau

Die zweite Station des Tages war der Betrieb Genn GbR in Wehr. Familie Genn bewirtschaftet einen landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb mit Bullenmast und Ackerbau, sowie diversen Lohnarbeiten. 1985 hat der Betrieb den ersten Bullenmaststall mit 70 Mastplätzen, wie damals typisch, mit Vollspaltenboden, und rundherum geschlossen, gebaut. 2011 wurde dann ein neuer moderner als Offenfrontstall konzipierter Strohstall gebaut. Der Stall ist mit eigenen Fressgitterlösungen und zweimal 40 cm Abstufungen in der Tiefstreufläche ausgestattet und sehr funktional. Dies ermöglicht eine Mistlagerung auf den Liegeflächen im Stall für circa drei Monate. Das Einstreuen der Buchten erfolgt mittels geschnittenem Stroh, das über eine Strohbühne der Liegefläche zugeführt wird. Das Einstreuen kann so auch leicht mit einer Person durchgeführt werden.

Die Qualitäten der Absetzer die zum Einstallen zugekauft werden sind überwiegend gut bis sehr gut und werden hauptsächlich bei regionalen Mutterkuhhaltern zugekauft. Teilweise werden auch Einstalltiere auf der Auktion in Krefeld gesteigert, da die regionalen Absetzer in den letzten Jahren immer weniger wurden. Die Vermarktung der fertigen Mastbullen erfolgt über vier Metzger in der Region und zu einem kleinen Teil auch über den Handel. In dem in den Betrieb integrierten Lohnunternehmen werden vor allem Maßnahmen zur Gülleausbringung und zum Pflanzenschutz angeboten. Für die Getreidelagerung und den Maschinenpark wurde 2023 eine sehr funktionale Lagerhalle errichtet. Die innovativ ausgerichtete Halle wurde extrem weit angeschleppt und bietet so auch außerhalb des Innenraums enorm viel Lagerplatz für Stroh und Heu. Grundsätzlich wird im Betrieb Genn sehr viel Wert auf eine gute Maschinenpflege gelegt und somit auch auf die Langlebigkeit geachtet. Dies spart dauerhaft Kosten für den Maschinenpark und das angeschlossene Lohnunternehmen. Der Betrieb Genn ist insgesamt sehr gut für die Zukunft aufgestellt. Mit drei Arbeitskräften ist eine gute Schlagkraft vorhanden, die vor allem im Lohnunternehmen gebraucht wird. Des Weiteren werden Qualität und Nachhaltigkeit sowohl bei Vieh als auch bei den Maschinen großgeschrieben, was einerseits Ressourcen schont, aber auch eine gute Wirtschaftlichkeit ergibt.

Der dritte Betrieb des Tages war der Betrieb Doetsch in Andernach. Sarah Doetsch bewirtschaftet gemeinsam mit drei Vollzeitmitarbeitern einen landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb mit 50 Mutterkühen, 15 Pensionspferden, 600 Legehennen, circa 120 ha LN sowie einer angeschlossenen Direktvermarktung. Der Ursprung des Betriebes wurde durch den Großvater gelegt, der Ende der 70-er Jahre den Betrieb gekauft und im Nebenerwerb geführt hat. Nach der Pferdezucht wurden gute Kälber zugekauft und Rinder gezüchtet. Die studierte Betriebswirtschafterin hatte den Betrieb zunächst im Nebenerwerb geführt und mit Blondé Aquitaine Rindern begonnen was sich aber nicht dauerhaft durchsetzen konnte. Nach der Rasse Angus wurden Charolais Mutterkühe gezüchtet die auch heute noch neben den Angus 50 Prozent der Herde darstellen.

Gute Fleischleistung der Charolais Mutterkühe

Die sehr guten rahmigen Qualitäten der Angusherde und die fleischigen schweren Charolais Mutterkühe bringen eine gute Fleischleistung und somit ein gutes Ausgansmaterial für die angeschlossene Weitermast der Absetzer. Die Vermarktung der Masttiere erfolgt teilweise über Metzger, aber größtenteils über den angeschlossenen Hofladen. Die Fütterung der Masttiere erfolgt mit selbst im Ackerbau und Grünland produziertem Futter. Die Besonderheit bei der Fütterung ist die Süßlupine mit deren Hilfe die Eiweißkomponente des Futters abgedeckt wird. Der gepflegte äußere Eindruck des Betriebes Doetsch ist ein besonderes Merkmal und Aushängeschild für die gut organisierte und gut funktionierende Direktvermarktung.

Die Vielschichtigkeit des Betriebes Dötsch durch die verschiedenen wirtschaftlichen Standbeine ist eine sehr gute Grundlage für die Zukunft. Aber auch das innovative Denken der Betriebsleiterin und das stete Anpassen der betrieblichen Ausrichtung gibt dem Unternehmen eine erfolgreiche Zukunftsprognose.

An dieser Stelle muss besonders den Betriebsleitern gedankt werden, die sehr freundlich und ohne Zögern zugesagt haben um ihre Betriebe zu zeigen. Die Besuchergruppe wurde mit sehr viel Engagement und Gastfreundschaft empfangen.

Gerhardt Henn, lwk rlp – LW 9/2025