Nach der Aussaat ist vor der Behandlung

Zuckerrübenaussaat 2024 im LW-Gebiet

Die Aussaat der Zuckerrüben ist je nach Anbaugebiet unterschiedlich weit fortgeschritten. Das LW hat die Geschäftsführer der Anbauverbände Hessen-Pfalz, Wetterau und Kassel um einen Lagebericht in diesem Frühjahr gebeten.

Junge Zuckerrübe massiv umgeben von Gänsefuß und Vogelknöterich.

Foto: Adam

Die Herausforderung im Frühjahr 2024 bestand in nassen, dicht lagernden Böden mit teilweisen Verdichtungen aus dem Herbst und klutigen Bodenstrukturen sowie nicht abgefrorenen Zwischenfrüchten. Der Wegfall von Glyphosat im Wasserschutzgebiet bereitet einigen Betrieben zusätzlich Probleme. Nichtsdestotrotz hat die Witterung letzte Woche mitgespielt und mittlerweile befinden sich die Zuckerrüben im Südwesten zu 90 Prozent im Boden.

Im Süden sind 90 Prozent der Rüben im Boden

Durch die Nässe war es oft schwer, ein richtiges Saatbett zu bereiten. Deshalb haben viele auf einen weiteren Bearbeitungsschritt verzichtet und außerhalb von Wasserschutzgebieten im Vorauflauf Glyphosat oder im Nachauflauf in Wasserschutzgebieten ein Gräserherbizid angewendet, um die Altverunkrautung zu beseitigen.

Wenn die Befahrbarkeit der Flächen nicht gegeben ist, kann nichts erzwungen werden, weil sonst die Bodenstruktur leidet. Das schönste Saatbett 2024 entstand durch eine oberflächliche Bearbeitung bei Frost mit Kreiselegge oder Kompaktor. Bei Glyphosat-Verbot zeigt der Pflug mit solcher Bearbeitung saubere Flächen.

Durch die anhaltende Bodenfeuchtigkeit und frühlingshafte Temperaturen erfolgte ein schneller Aufgang binnen zehn bis 14 Tagen nach der Aussaat. Das ist enorm wichtig, weil die Zuckerrübe im Keimblattstadium am anfälligsten ist. Bereits Anfang März ermöglichten trockene fünf Tage die Aussaat in Rheinhessen. Diese Rüben sind schon ins Laubblattstadium übergegangen.

Nachdem die Aussaat in den meisten Gebieten in KW 14 wegen Regen unterbrochen werden musste, konnten die restlichen Flächen in der folgenden Woche bestellt werden. Durch Nachtfröste entstand bis dato kein Schaden.

Schädlinge und Unkräuter gedeihen ebenfalls gut

Die warmen Temperaturen fördern auch die Entwicklung der Schädlinge. Auf einigen Flächen finden sich immer wieder Rüben, bei denen die Keimblätter ,,schlappen““. Gräbt man sie frei, findet man oft ein fadendünnes Hypokotyl und in direkter Nähe einen Drahtwurm oder Tausendfüßler. Fruchtfolgen mit Kartoffeln und Mais sind stärker betroffen. Dagegen kann nichts unternommen werden. Weiterhin ist auf einigen Flächen der Erdfloh vertreten. Oftmals findet man auch schon halb abgefressene Keimblätter. Hier bietet sich eine Bekämpfung mit einem Pyrethroid an.

Mit den auflaufenden Rüben wachsen auch die Unkräuter. Hier darf angesichts der günstigen Bedingungen nicht lange gezögert werden, denn die besten Bekämpfungserfolge werden im Keimblattstadium der Unkräuter erreicht. Durch die sonnige Witterung ist die Wachsschicht gut ausgeprägt, um Verbrennungen zu vermeiden. Bodenherbizide können ebenfalls ihre volle Wirkung entfalten, da nach wie vor Bodenfeuchte vorhanden und Regen in Sicht ist. Sowohl die blatt- als auch die bodenaktive Komponente kann in voller Aufwandmenge gefahren werden. Sollten aufgrund hohen Unkrautdrucks Spezialherbizide ab der ersten Herbizid-Behandlung ins Spiel kommen, sollte Beratung in Anspruch genommen werden. Sebastian Adam,

ARGE Zuckerrübe Südwest Verzögerter Start in der Wetterau

Das Rübenjahr 2024 startete in der Verbandsregion Wetterau mit einiger Verzögerung. Die nasse Frühjahreswitterung erschwerte die Bodenbearbeitung in einigen Regionen, der Umbruch von Zwischenfrüchten und eine Saatbettbereitung verzögerte sich. Die Zuckerrübenaussaat in der Wetterau startete in den letzten Märztagen. Einige wenige hatten bereits Mitte März kurze Zeitfenster zur Aussaat genutzt, in den ersten Apriltagen folgte mit Sonnenschein dann die Hauptaussaat.

Besonders auf schweren Böden war eine Bodenbearbeitung nicht möglich, die Befahrbarkeit zunächst eingeschränkt. Immer wieder unterbrachen Niederschläge im März die Feldarbeiten und mit einer hohen Niederschlagssumme von Winter bis Frühjahr zeigte sich besonders in tieferen Bodenschichten anhaltende Nässe. Vereinzelt mussten Anbauer in ihrer Flächenplanung Änderungen vornehmen, da die Staunässe eine Bearbeitung im Zuge der Rübenaussaat nicht zuließ.

Wurden Flächen zu früh zu tief bearbeitet, konnten Erdkluten und Verdichtung zum Problem werden. In vielen Regionen musste zunächst abgewartet werden. Und auch die anschließende Aussaat wurde bis Anfang April immer wieder durch Niederschläge unterbrochen.

Zunächst war eine gute Wasserversorgung aus dem Frühjahr heraus im Oberboden gegeben, so konnten die Rübenpillen das Kapillarwasser zum Keimen optimal nutzen. Verschlämmung war trotz einsetzender Niederschläge auch dieses Jahr kein Thema.

Leichter Frost blieb bisher folgenlos

Warme Temperaturen ab Ende der ersten Aprilwoche brachten jedoch eine schnelle Erwärmung der Böden, wodurch die ausgesäten Rüben zügig keimen konnten und aufliefen. Kalte Nächte bis zu leichtem Frost Mitte April ließen die Anbauer in einigen Regionen noch einmal bangen, Schäden wurden bisher jedoch nicht festgestellt. Nun bleibt es abzuwarten, ob auch im Zuge der Eisheiligen Schäden an den jungen Rübenbeständen ausbleiben.

Im überwiegenden Teil des Verbandsgebietes konnte mit einer Warmwetterphase die Aussaat der Zuckerrüben im Laufe der zweiten Aprilwoche zügig voranschreiten. Aktuell sind zwischen 70 und 80 Prozent der Flächen des Verbandsgebietes bestellt. Regional ist die Aussaat bereits abgeschlossen, dies hing von der Niederschlagsverteilung und der Böden ab. Mit einer verzettelten Aussaat sind bereits Rübenbestände aufgelaufen und die erste NAK wird ab Mitte April bereits geplant.

Marie-Christin Mayer, Verband Wetterauer Zuckerrübenanbauer e.V.

Nordhessen: Nässe machte Frostgare zunichte

Über die Wintermonate Dezember und Januar waren im Verbandsgebiet Kassel mehrere Frostphasen mit teilweise zweistelligen Minustemperaturen zu verzeichnen. Dies führte dazu, dass Zwischenfruchtbestände überwiegend gut abfroren und sich in der Folge gut bearbeiten und einarbeiten ließen.

Die Vermutung, dass die Fröste auch eine gute Bodengare hinterlassen hätten, bestätigte sich allerdings nicht. Hohe Niederschlagsmengen mit regional sehr unterschiedlicher Verteilung in den Wintermonaten führten zu dicht lagernden Böden, die nur zögerlich abtrockneten. Besonders im nördlichen Bereich war die Situation aufgrund höherer Niederschlagsmengen noch stärker verzögert. Vielfach erforderten die feuchten Bedingungen in den tieferen Bodenschichten viel Geduld bei den Landwirten.

Schließlich konnte zur ersten Aussaat-Phase in der zweiten Märzdekade ein geringer Anteil der Gesamtfläche im Verbandsgebiet gesät werden. Damit begann das Anbaujahr 2024 gerade mal wenige Wochen nachdem die letztjährige Zuckerrübenkampagne im Werk Wabern beendet wurde.

Großer Teil ist gesät, aber unter schwierigen Bedingungen

Auch in der Karwoche und nach Ostern bremsten immer wieder einsetzende Niederschläge die Feldarbeiten bei allen Kulturen. Erst zum Ende der ersten Aprildekade entwickelte sich eine Woche mit trockenen Bedingungen und hohen Temperaturen, die dann auch intensiv für Aussaatarbeiten genutzt wurde, so dass ein hoher Anteil der vorgesehenen Fläche unter allerdings nicht immer optimalen Bedingungen gesät werden konnte. Anschließend wieder einsetzendes „Aprilwetter“ und auftretende Niederschläge sorgten für ausreichend Feuchtigkeit für eine zügige Keimung und Auflauf der Rüben.

Im Anbaujahr 2024 stehen im Zuckerrübenanbau alle wichtigen herbiziden Wirkstoffe aus den letzten Jahren weiterhin zur Verfügung. Damit sollten sich die Rübenbestände weitgehend frei von Unkräutern und -gräsern halten lassen. Als weitere Variante nutzt im Verbandsgebiet Kassel eine steigende Anzahl von Betrieben das Conviso-Smart-System. Die Erfahrungen aus dem letzten Anbaujahr mit diesem System aus Sorte und entsprechendem Herbizid waren überwiegend positiv.

Im Verbandsgebiet Kassel wird für das aktuelle Anbaujahr mit einer konstanten Anbaufläche auf dem Niveau der Vorjahre gerechnet.

Rüdiger Nagel,  Verband der Zuckerrüben- anbauer Kassel e.V.
 – LW 16/2024