Nach der Ernte gewaschen, poliert und verpackt

Pfälzer Möhren für den Einzelhandel

Der Pfälzer Möhrenspezialist Schlosser Gemüsebau gehört zu den Großen der Branche. Das Unternehmen vermarktet den Großteil seiner Möhren an den gesamten deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Rund 20 Prozent der erzeugten Ware wird zudem ins europäische Ausland verkauft.

Von Anfang Juni bis Ende Dezember ist der Möhrenvollernter im Einsatz.

Foto: Imke Brammert-Schröder

Es ist 9 Uhr morgens und es herrscht Hochbetrieb in den Hallen von Schlosser Gemüsebau in Schifferstadt in der Pfalz. Frisch geerntete Möhren, dunkel von der anhaftenden Erde, werden abgeladen und über ein Förderband in die Wäsche geleitet. Bis sie, appetitlich sauber, in Beutel oder Schalen abgepackt werden, durchlaufen die Möhren einige Stationen in der großen Halle: Nach der Wäsche werden sie poliert, sortiert und nach Kundenwünschen kalibriert. Die Pfälzer Speisemöhren verlassen noch am selben Tag den Hof und werden in den Läden nahezu aller Lebensmitteleinzelhändler und Discounter in Deutschland angeboten.

Auf Möhren spezialisiert

Der Gemüsebaubetrieb Schlosser gehört zu den größten Möhrenerzeugern in Deutschland. Das Familienunternehmen wird von den Brüdern Theo und Bernd Schlosser geführt. Auf etwa 500 ha wachsen Möhren, die als Wasch- und Bundmöhren von den Schlossers im In- und Ausland vermarktet werden. Außerdem wachsen auf den Feldern im Umkreis von 30 km um Schifferstadt herum Rettich, Lauchzwiebeln, Radieschen, Speiserüben sowie Getreide. Der Anbau von Zwischenfrüchten ist selbstverständlich. Der Betrieb ist stetig gewachsen, seit ihn die beiden Brüder 1984 übernommen haben. Heute zählt „Schlosser Gemüsebau“ zu den führenden Betrieben der Branche.

Frank Weisbrod führt mit seinem Bruder den Gemüsebaubetrieb Schlosser.

Foto: Imke Brammert-Schröder

Mit dem Marktverlauf bei den Möhren ist das Unternehmen zufrieden. „Die Möhren sind mit guten Preisen in die Saison gestartet, weil wenig ausländische Ware verfügbar war“, erklärt Frank Weisbrod, bei Schlosser unter anderem für das Qualitätsmanagement zuständig. Die Saison, in der der Markt mit frischer Ware aus heimischer Erzeugung versorgt wird, geht von Anfang Juni bis Ende Dezember. Danach wird auf Lagerware zurückgegriffen. 95 Prozent der von Schlosser Gemüsebau ver­kauften Möhren werden selbst erzeugt. Für das Wintergeschäft wird Ware zugekauft und eingelagert, um den Handel kontinuierlich beliefern zu können. Im Frühbereich liefern Partnerbetriebe Möhren zu, mit denen die Schlossers schon langjährige Beziehungen pflegen.

Abgepackte Ware ist Standard

Der Lebensmitteleinzelhandel verlangt abgepackte Ware, vornehmlich in 1 kg-Gebinden in einer Schale oder im Beutel. Rund 80 Prozent seiner Menge verkauft Schlosser auf diese Weise. Die Handelspartner verlangen vom Erzeuger durchaus Flexibilität: „Es kommt vor, dass der Handel mal kleinere Verpackungseinheiten nachgefragt oder auch 3 kg-Beutel haben will, weil er Sonderaktionen zum Einlagern fährt“, sagt Gärtnermeister Weisbrod. Zu den Kunden des Unternehmens zählt der gesamte LEH inklusive der Discounter. „Aber vor allem verfolgt der Handel zurzeit zwei Trends, und zwar die Themen Regionalität und Bio.“

Frisch geerntete Möhren, dunkel von der anhaftenden Erde, werden abgeladen und über ein Förderband in die Wäsche geleitet.

Foto: Imke Brammert-Schröder

Label, die auf Regionalität setzen, sind für Schlosser immer dann schwierig umzusetzen, wenn sie auf ein Bundesland beschränkt sind. „Der Markt in Rheinland-Pfalz ist klein. Wir produzieren unsere Möhren zwar auch in Südhessen, können aber die Mengen nicht erfüllen, die für landesweite Siegelprogramme aus Hessen gefordert werden“, erklärt Weisbrod. Vorteilhaf­ter wäre es für das Unternehmen, wenn der Begriff der Regionalität auf die Region bezogen würde.

Biomöhren sind gefragt

„Die Nachfrage und der Markt für Biomöhren ist stetig gewachsen. Deshalb haben wir inzwischen 100 ha unserer Betriebsfläche auf biologische Wirtschaftsweise nach EU-Richtlinien umgestellt“, sagt Frank Weisbrod. Er ist für die Bioproduktion verantwortlich und beschreibt, welche Kriterien für ihn bei der Auswahl der Flächen maßgeblich waren: „Wir haben versucht große Einheiten zu bilden und Flächen gewählt, die durch Straßen oder Bahndämme von den konventionell bewirtschafteten Äckern abgegrenzt sind, um Kontaminationen mit Pflanzenschutzmitteln durch Abdrift zu vermeiden.“ Auf dem Biobetrieb werden neben Möhren noch zahlreiche andere Gemüsearten angebaut, unter anderem Kartoffeln und Buschbohnen. „Unser Hauptprodukt ist aber die Möhre. Mit einigen ausgesuchten Partnerbetrieben produzieren wir zusammen 70 ha Biomöhren im Jahr.“

Rückverfolgbarkeit bis auf den Acker

Die einzelnen Lebensmittelkonzerne haben eigene Höchstgrenzen für Wirkstoffrückstände im Gemüse festgelegt, die über die Vorgaben des Gesetzgebers hinausgehen. Damit sichergestellt ist, dass nur rückstandsfreie Ware in den Handel gelangt, wird vor Rodebeginn ein unabhängiges Unternehmen beauftragt, auf den zur Ernte anstehenden Flächen Proben von den Möhren zu entnehmen. Der Probenehmer versieht die Probestelle mit einer GPS-Markierung, um die Rückverfolgbarkeit der Probe zu garantieren. Die Koordinaten werden von manchen Handelspartnern angefordert, auf jeden Fall aber in der Ackerschlagkartei hinterlegt.

Erst nachdem die Untersuchungsergebnisse vom Handelspartner freigegeben wurden, werden die Möhren geerntet. Durch die vom Handelspartner vergebene Chargennummer, die auf jede Verpackung gedruckt wird, lässt sich die Herkunft der Möhren bis auf den Acker zurückverfolgen.

Bei Schlosser werden verschiedene Möhrensorten angebaut. Kriterien bei der Sortenwahl sind der Geschmack, aber auch Verarbeitungskriterien wie Bruchfestigkeit und ausreichende Tole­ranzen gegen bestimmte Krankheiten. „Wir machen jedes Jahr eigene Sortenversuche, um die für den Betrieb geeigneten Sorten für den Früh- und Spätbereich herauszufinden“, erklärt Frank Weisbrod.

Flächentausch mit anderen Betrieben

Der Gemüsebaubetrieb Schlosser liegt in einer intensiv genutzten Gemüsebauregion. Die meisten Betriebe haben sich auf wenige Kulturarten spezia­lisiert. Die Flächen werden im Laufe des Jahres doppelt, manche auch dreifach genutzt. Um die Nachteile einer zu engen Fruchtfolge auszuschließen, werden die Gemüsebauflächen zwischen den Betrieben getauscht. „Wir tauschen jedes Jahr mindestens 300 ha. Tauschpartner sind in der Hauptsache Kartoffel- und Gemüsebaubetriebe und wenige reine Ackerbauern. 80 bis 90 Prozent der Flächen haben wir immer mal wieder für ein oder zwei Jahre in der Bewirtschaftung“, erklärt Weisbrod. „Da alle im selben Boot sitzen, funktioniert der Flächentausch bei uns in der Region gut.“

Nach der Wäsche werden die Möhren poliert, sortiert und nach Kundenwünschen kalibriert.

Foto: Imke Brammert-Schröder

Bis die Möhren appetitlich sauber, in Schalen abgepackt werden, durchlaufen sie einige Stationen in der großen Halle. Rund 80 Prozent verkauft Schlosser in 1 kg-Gebinden.

Foto: Imke Brammert-Schröder

Der Handel verlangt durchaus Flexibilität, manchmal werden auch 2 kg-Beutel oder 3 kg-Beutel für Sonderaktionen nachgefragt.

Foto: Imke Brammert-Schröder

Das Management eines solch umfangreichen Betriebs gelingt nur durch technische Unterstützung: Das Führen einer computergestützten Ackerschlagkartei ist obligatorisch. Zudem lassen sich die bewirtschafteten Flächen als Luftbilder mit Feldgrenzen am Bildschirm einsehen. Das System kann auch für die Kunden freigeschaltet werden.

Schlosser Gemüsebau hat sich auf den Anbau von Wurzelgemüse speziali­siert. Die Möhre ist das Hauptprodukt des Betriebes, im konventionellen Anbau ebenso wie in der Bioproduktion, und wird erfolgreich in ganz Europa vermarktet.

Imke Brammert-Schröder – LW 51/2012