Nach Spätfrost die Regeneration fördern

Arbeitshinweise für frostgeschädigte Weinberge

Die an den Eisheiligen von Frostschäden betroffenen Rebanlagen müssen sorgfältig gepflegt werden. Bei ungünstiger Bestandsführung wirken sich die Schäden oft länger als ein Jahr aus, unter Umständen muss auf Zapfen geschnitten werden. Gerd Götz, DLR Rheinpfalz, empfiehlt Pflegemaßnahmen, sodass 2021 wieder mit einem Vollertrag gerechnet werden kann.

Um eine gute Belichtung und Anschnittholz zu erzielen, sollten unbedingt der Kopfbereich geschädigter Reben ausgebrochen werden. Hier: Nach dem Ausbrechen.

Foto: Gerd Götz

Die Triebschäden nach Spätfrost sind recht bald nach dem Ereignis abschätzbar, da erfrorenes junges Gewebe abwelkt und verbräunt, dies betrifft in erster Linie die empfindlichen Triebspitzen. In aller Regel erfrieren kleine Triebe komplett bis zum Holzkörper oder sie bleiben unversehrt und können normal weiterwachsen. Bei länger gewachsenen Trieben sind in der Regel Teilschäden zu beobachten, das heißt Triebspitzen und obere Gescheine sind braun, die basalen Blätter und Gescheine häufig noch intakt oder nur teilgeschädigt. Gescheine sind, wenn sie nekrotisieren und vertrocknen, nicht mehr zu retten.

Im Frühstadium eines Frostschadens, also im Wollestadium bis zum Austrieb können Beiaugen neben dem erfrorenen Hauptauge rasch austreiben. Je länger die Trieblängen vor dem Frost waren, umso geringer ist die Bereitschaft des Austriebs dieser Neben­augen. Bei ungewöhnlich starken Spätfrösten kann auch das noch geschlossene Beiauge verbräunen und absterben, wie dies im Jahr 2011 zu sehen war.

Bei vollständig erfrorenen Trieben müssen sich die Reben erst wieder aus schlafenden Augen (Beiaugen der Bogrebe, Adventivaugen am Altholz) austreiben, was je nach Witterung zwei bis drei Wochen dauert, bis neues Leben am Rebstock erkennbar ist.

Bei Frösten Mitte Mai wird es also oft Juni, bis sich neues Grün entwickelt. Am Stamm- und Kopfbereich sind neue Austriebe zunächst als geschwollene grüne oder rötliche Augen zu erkennen, dies gilt auch für abgefrorene Jungreben und macht Hoffnung.

Auch rechtzeitiges Heften der unversehrten Triebe ist notwendig, um Windbruch zu vermeiden. Dieser kann bei mastigem Wuchs zu erheblichen Folgeschäden führen. Eine starke Regeneration erfolgt aus den Augen an der Stammbasis und Veredlung. Jedoch ist ein Neuaufbau bei Spätfrost in der Regel nicht notwendig. Somit sollten diese Triebe entfernt werden, bevor sie stark und buschig wachsen oder gar verholzen.

Gerd Götz, DLR Rheinpfalz – LW 27/2020