Nach dem Winter kommt die Pflege
Pflegemaßnahmen und Nachsaaten im Grünland
Damit das Grünland erfolgreich ins neue Jahr starten kann, gibt es bei der Nachsaat und Pflege einiges zu beachten. Insbesondere die Wahl der richtigen Mischung, der Sorte und des Saattermins spielen dabei eine entscheidende Rolle. Worauf es ankommt, erläutert Dr. Anna Techow vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) am Eichhof, Bad Hersfeld.

Foto: Dr. Techow
Schleppen, Striegeln und Walzen gehören zu den Standardpflegemaßnahmen im Frühjahr. Ob zusätzlich eine Nachsaat erfolgen sollte, hängt vom jeweiligen Bestand ab.
Walzen, striegeln und schleppen
Der Walzgang im Frühjahr sollte nur ganz gezielt eingesetzt werden. Er ist dann notwendig, wenn Bodenunebenheiten nach unsachgemäßer Herbstnutzung einzuebnen sind, oder Steine in den Boden gedrückt werden müssen. Auch bei hochgefrorenen Narben auf Moor- oder Anmoor-Böden oder auf traditionellen Heuwiesen kann er sinnvoll sein. Bei zu nassen Bodenverhältnissen, auf bindigen Standorten oder auf bereits verdichteten Böden sollte hingegen nicht gewalzt werden.
Maulwurfshügel sind ein gutes Saatbeet für Samenunkräuter. Um sie zu beseitigen, sollten die Flächen im Frühjahr abgeschleppt werden. Durch Striegeln und Schleppen können außerdem Narbenunebenheiten beseitigt, Gülle verteilt, die Narbe belüftet und die Bestockung der Gräser angeregt werden.
Mit der Nachsaat zum optimalen Bestand
Bleiben nach Pflege- oder Unkrautbekämpfungsmaßnahmen Lücken im Bestand, ist eine anschließende Über- oder Nachsaat unbedingt erforderlich. Die Übersaat ist eine vorbeugende Maßnahme und schließt vorhandene Lücken in einem sonst wertvollen Bestand. Sie kann auf der unbearbeiteten Bodenoberfläche durchgeführt werden. Häufig reicht hier eine Saatstärke von 5 bis 10 kg/ha aus. Mit einer Nachsaat soll hingegen eine Verbesserung des Bestandes erreicht werden. Hier gibt es einiges mehr zu beachten.
Der Erfolg der Nachsaat hängt vom Termin, der Witterung und dem Zustand der Altnarbe ab. Aber auch die richtige Technik sowie die passende Mischungs- und Sortenwahl spielen eine entscheidende Rolle.
Den richtigen Zeitpunkt wählen
Eine Nachsaat kann zwar während der gesamten Vegetationszeit durchgeführt werden, je nach Standort sollte man den Zeitpunkt aber sehr genau wählen. Für sommertrockene Lagen empfiehlt sich zum Beispiel die Nachsaat im Frühjahr, um die Restfeuchte aus dem Winter zu nutzen. Allerdings muss anschließend der Konkurrenzdruck der Altnarbe möglichst gering gehalten werden. Das kann durch Beweidung oder durch einen frühen Schnitt erfolgen.
In vielen Mittelgebirgsregionen ist die Nachsaat nach der ersten oder zweiten Nutzung die bessere Wahl. Durch die regelmäßigen Kälteeinbrüche im April bleiben die neu eingesäten Pflänzchen sonst im Wachstum zurück und werden durch die Altnarbe zu schnell überwachsen. Auf Standorten mit Sommertrockenheit kann Anfang September noch nachgesät werden. Die Erfolgsaussichten verschlechtern sich allerdings mit jedem Tag in den Herbst hinein.
Die geeignete Technik einsetzen
Wenigstens 15 bis 20 Prozent Lücken sind Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Nachsaat. Bei verfilzten Narben trägt daher auch die Technik entscheidend zum Nachsaaterfolg bei. Eine mechanische Bearbeitung der Narbe mit Egge oder Striegel ist hier oft Voraussetzung. Nachsaaten brauchen Luft und Licht, um zu keimen! Daher ist der entfernte Filz gegebenenfalls auch abzufahren, wenn er in Mengen auftritt.
In lückige Narben kann hingegen oft auch ohne vorherige Bearbeitung gesät werden. Hier kann beispielsweise mit dem Düngerstreuer oder Kreiselsägerät gearbeitet werden. Für sogenannte Reparatursaaten werden häufig Scheiben- oder Schlitzdrillgeräte eingesetzt. Sie fördern das Einbringen der Saat in den Boden und sichern den Bodenkontakt.
Das Potenzial von Mischungen und Sorten
Um sich gegen die Altnarbe durchzusetzen, ist eine gute Konkurrenzkraft der nachgesäten Mischung erforderlich. Eine Voraussetzung, die vor allem das Deutsche Weidelgras erfüllt. In vielen Bundesländern wird deshalb die Standard-Mischung GV für Nachsaaten empfohlen. Sie besteht rein aus Deutsche Weidelgras und setzt sich zusammen aus 50 Prozent späten, 25 Prozent mittelfrühen und 25 Prozent frühen Sorten. Ihr Einsatzgebiet sind lückige Narben, sowie Übersaaten zur Narbenstabilisierung. In der zweiten empfohlenen Nachsaat-Mischung GVk ist zusätzlich ein Weißklee-Anteil enthalten. Sie wird beispielsweise auf Flächen eingesetzt, auf denen in der Etablierungsphase ein Herbizideinsatz erforderlich war.
Neben der Wahl der richtigen Mischung steckt auch in der Sortenwahl ein großes Potenzial im Hinblick auf Ausdauer, Ertrag und Ertragsstabilität. Dennoch sind Grünlandmischungen nach wie vor oft ohne Sortenangabe auf dem Markt. Dabei reagiert insbesondere das für Nachsaaten empfohlene Deutsche Weidelgras empfindlich auf Frost (Kahl- oder Spätfröste) sowie lang andauernder Schneebedeckung. Nicht jede Sorte ist für jeden Standort geeignet.
– LW 6/2017