Nachhaltigkeit im Weinbau in den Fokus gestellt

Parlamentarischer Abend des Weinbauverbandes

Zahlreiche Bundestagsabgeordnete und Vertreter der Bundes- und Landesministerien sowie weitere Gäste waren der Einladung des Deutschen Weinbauverbandes e.V. (DWV) zum Parlamentarischen Abend im Hause der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz in Berlin gefolgt, um sich zu informieren wie der Weinbau mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ umgeht. Bei Weinen aus allen deutschen Anbaugebieten konnten sie sich anschließend hierüber austauschen.

Von links: Klaus Schneider, Präsident des Deutschen Weinbauverbandes mit seinen Gästen Hofrat Franz G. Rosner vom Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg in Österreich, Deutsche Weinkönigin Sina Erdrich und Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel.

Foto: DWV/Unger

Der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, Hans-Joachim Fuchtel, und die Deutsche Weinkönigin, Sina Erdrich, begrüßten die Gäste. Dabei ging der Parlamentarische Staatssekretär auf die Rolle widerstandsfähiger Rebsorten vor dem Hintergrund des Klimawandels ein. Hinter den Winzern liege ein schwieriges Weinjahr. Die Witterung war für den Weinbau sehr ungünstig. Dass der Ertrag dennoch nur leicht unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liege, sei der harten Arbeit und dem Können der Winzer zu verdanken. Es zeige sich aber auch, dass die Herausforderungen für den Weinbau steigen. Fuchtel ist davon überzeugt, dass pilzwiderstandsfähige Rebsorten ein Schlüssel bei der Anpassung des Weinbaus an den Klimawandel sowie zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln sind und einen großen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz leisten können. „Ich werbe dafür, dass die Branche bei der Arbeit an den Produktspezifikationen auch die neuen pilzfesten Rebsorten einbezieht“, so Fuchtel.

Mehr Geld für die Forschung

Die deutsche Weinkönigin griff diese Aspekte auf und appel­lierte an die Politik, mehr Gelder in die Forschung zu geben: „Im ökologischen Weinbau müssen uns Mittel an die Hand gegeben werden, mit denen wir unsere Pflanzen schützen können, ohne die Natur zu belasten und trotzdem – auch in einem Jahrgang wie 2021 – gute Erträge einfahren können.“ Dass Weinbaubetriebe in den letzten Jahren wachsen mussten und kleinere weggebrochen seien, bereitet Sina Erdrich große Sorgen. In ihren Augen müsse es daher ein gesundes Wachstum an ökologisch arbeitenden Betrieben geben, damit keine Existenzen gefährdet würden.

Große Herausforderungen, die Ziele 2030 zu erreichen

Einen Blick in die Zukunft warf der Hauptredner Hofrat Franz G. Rosner von der Höheren Bundeslehranstalt und dem Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg in Österreich. Er fand klare Worte, welchen Brückenschlag das Thema Nachhaltigkeit schaffen muss: Der europäische Green Deal versuche die existenzielle Bedrohung durch Klimawandel und Umweltzerstörung abzuwenden und eine moderne, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft zu schaffen. Die europäische Weinwirtschaft stehe vor großen Herausforderungen, die Ziele 2030 zu erreichen und die steigenden Konsumentenerwartungen zu erfüllen. Anhand des Zertifizierungstools „Nachhaltig Austria“ präsentierte er bisherige Ergebnisse und lud zur Diskussion über künftige Entwicklungen ein.

Nachhaltigkeit ideologiefrei mit Leben füllen

DWV-Präsident Klaus Schneider will das Thema Nachhaltigkeit gemeinsam mit der Politik gestalten. „Wir wollen den Begriff Nachhaltigkeit im Weinbau ideologiefrei und wissensbasiert mit Leben füllen und nicht als bloße Worthülse vorantragen“. betonte Schneider. Der Deutsche Weinbauverband sei sich der Herausforderung bewusst und werde künftig einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeitsstrategien setzen. Zudem forderte er Unterstützung der Politik: Der Berufsstand könne diese gewaltige Aufgabe – insbesondere finan­ziell – nicht allein in der erforderlichen, kurzen Frist bewältigen.

Agrarpolitische Maßnahmen, wie in der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), der Strategie „Farm to Fork“ und „Fit for Fiftyfive“ gefordert und gefördert, müssen Ökologie und Ökonomie vereinbaren und langfristig auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit erfüllen. Der Präsident fordert, dass auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene die Besonderheiten des Weinbaus und die sektorspezifischen Aspekte der Dauerkultur Rebe ausreichend Berücksichtigung finden. Der Deutsche Weinbauverband fordere eine offene und freie Diskussion. „Gleichzeitig muss die wirtschaftliche Perspektive aller Betriebe, die einen Beitrag für den Erhalt der Kulturlandschaft leisten, zukunftsfähig sein.“

DWV – LW 46/2021