Nachwachsende Rohstoffe – Vielfalt der Akteure vernetzen

Kompetenzzentrum HessenRohstoffe (HeRo) im Blick

Auf Initiative des damaligen Staatssekretärs im Landwirtschafts-/Umweltministerium Karl-Winfried Seif wurde 2004 das Kompetenzzentrum HessenRohstoffe (HeRo) als eingetragener Verein gegründet. Ziel war es, den Anteil nachwachsender Rohstoffe in Produktion und Nutzung zu erhöhen. Dazu sollten die damals schon vorhandenen und künftige Akteure in einem Netzwerk zusammengeführt werden, das ihnen als Plattform, Initiator und Ansprechpartner für den Anbau und die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen in produzierenden und forschenden Unternehmen, in Institutionen aus allen Wirtschaftssektoren und in Einrichtungen der schulischen und außerschulischen Bildung dienen sollte.

Rest- und Abfallstoffe bieten Potenzial zur energetischen Nutzung.

Foto: HeRo

Den Vorsitz von HeRo hat seit 2014 Henry Thiele, hauptberuflich Geschäftsführer der DEULA Witzenhausen, inne. Sein Stellvertreter ist seit April vergangenen Jahres Volker Lein, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes. Der Vorgänger von Lein, Heinrich Heidel, wurde mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet.

Wie Thiele dem LW gegenüber erklärte, bietet Hessen aufgrund seiner natürlichen Gegebenheiten ein ausbaufähiges Potenzial zur Nutzung von Biomasse. Um dieses zu heben, habe sich HeRo folgende Ziele gesetzt:

  • Aktiver Klima- und Ressourcenschutz,
  • Sicherung nachhaltiger Rohstoffquellen,
  • Stärkung des ländlichen Raums,
  • Impulsgeber für zukunftsweisende ökonomische, ökologische und soziale Konzepte,
  • Weiterentwicklung durch Forschung und Aufklärung durch Weiterbildung.
  • Dazu würden Informationen vermittelt, beraten, Verbindungen hergestellt, Anreize geschaffen, Chancen aufgezeigt und Märkte geöffnet

Sechs Säulen der Vereinsarbeit

In den zurückliegenden Jahren haben sich laut Thiele sechs Säulen der Vereinsarbeit herauskristallisiert. Die erste Säule umfasst die Aus-, Fort- und Weiterbildung. Das HeRo-Netzwerk ist aktiv in der Konzeption, Organisation und Durchführung von Weiterbildungsveranstaltungen zu verschiedenen Themen im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe. Zielgruppen sind Fachkreise aus Land- und Forstwirtschaft, Handwerk, Industrie, Öffentlicher Hand, Universitäten und Schulen. Die Bildungsinitiative unterstützt außerdem gezielt Lehrkräfte bei der Bearbeitung des Themas „Stoffliche und energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe“ im Unterricht.

Ungenutzte Potenziale heben

Die zweite Säule ist die Produktion Nachwachsender Rohstoffe. Gemeinsam mit Land- und Forstwirtschaft fördert das HeRo-Netzwerk Maßnahmen zur Verbesserung der Produktionsstrukturen und zur Erschließung ungenutzter Potenziale bei nachwachsenden Rohstoffen und insbesondere auch Reststoffen. Besonders wichtig ist hierbei auch der Aufbau leistungsfähiger Logistikketten.

Die dritte Säule befasst sich mit Wissenschaft und Forschung. Die gezielte Erforschung und Weiterentwicklung zukunftsträchtiger Technologien kann nur im Verbund umgesetzt werden. Das facettenreiche Aufgabenfeld Biomasse und Bioenergie erfordert eine enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachdisziplinen. HeRo begleitet die Multiplikation von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Praxis.

Plattform für Messen und Ausstellungen

Die vierte Säule befasst sich mit Technologie und Technologietransfer. Das HeRo-Netzwerk beteiligt sich am Technologietransfer und führt Innovationsberatungen durch. Es bringt Firmen und Investoren bei der Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte zusammen und bietet dafür eine Plattform auf Messen und Ausstellungen.

In der fünften Säule geht es um Kommunale Initiativen. Das HeRo-Netzwerk unterstützt kommunale (Biomasse-) Initiativen als wichtige Impulsgeber bei der Umsetzung von Biomasse-Konzepten vor Ort zur Schaffung und Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe.

Energetische und stoffliche Nutzung finden sich in der sechsten Säule. Das HeRo-Netzwerk evaluiert und initiiert gemeinsam mit den Akteuren aus Land- und Forstwirtschaft Maßnahmen zur Optimierung und Weiterentwicklung von bekannten und neuen Verwertungspfaden für nachwachsende Rohstoffe, beispielsweise für nachhaltiges Bauen und Sanieren (Bau- und Dämmstoffe), die stoffliche Nutzung (Textilien, Biokunststoffe, Farben und Lacke) und die energetische Nutzung (Biogene Festbrenn- und Treib- und Schmierstoffe, Biogas).

Mitwirkung im LLH-Beratungskuratorium

Biogasanlagen sind ein wichtiger Baustein der Energiewende.

Foto: HeRo

Das hessische Kuratorium für das landwirtschaftliche und gartenbauliche Beratungswesen im Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) stellt bundesweit eine einmalige und praxisnahe Konstellation zur Beteiligung der berufsständischen Vertretungen, Verbände und Institutionen bei der Konzeption und Umsetzung der Beratung dar. Inhaltlich wird das Kuratorium durch sechs verschiedene Fachausschüsse unterstützt. Der Fachausschuss Nachwachsende Rohstoffe setzt sich aus acht Mitgliedern und deren Stellvertretungen zusammen.

Diese werden nach Thiele alleinig vom HeRo benannt und spiegeln die sechs Fachsparten des Vereins wieder. Somit haben die Mitglieder des Vereins die Möglichkeit, über die Fachausschussmitglieder die fachliche Schwerpunktbildung im LLH mitzugestalten sowie Wünsche hinsichtlich zu erstellender Fachinformationen (beispielsweise in Form von Spezialberatungen und Fachveranstaltungen) zu vermitteln. Zum Vorsitzenden des Fachausschusses wurde Henry Thiele gewählt. Damit ergibt sich eine enge Verzahnung der Arbeit von HeRo und LLH bezüglich des Angebotes an Fachinformation und Spezialberatungen in Sachen Nachwachsende Rohstoffe. Die Geschäftsführung des Ausschusses liegt in den Händen von Björn Staub.

HeRo-Faktenchecks und Biomassetage

HeRo arbeitet mit einschlägigen Institutionen, Verbänden sowie den Branchenfachleuten eng zusammen. Gemeinsam konnten in den letzten Jahren verschiedene Fachveranstaltungen durchgeführt werden. So haben sich die HeRo-Faktenchecks inzwischen als Veranstaltungsformat des Vereins etabliert. Gemeinsam mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen und weiteren Partnern werden aktuelle Themen zunächst theoretisch vorgestellt. Abgerundet werden die Veranstaltungen durch praxisnahe Exkursionen, um die Umsetzbarkeit zu zeigen. Bisher haben Veranstaltungen zum modernen Holzbau, zu Nutzungsmöglichkeiten von Rest- und Abfallstoffen und zu den aktuellen Herausforderungen im Hessischen Wald stattgefunden.

Neue Erkenntnisse in die Praxis überführen

Mehrjährige Tradition haben auch die Biomassetage, die gemeinsam von HeRo, der Gesellschaft zur Förderung der Verwertung von Biomasse und erneuerbaren Energien sowie den Fachbereichen Agrartechnik der Universitäten Kassel und Göttingen organisiert werden und einmal jährlich stattfinden.

Ziel der Veranstaltungen ist es, Ergebnisse aus der Wissenschaft in die Praxis zu transferieren und im Gegenzug weiteren Forschungsbedarf zu ermitteln und Projekte gemeinsam mit Partnern anzustoßen.

Der Erfolg von HeRo ist für Thiele eng damit verbunden, wie engagiert die Mitglieder sich in die Arbeit des Vereins einbringen. Und so wirbt er dafür, dass sich am Thema Nachwachsende Rohstoffe Interessierte Mitglied im Verein HeRo werden, um sich aktiv im HeRo-Netzwerk einzubringen. Weitere Infos unter www.heronetzwerk.de.

LW – LW 31/2020