Netzwerktreffen thematisiert Vorsorge für Frauen

Weinfachfrauen trafen sich in Bad Kreuznach

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie traf sich das Netzwerk Vinissima Frauen und Wein e.V. persönlich zum Netzwerkwochenende. Dafür reisten gut 100 Fachfrauen vom 3.-5. März an die Nahe. Sie erlebten ein facettenreiches Programm – vom Weinabsatz in der Krise, über gute Vorsorge für Frauen bis hin zum An- und Ausbau von PIWI-Weinen.

Viele Frauen sind auf landwirtschaftlichen Betrieben nicht ausreichend abgesichert. Diese Thematik wurde unter anderem beim Netzwerktreffen Vinissima - Frauen und Wein thematisiert.

Foto: Norbert Krupp

Zum Netzwerktag, dem Herzstück des Netzwerkwochenendes von Vinissima Frauen und Wein e.V., kamen am 4. März mehr als 150 Weinfachfrauen zusammen. Etwa 100 waren dafür an die Nahe nach Bad Kreuznach gereist, die anderen verfolgten das Programm digital.

Es wurde unromantisch: „Nicht nur die Liebe zählt – Wie Frauen gut vorsorgen können“ war das Vortragsthema von Dr. ssa Denise Grauer. Grauer ist Rechtsanwältin und Lehrbeauftragte an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und war 2020/2021 pfälzische Weinprinzessin. Welche Relevanz das Thema hat, zeigt eine kürzlich erschienen Studie zur Situation von Frauen in der Landwirtschaft des Thünen-Instituts und der Georg-August-Universität Göttingen.

Demnach sind viele Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben nicht ausreichend abgesichert – auch wenn viele von ihnen jahrzehntelang auf dem Hof oder Weingut mitgearbeitet haben. Grauer zeigte auf, welche juristischen Besonderheiten es bei Betrieben gibt. Außerdem erklärte sie Themen wie das Güterrecht verständlich. Und wie können Frauen vorsorgen? Grauer zeigte verschiedene Wege auf. Was Frauen benötigen: „Bewusstsein und Mut, Verantwortung für sich und das eigene Leben zu übernehmen.“

Um Mut ging es auch im Vortrag von Simone Loose. Sie nahm den Weinabsatz in der wirtschaftlichen Krise in den Blick. „Ich will nicht schwarzmalen, aber man sollte den Tatsachen ins Auge schauen“, sagte die Professorin der Geisenheim Hochschule University.

Massiver Kostenanstieg wirkt sich auf Ausgaben aus

Während sich die Corona-Pandemie nicht negativ auf den Weinabsatz in Deutschland ausgewirkt hat, stehen Winzer und Winzerinnen aktuell vor großen Herausforderungen. Der massive Kostenanstieg wirke sich auf die Ausgaben aus. Außerdem gehe durch den Wirtschaftsabschwung die Kaufkraft in Deutschland zurück. Eine weitere Herausforderung sei das Thema Personal: Es sei immer schwieriger, passende Mitarbeitende zu finden. Einfache Wege aus der Krise gebe es nicht, sagte Loose. „Es ist wichtig, die Kosten zu senken, auch wenn es schwierig ist“, sagte die Expertin. Und Betriebe müssten ihre Erlöse steigern.

Exportmärkte suchen und Angebot anpassen

Das sei für Winzer einfacher als für große Kellereien. „Ihr seid im Kontakt mit euren Kunden und könnt ihnen Preissteigerungen erklären.“ Außerdem rät Loose, neue Exportmärkte zu suchen und das Angebot anzupassen: „Ich wünsche mir mehr Mut in der Branche. Wenn wir heute keine PIWIs pflanzen, wann wollen wir dann damit anfangen?“

Um PIWIs, (pilzwiderstandsfähige Rebsorten), ging es im Vortrag von Winzer und Sensorikexperte Martin Darting. Die Vorteile der Rebsorten, die seltener gespritzt werden müssen, hat er vor dem Fachpublikum schnell zusammengefasst: Neben Pflanzenschutz könnten bis zu 600 Liter Sprit pro Hektar eingespart werden. Durch seltenere Fahrten durch den Weinberg mache man auch den Boden weniger kaputt.

Aber wie geht man mit den neuen Sorten um – im Weinberg und Keller? Anders als bei Sorten wie Riesling können Winzerinnen bei PIWI-Reben auf keinen langen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Darting zeigte jedoch, dass es auch im PIWI-Anbau inzwischen Erfahrung gibt und zeigte, wie aus Sauvignac, Regent und Co gute Weine werden. Wie gut PIWI-Weine heute schon sind, präsentiert Darting bei der anschließenden Verkostung. Es gab sechs Stillweine ins Glas – aus verschiedenen Ländern, Rebsorten und unterschiedlichen Ausbaumethoden. Besonders überraschend: Ein Rotwein aus der Regent-Rebe vom Vejby Vingård in Schweden, ausgebaut im Quevri.

Da die Vermarktung von PIWI-Weinen trotz aller Vorteile eine Herausforderung ist, stellten drei Vinissima ihre Netzwerke vor, in denen sie sich für die neuen Rebsorten stark machen. Marion Rockstroh-Kruft erzählte von den Zielen PIWI Deutschlands, Eva Vollmar sprach über die preisgekrönten „Zukunftsweine“ und Helen Schmidt erzählte vom PIWI Kollektiv. Das verbindende Ziel aller Zusammenschlüsse: den PIWI-Ausbau und -Verkauf zu fördern.

Und so hätte Business-Coach Monika Schein in ihrem Vortrag Netzwerken nicht treffender beschreiben können: „Netzwerken ist, mit sympathischen Menschen Zukunft zu gestalten.“ Dafür, wie gutes Netzwerken gelingen kann, gab sie jede Menge Tipps.

„Neben dem inhaltlich Austausch gab es wieder Zeit für persönliche Gespräche und natürlich gemeinsames Feiern“, sagte Corinna Sauerburger, zweite Vorsitzende des Vereins, über das gelungene Treffen.

Norbert Krupp – LW 11/2023