Neuer Tierwohlstall für Schweine in Wolfskehlen

Familie Bonn errichtet Betriebsstelle im Außenbereich

Der ursprüngliche Betrieb der Familie Bonn in der Kleinstraße in der Ortsmitte von Riedstadt-Wolfskehlen bot keinerlei Erweiterungsmöglichkeiten mehr. Der vorhandene Platz war mit 70 Mastschweinen und 13 Milchkühen vollständig ausgenutzt. Deshalb kam im Jahr 2016 die Idee auf, auszusiedeln. Dieses Projekt wurde nach einer mehr als dreijährigen Planungs- und einer einjährigen Bauphase im April dieses Jahres fertiggestellt. Der ursprünglich für den 29. Mai geplante Tag des offenen Hofes zur Einweihung kann aufgrund der aktuellen Situation nun leider nicht stattfinden.

Familie Bonn vor ihrem neuen Tierwohlstall für Schweine (von links: Senior-Betriebsleiter Horst und Beate, rechts Junior-Betriebsleiter Michael Bonn, nicht im Bild Lebensgefährtin Lisa).

Foto: Bonn (2), Büsse (1)

„Das Platzangebot war einfach zu klein und eine Tierhaltung mit Güllemanagement und vor allem -lagerung mitten im Dorf ist schwierig. Gegenüber der alten Betriebsstelle im Ort wurde ein großes Mehrfamilienhaus errichtet. Konflikte wären in Zukunft wohl kaum vermeidbar gewesen“, so Michael Bonn, Junior-Betriebsleiter, über die Beweggründe, ein solch großes Projekt in Angriff zu nehmen. Die neue Aussiedlung liegt circa 1 km vom Ortsrand entfernt. Um Bedenken der Wolfskehlener vorzubeugen, wurden diese einbezogen. Interessierte wurden vor der Einstallung der Tiere durch den leeren Stall geführt und konnten sich ein Bild davon machen, wie die Schweine hier zukünftig gehalten werden. „Das kam gut an“, sagte Senior-Betriebsleiter Horst Bonn.

Tierwohlstall mit mehr Licht und Platz

Im Stall stehen den Tieren mehr Licht, mehr Platz je Tier sowie verschiedene Beschäftigungsmaterialien zur Verfügung.

Foto: Bonn (2), Büsse (1)

Neben zwei Wohnhäusern für die Betriebsleiter-Paare sind eine Mehrzweckhalle mit knapp 1 240 m² Fläche, ein Güllebehälter mit Abdeckung und dadurch geringeren Emissionen, sowie ein Tierwohlstall mit Platz für 1 152 Schweine entstanden. Der Stall gliedert sich in acht Abteile mit je sechs Buchten à 24 Tiere. Es gibt eine Hygieneschleuse und ein Krankenabteil. Den Schweinen stehen mehr als 1 m² Fläche je Tier zur Verfügung, was mindestens 0,3 m² über dem aktuellen gesetzlichen Standard liegt. Zudem gibt es eine Fußbodenheizung und-kühlung, sowie Beschäftigungsmaterial.

Antibiotikabehandlungen bislang nicht nötig

„Wir füttern den Ferkeln und Mastschweinen individuell eine eigene Mischung in einem Mehrphasensystem“, so Michael Bonn. Das Futter stammt aus eigener Futtergrundlage, das auf den 117 ha des Betriebes angebaut wird. Den Schweinen gehe es in dem neuen Stall sehr gut, man komme erfreulicherweise komplett ohne Antibiotika aus, so Horst Bonn. Bewirtschaftet wird der Betrieb ohne Fremdarbeitskräfte, nur von den Betriebsleiter-Paaren, die zum Teil auch außerhalb arbeiten. Die Vermarktung der Schweine erfolgt über Metzger aus der Region, außerdem ist eine Vermarktung über die Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität Hessen“, der Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen geplant.

Planungsphase war relativ problemlos

Am neuen Standort außerhalb von Wolfskehlen sind neben dem Tierwohlstall für 1 152 Schweine zwei Wohnhäuser, eine Mehrzweckhalle und ein Güllebehälter entstanden.

Foto: Bonn (2), Büsse (1)

Die Planungsphase sei zwar sehr lang gewesen, mit den Ämtern habe man aber keine Schwierigkeiten gehabt, so Horst Bonn: „Wir brauchten ein Vogelschutzgutachten und ein Emissionsgutachten, beides war relativ problemlos.“ Als Ausgleichsfläche haben Bonns ein Lerchenfenster angelegt. Zwar gebe es in diesem Gebiet aktuell keine Lerchen, es werde aber von zahlreichen Insekten genutzt, so Beate Bonn. Durchgeführt wurde das Bauvorhaben mit einer Förderung durch das Land Hessen, den Bund und die EU im Rahmen eines Komplett-Aussiedlungsprogramms, in das der Tierwohlstall integriert wurde. Für die eigene Stromerzeugung wurde das Stalldach an die Stadtwerke Groß Gerau Versorgungs GmbH (GGV) verpachtet, die dort eine 400 KW-Photovoltaikanlage installiert hat und den Strom ins Wolfskehlener Netz einspeist. Außerdem wurde eine Wasseraufbereitungsanlage installiert, um die Wasserqualität für den Betrieb als Lebensmittelunternehmer zu gewährleisten. Auch mit der GGV habe man eine gute Zusammenarbeit erlebt, so die Bauherren einstimmig. Ein Problem habe es bei den Gülleleitungen gegeben: „Vorgeschrieben waren durch eine neue Auflage ab 2020 verschweißte Dichtungen bei den Gülleleitungen. Diese funktionierten aber nicht und es drohten Gülleverluste von bis zu 10 Prozent täglich. Wir haben dann eine Ausnahmegenehmigung bekommen und dürfen die bisher Bewährten verwenden, jedoch zusätzlich in Leckage-Folie eingewickelt. Jetzt ist alles dicht, wahrscheinlich für die nächsten 100 Jahre“, freute sich Bonn Senior über die Lösung.

Komplette Abwicklung über nur zwei Unternehmen

Die Planung und Durchführung für den Bau der Wirtschaftsgebäude hat komplett die Firma Farmbau übernommen, die Wohnhäuser wurden durch die Firma Wolf geplant. „Die Zusammenarbeit mit den Unternehmen war sehr angenehm. Es wurde sich zeitnah um jedes Detail gekümmert. Die Arbeit auf dem alten Betrieb ging ja weiter und so konnten wir uns darauf verlassen, dass alles bestens läuft und auch die Verantwortung abgeben“, so Horst und Michael Bonn. Auch der Bau der Wohnhäuser sei sehr gut gelaufen. „Wenn Sie nur zwei Ansprechpartner haben, dann lassen sich Dinge schnell und einfach klären.“

Für die Zukunft sehen sich die Bonns gut aufgestellt und können auch den von der Politik geplanten Anforderungen an die zukünftige Schweinehaltung mehr als gerecht werden.

kbü – LW 21/2020