Nord- und Westpfälzer Bauerntag auf Hofgut Neumühle
Nachhaltigkeit im Fokus der Landwirtschaft
Den ersten Nord- und Westpfälzer Bauerntag veranstalteten der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd (BWV), das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westpfalz (DLR) und die Lehr- und Versuchsanstalt Hofgut Neumühle am vergangenen Samstag in Münchweiler an der Alsenz. Thema einer Podiumsdiskussion war „Nachhaltigkeit – verordnete Pflicht oder lohnenswerte Kür?“
„Landwirtschaft und Umweltschutz gehören zusammen“, sagte Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd und Umweltbeauftragter des Deutschen Bauernverbandes. Nachhaltig zu wirtschaften sei für Landwirte eine Selbstverständlichkeit, denn es werde in Generationen gedacht. Was vielen Verbrauchern nicht bewusst sei: „Eine Lebensmittelproduktion ohne Einwirkung auf die Umwelt gibt es nicht, genauso wenig wie Auto- und Flugverkehr ohne Wirkung auf die Umwelt.“ Man weise die Schuld gerne von sich, zeige aber mit dem Finger auf die Landwirte. „In den vergangenen Jahrzehnten war es in erster Linie das Ziel, eine hohe Produktivität im Ackerbau zu erreichen und so möglichst viele Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Eine Düngung in entsprechender Menge war gute fachliche Praxis und wurde auch von der Beratung so in die Betriebe getragen.“ Der Auftrag der Gesellschaft an die Landwirte sei ein anderer gewesen. „Seit einigen Jahres hat sich die Zielrichtung mehr in Richtung Umweltschutz verschoben und wir tun in der Landwirtschaft schon sehr viel dafür.“ So auch Tobias Füge, der als Vertreter der Landjugend Rheinhessen-Pfalz teilnahm und in seinem Betrieb einen wenig ertragreichen Ackerstandort zu Grünland umgewandelt hat. „Solche Flächen kann man gut dem Umweltschutz widmen.“ Dies sei vorteilhaft, weil man mit der Umweltförderung einen sicheren Auszahlungsbetrag bekomme, mit dem man über mehrere Jahre planen kann. Er setze selbstverständlich auf ausgewogene Fruchtfolgen mit Wechsel zwischen Halm- und Blattfrucht. Die Kultur bestimme die Beikultur, man könne so auch den Unkrautdruck und damit die Resistenzbildung reduzieren. Für eine gute CO2-Bindung durch eine verstärkte Humusbildung baut er die Durchwachsende Silphie an und nutzt sie in seiner Biogasanlage. „Diese ist als Blühpflanze auch für Insekten interessant und fördert damit die Biodiversität.“
Sabine Yacoub, Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz in Rheinland-Pfalz bestätigte, es gebe von Seiten der Landwirtschaft schon viel Engagement, beispielsweise durch das Anlegen von Blühstreifen, das Artensterben sei jedoch noch lange nicht gestoppt. Die Landwirte hätten hier eine besondere Rolle, weil ihr Wirtschaften auf einer großen Fläche stattfinde. Die bestehenden Vertragsnaturschutz- und Umweltprogramme müssten ihrer Ansicht nach jedoch noch umfangreicher genutzt werden.
Ad – LW 28/2024