Normung bei Holz schreitet voran

Holzenergie, bisher eine tragende Säule der Energiewende

Auch wenn die Energiewende momentan an Fahrt verliert, behalten erneuerbare Energien wie Biobrennstoffe ihre Bedeutung. Die allgemeine Stimmung in der Branche, spiegelten die drei wesentlichen Veranstaltungen der vergangenen Monate, der BBE-Kongress in Augsburg, die KWF-Thementage in Verden, und die Agritechnica in Hannover wider.

Der Liegendspalter F80 von Rabaud arbeitet mit 80 t Spaltkraft und kann je Hub bis zu 28 Scheite produzieren.

Foto: Brüggemann

Momentan befindet sich die Branche in einem „Zwischentief“, wie es während des alljährlichen Fachkongresses des Bundesverbandes Bioenergie (BBE) in Augsburg formuliert wurde. Für derzeit sinkende Absatzzahlen bei den Herstellern von Holzfeuerungen sind zum einen die geringen Ölpreise sowie höhere Emissionsanforderungen durch das novellierte Bundesimmissionsschutzgesetz (1.BImSchV), verantwortlich. Von schärferen Staubgrenzwerten sind bisher nur automatische Holzhackschnitzel- und Holzpelletfeuerungen betroffen, die neu installiert werden.

Eigene Holznutzung lohnt sich immer

Der Pellet-Vollernter für Halmgüter, wie Stroh, Luzerne oder Gras, von Krone produziert die Pellets direkt auf dem Acker.

Foto: Brüggemann

Bestehende Anlagen genießen häufig noch einige Jahre Bestandsschutz. Wer mit dem Gedanken spielt, eine Scheitholzfeuerung zu errichten, sollte die Anlage noch vor dem 31. Dezember 2016 in Betrieb nehmen. Danach müssen auch Scheitholzkessel die strengen Grenzwerte der 1. BImSchV einhalten. Für vorher errichtete Anlagen gelten Übergangsfristen, die bis zum Jahr 2024 reichen können.

Helmut Lamp, Vorsitzender des BBE erklärte, dass die Holzenergiebranche zur Zeit das durchmacht, was man im Biogas bereits hinter sich hat. Mit der Änderung des EEG im August letzten Jahres ist auch der Zubau von Holzheizkraftwerken zum Erliegen gekommen. Die Energiewende sieht Lamp als gescheitert an.

Für Waldbesitzer, die ihre eigenen Brennstoffe nutzen, bieten sich immer noch genügend Möglichkeiten, wirtschaftliche Holzfeuerungen zu betreiben. Dies gilt besonders für landwirtschaftliche Betriebe, die meistens auch Platz für die Lagerung größerer Brennstoffmengen haben und über Schlepper und Transportfahrzeuge verfügen.

Heizomat fördert Hackschnitzel aus dem Lager zum Kessel per Kette statt Schnecke. Störungsfreier Betrieb, geringerer Verschleiß und 50 Prozent Energieeinsparung werden als Vorteile genannt.

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Feuerungstechnik: Die Neu- und Weiterentwicklungen, die auf den genannten Veranstaltungen gezeigt wurden waren davon geprägt, Effizienz und Umweltfreundlichkeit der Holz aufbereitungs- und Heiztechnik zu steigern. Bei einer, während der Agritechnica durchgeführten, Tagung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) ging es darum, Hemmnisse beim Einsatz von Holzbrennstoffen nach der Einführung der Stufe 2 der 1. BImSchV zu überwinden. Da schwankende Brennstoffqualitäten einen erheblichen Einfluss auf die Schadstoffemissionen haben, wurden mehrere Projekte angeschoben, um die Qualitäten besonders von Holzhackschnitzeln zu verbessern und diese zu zertifizieren.

Parallel steigt der Bedarf an primären und sekundären Emissionsminderungsmaßnahmen der Feuerungsanlagen. Mit primären Maßnahmen sind Verbesserungen der Feuerungstechnik gemeint. Hier geht es in einem Projekt um sensorgesteuerte Verbrennungsluftregelung, wo in ersten Versuchen bereits vielversprechende Ergebnisse erzielt werden konnten. Sogenannte sekundäre Maßnahmen, also Abscheider- und Staubminderungssysteme müssen dringend weiter entwickelt werden. Praxistauglichkeit, Bedienungsfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit der Systeme stehen im Vordergrund. Fortschritte sind erkennbar, für die Praxisreife braucht es noch Zeit.

Die Kessel der namhaften Hersteller für Holzfeuerungen werden die geforderten Grenzwerte bei der Inbetriebnahme mit sauberen Kesseln, optimal eingestellten Regelungen und guter Brennstoffqualität wohl einhalten. Fraglich ist es, wie es bei der ersten Schornsteinfegermessung nach zwei Jahren bei nicht mehr so optimalen Verhältnissen aussieht. Hier geben einige Hersteller schon Garantien, dass sie in Verbindung mit entsprechenden Wartungsverträgen die geforderten Werte erreichen und auch garantieren können, was dann auch schriftlich vereinbart werden sollte.

Dieser Anbaumähhacker von Schradenholz dient zur Ernte von Kurzumtriebsplantagen – Preis rund 70 000 Euro.

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Abgesehen von Änderungen im Detail gab es wenig Neuerungen im Bereich der Heiztechnik. Die Stromerzeugung aus Holz und Einspeisung ins Netz ist seit der EEG- Änderung 2014 mit Neuanlagen kaum wirtschaftlich zu betreiben. Hingegen kann die Reduzierung des Strombezuges durch Selbsterzeugung wirtschaftlich interessant sein. Stromerzeuger mit möglichst kleiner Leistung erreichen hohe jährliche Volllaststunden und können so wirtschaftlich eingesetzt werden. So zeigte die Fa. Spanner einen Holzvergaser als Neuentwicklung mit 9 kWelektrisch und 25 kWthermisch, die ab 2016 zu einem Preis von 59 000 Euro auf den Markt kommen soll. Fröling stellte einen Vergaser CHP 50 mit 51 kWel und 107 kWth, zum Preis von 200 000 Euro vor. Ala Talkkari zeigte eine Hackschnitzelfeuerung mit einem ORC-Prozess, wie er bereits an Biogasanlagen eingesetzt wird. Hier wurden bewährte Komponenten aus der Praxis zu einer neuen Einheit zusammengefügt. Leistung: 20 kWel und 180 kWth, Preis, rund 200 000 Euro.

Brennholzbereitung: Bei der Bereitung von Scheitholz steht vor dem Inkrafttreten neuer Normen bei Sägen und Spaltern das Thema Sicherheit im Vordergrund. So bieten immer mehr Firmen die sogenannten Trommelsägen an, die über ein hohes Maß an Sicherheit verfügen. Auch Wippsägen mit schrägem Einzug, bei denen das Holz von selbst nachrutscht, werden von immer mehr Herstellern angeboten. Posch, Unterreiner, Lancmann, Feige, Binderberger, Scheifele und andere zeigten vielfältige Modelle. Posch stellte den Brennholzautomaten „Autocut“ mit der elektronischen Einheit CutControl vor. Vier bis fünf Scheite (maximal 1,20 m lang, 23 cm stark) werden in ein Magazin gelegt. An einem Diplay kann die gewünschte Länge von 15 bis 60 cm mit entsprechenden Abweichungen vorgewählt werden. Die Scheite werden dann automatisch vermessen und innerhalb der Toleranzen auf die gewünschte Länge gesägt.

Großhacker werden von Lohnunternehmen betrieben

Holzhackschnitzelfeuerung mit ORC-Prozess zur Strom- und Wärmeerzeugung von Ala Talkkari.

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Hackmaschinen: Die größeren Hersteller für Hacker wie Jenz, Eschlböck, Pezolatto und Heizomat zeigten jeweils neue Modelle von Großhackern, die auf einem LKW-Fahrwerk montiert sind. Diese, wie auch die gezogenen Großhacker, wie sie neben den genannten Herstellern auch von Dorntec und Greentec gezeigt wurden, werden in der Praxis ausschließlich von spezialisierten Unternehmern eingesetzt. Kleinere Maschinen, wie sie sich seit langem in der Praxis bewährt haben, wurden mit Detailveränderungen gezeigt. Sicherheit, Wartungsfreundlichkeit, Verschleiß und Hackqualität sind hier die wichtigsten Themen.

Feinanteil bei Holzhackschnitzeln verringern

Vor dem Hintergrund schärferer Immissionsanforderungen und höherer Anforderungen an die Brennstoffqualität geht es darum den Feinanteil in den Hackschnitzeln zu reduzieren. Mit Veränderungen der Hackorgane, der Siebe, hydraulischer Antrieb der Gebläse.

Für die Ernte von Kurzumtriebsplantagen (KUP) stellte Schradenholz UG eine Erntemaschine vor, die von der ATB Potsdam und Jenz entwickelt wurde und nun die Serienreife erreicht hat. Der einreihige Hacker kann schnellwachsende Baumarten mit bis zu 20 cm Stammdurchmesser ernten, die Hacklänge kann von 30 bis 120 mm eingestellt werden. Auch Agraligna zeigte eine neu konstruierte Erntemaschine als Prototyp.

Aufsehen erregte der Prototyp des Pellet- Vollernters „Premos 5 000“ der Firma Krone. Die Maschine produziert handelsfähige Pellets in einem Arbeitsgang direkt auf dem Feld. Die Preßlinge haben einen Durchmesser von 16 mm und eine Schüttdichte von 600 bis 700 kg/m3, wie sie in der Tierhaltung oder der energetischen Verwertung eingesetzt werden können. Die Leistung der Maschine wird mit 5 000 kg/h angegeben, nach weiteren Feldtests soll sie dann wohl 2018 zum Preis von 250 000 bis 300 000 Euro auf den Markt kommen.

Carsten Brüggemann – LW 50/2015