Nutzen und Risiken beim Einsatz von Totalherbiziden

Glyphosat ein Wirkstoff in der Diskussion

Der Verbrauch an Glyphosatmitteln hat seit der Markteinführung in Deutschland 1975 ständig zugenommen. Insbesondere die reduzierte Bodenbearbeitung mit ihrem Potenzial an Zeit- und Energieersparnis wäre ohne die Anwendung von Glyphosat kaum realisierbar. Über die Vor- und Nachteile des Glyphosateinsatzes informiert Dr. Bernd Augustin vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Bad Kreuznach.

Die wochenlange „Umfärbung“ behandelter Flächen findet wenig gesellschaftliche Akzeptanz.

Foto: Augustin

Im Durchschnitt werden jährlich 30 000 t Pflanzenschutzmittelwirkstoffe verbraucht. Herbizide sind mit einem mengenmäßigen Anteil von bis zu 60 Prozent dabei die wichtigste Gruppe. Im Rahmen des Zulassungsverfahrens wird jedes Präparat nicht nur auf seine Wirksamkeit, sondern insbesondere auf seine toxikologischen Eigenschaften (Gefahrstoffeinstufung) und seine Umweltverträglichkeit geprüft. Mit dem aktuellen EU-Pflanzenschutzpaket wird umweltpolitischen Zielen Rechnung getragen, den Pflanzenschutzmitteleinsatz auf das absolut notwendige Maß zu begrenzen.

Glyphosat ist ein konkurrenzloser Wirkstoff

Glyphosat verhindert die Bildung eines Enzymes (EPSP-Synthase), das zum Aufbau von ringförmigen Aminosäuren benötigt wird. Dadurch wird die Bildung lebensnotwendiger Proteine in der Pflanze verhindert. Dieser Wirkungsmechanismus ist einzigartig, weil er nur bei dem Wirkstoff Glyphosat vorhanden ist. Gleichzeitig ist die Wirkungsbreite außergewöhnlich groß. Abgesehen von wenigen Arten, werden fast alle Schadpflanzen erfasst.

Neben dem Wirkmechanismus besitzt Glyphosat Eigenschaften, die in dieser Kombination bei keinem anderen Wirkstoff zu finden sind. Die reine Blattwirksamkeit ohne pflanzenverfügbare Rückstände im Boden ermöglicht einen gezielten Einsatz gegen Problemarten ohne die nachfolgende Kultur zu gefährden. Die ausgeprägte systemische Wirkung garantiert auch eine Wirkung gegen hartnäckige mehrjährige Schadpflanzen. Durch neue Formulierungen wurde in den vergangenen 15 Jahren versucht, die Aufnahmegeschwindigkeit und damit die Wirkungssicherheit zu erhöhen.

Der bewährte Wirkstoff ist immer häufiger im Einsatz

Ausgehend vom klassischen Ackerbau dehnte sich die Anwendung auf nahezu alle Anwendungsgebiete des Pflanzenbaues aus. Die Ursache dafür war, dass die Eigenschaften des Wirkstoffes den Anforderungen eines rationellen Pflanzenbaues entgegen kamen. Insbesondere die reduzierte Bodenbearbeitung mit ihrem Potenzial an Zeit- und Energieersparnis wären ohne die unterstützende Anwendung von Glyphosat kaum realisierbar.

Aus diesen Gründen hat der Verbrauch an Glyphosatmitteln seit der Markteinführung in Deutschland 1975 ständig zugenommen. Nach der Aufhebung der verpflichtenden Flächenstilllegung kam es in den Jahren 2007 und 2008 durch die Rekultivierung dieser Flächen kurzfristig zu einem deutlich verstärkten Einsatz. Im vergangenen Jahr lag der Verbrauch bei etwa 5000 t. In den vergangenen zehn Jahren entspricht das einer Steigerung von rund 36 Prozent.