Öko-Kartoffeln leben von der Vielfalt
Sortenschau für Praktiker am Pappelhof
Wie schon in den letzten Jahren trafen sich am Pappelhof der Wollinsky und Preuß GbR in Reichelsheim-Beienheim Ökolandwirte, um verschiedene Kartoffelsorten in Augenschein zu nehmen. Götz Wollinsky baut in der Wetterau 22 Kartoffelsorten hauptsächlich für die Direktvermarktung an.

Foto: Becker
Schwieriger Saisonstart für Kartoffeln 2016
LLH-Öko-Berater Reinhard Schmidt berichtete über einen schwierigen Saisonstart: Wegen Kälte und vor allem Nässe hätten viele Schläge erst verspätet gelegt werden können. „Zum Teil wurden bis weit in den Mai hinein Kartoffelpartien ausgepflanzt, aber auch danach sorgten hohe Niederschlagsmengen für weitere Probleme.“ Zum einen sei relativ früh Phytophthora aufgetreten, zum anderen habe später eine zügige N-Mineralisation für ein sehr schnelles Wachstum und in der Folge sortenabhängig zu vermehrten Wachstumsrissen gesorgt. „Zusätzlich konnten witterungsbedingt nicht alle Häufelmaßnahmen durchgeführt werden, sodass die Dämme durch den Regen vielerorts regelrecht zerflossen sind“, so Schmidt. Die flacheren Dämme hätten dann zu vergleichsweise hohen Anteilen grüner Knollen geführt. Wie aus der Runde zu erfahren war, sind im Rheinland sowie in der Pfalz viele Flächen durch Hochwasser komplett ausgefallen.
Frühes Auftreten von Phytophthora
Große Sortenvielfalt bei Kartoffeln
Zu den 22 präsentierten KartoffelÂsorten führte Wollinsky aus, dass er für seine Kunden sehr frühe Typen, solche aus der mittleren Reifegruppe und auch spätere Sorten im Angebot haben muss, und das jeweils mit den unterschiedlichen Kocheigenschaften von mehlig bis festkochend. „Dazu kommen dann noch Spezialitäten wie rotschalige und rotfleischige Züchtungen, so dass schnell eine ordentliche Anzahl verschiedener Typen zusammenkommt“, sagte der Betriebsleiter. Außerdem baut er immer auch neue Sorten an, um sie auf ihre Eignung im Betrieb hin zu überprüfen. Kriterien zur Sortenwahl seien neben der Kundennachfrage Gesundheit, Ertrag und die Lagerfähigkeit, letzteres sei ein Grund für den umfangreicheren Anbau der Sorte Belana. Außerdem spiele die Eignung zur Vorkeimung eine Rolle. Gerade im diesem Jahr zeige sich die positive Wirkung einer Vorkeimung, wie die in Kisten ausgestellten Proben zeigten. Dazu wurde jeweils ein Quadratmeter von Hand gerodet und bei entsprechend geeigneten Sorten noch in vorgekeimt und nicht vorgekeimt unterteilt ausgestellt. Bei Belana konnte kaum ein Unterschied ausgemacht werden, weil bei dieser die Keime leicht brechen. Die Sorte Filou dagegen wies nach Vorkeimung fast den doppelten Ertrag auf.
Rissbildungen und Krautfäulebefall
Die Sortenschau zeigte, wie unterschiedlich die verschiedenen Züchtungen mit der Witterung dieses Jahres zurechtkamen. Die sehr frühe Rosara beispielsweise ist gut klargekommen, Vario (sehr früh) und Miranda (früh) wiesen dagegen starke Rissbildungen und letztere auch Fäulnisbefall auf. „Sehr angetan“ zeigte sich Wollinsky von der neuen, sehr frühen und festkochenden Andrea; sie sollte allerdings bei trockener Witterung beregnet werden. Insgesamt zeigte sich, dass ein breites Sortenspektrum auch eine gewisse Risiko-Vorsorge bietet, denn je nach Jahreswitterung gleichen sich die Vor- und Nachteile der Züchtungen im Sortiment ein Stück weit aus. Dennoch wird 2016 auch auf dem Pappelhof als eher schwieriges Kartoffel-Jahr in Erinnerung bleiben. Das zeigte auch der anschließende Feldrundgang. Tiefe Risse in den Dämmen ermöglichen einerseits, dass Phytophthora bis an die Knollen gelangen kann, andererseits konnte man grüne Knollen an der Oberfläche sehen, wie beispielsweise bei der Sorte Sunshine. Vor allem frühe Sorten zeigten deutlichen Krautfäulebefall, werden aber jetzt beerntet und nach Einschätzung von Wollinsky wenig beeinflusst sein. „Alles Weitere müssen wir abwarten.“
KB – LW 28/2016