Ökoanbau: Es geht nicht nur um die Förderung

Die Studie über die Entwicklung des Biolebensmittelmarktes in Deutschland, die von den Grünen in Auftrag gegeben wurde, bringt keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Vier Monate vor der Bundestagswahl liefert sie vor allem neuen Anlass, um über die Förderung des Ökoanbaus zu diskutieren. Dass die Schere zwischen dem wachsenden Markt für Bioprodukte und dem Anbau derselben in Deutschland weiter auseinandergeht, wird schon lange konstatiert und war auch auf der Biofach Anfang des Jahres in Nürnberg eines der großen Themen.

Bekannt wurde anlässlich der Fachmesse auch die Studie des Thünen-Instituts, wonach im Schnitt jedes Jahr 600 Landwirte aus dem Ökoanbau wieder aussteigen beziehungsweise ihren Betrieb ganz stilllegen. Die Gründe hierfür sind laut der Befragung der Betroffenen die fehlende Einkommensverbesserung, Vermarktungsprobleme, zu geringe Preisaufschläge für Ökoprodukte, zu hohe Kosten für ökologisch zertifiziertes Futter, Ökokontrollen und der damit verbundene zeitliche Aufwand und natürlich zu niedrige Ökoprämien.

Es gibt also eine Vielzahl von Gründen, warum der Ökoanbau nicht wächst beziehungsweise warum ein beträchtlicher Teil der Anbauer wieder aussteigt. Die Förderung ist ein wichtiger Faktor, aber eben nicht der alleinige, auch wenn viele Politiker darauf fokussieren. Schon jetzt kommt den Direktzahlungen in den Biobetrieben eine hohe Bedeutung zu. Bei deutlich höherem Personalaufwand im Vergleich zu den konventionellen Betrieben übersteigen die Zuschüsse oftmals den erzielten Gewinn. Der höhere Aufwand an Arbeit, aber auch der höhere Flächenbedarf, um die gleiche Menge wie im konventionellen Betrieb zu erzeugen, sind auch wesentliche Punkte, warum die Konkurrenz aus dem Ausland so stark ist. Der hohe Importanteil kommt eben daher, dass Arbeitskosten und die Pacht- und Bodenpreise in Osteuropa oder auch China wesentlich niedriger sind als hierzulande. Ob hier ein Mehr an staatlicher Förderung auf Dauer eine Lösung ist, ist fraglich.

Cornelius Mohr