Ökologische Maßnahmen auf lokaler Ebene betreiben

BWV-Kreisversammlung Donnersberg in Dreisen

Landwirte sagen „Ja“ zu Umwelt- und Artenschutz im Donnersbergkreis bei der ordentlichen Vertreterversammlung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd in der Dorfgemeinschaftshalle in Dreisen. Diese Nachricht überbrachte Kreisvorsitzender Gerold Füge der gut besuchten Versammlung mit BWV-Präsident Eberhard Hartelt, der zum Thema „Zukunft der Landwirtschaft gemeinsam gestalten sprach“.

BWV-Präsident Eberhard Hartelt sprach sich für ein zukünftiges System aus, das Umweltleistungen honoriert.

Foto: Setzepfand

Hintergrund ist die Tatsache, dass dieses Jahr das Projekt MoKo im Donnersbergkreis startet. MoKo steht für Modell-Kooperative Agrarumweltmaßnahmen und Vertragsnaturschutz. Diese aus Holland stammende Form der Umsetzung der Umweltmaßnahmen basiert auf dem Lebensraumansatz: Umweltschutz endet nicht an der Grenze eines Feldes.

Ein Stück Holland an den Donnersberg bringen

Arten- und Gewässerschutz lassen sich viel effektiver erreichen, wenn sich diese regional abgestimmt an den Schutzzielen einer Region orientieren. Die Umsetzung erfolgt durch Umweltkooperationen, die zwischen Landwirten und Behörden vermitteln, die die Maßnahmen gemeinsam mit Naturschützern und Landwirten festlegen und die Fördermittel aus der zweiten Säule empfangen, jedoch auch die Förderanträge stellen und somit die Bürokratie übernehmen. Dafür behält die Umweltkooperation einen Teil der Fördermittel ein. Derzeit gibt es 40 Umweltkooperationen in Holland.

Bundesweit werden parallel vier weitere Projekte in den Bundesländern NRW, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein durchgeführt. Ziel des Projektes im Donnersbergkreis ist es, lokal angepasste Naturschutzmaßnahmen umzusetzen und diese im Rahmen von Greening von der EU zu finanzieren. Erik Jennewein, stellvertretender Vorsitzender, warb für eine rege Teilnahme der Landwirte: „Je mehr mitmachen, desto besser.“ Denn auf diese Weise können wir die Agrarumweltmaßnahmen gemeinsam mit dem Naturschutz ausarbeiten. „Wenn wir jetzt nicht mitmachen, dann dürfen wir uns über Vorschriften nicht mehr beschweren. Das ist eine große Chance“, so Jennewein. Bisher haben sich 60 Landwirte gemeldet – weitere sind willkommen. Nach dem Holländischen Modell wird noch Mitte Februar im Kreishaus eine Kooperation gegründet – die ersten Schritte seien gemacht, meinte Füge.

Füge nannte die Fakten der bisherigen Leistungen der Landwirte im Donnersbergkreis für den Umweltschutz. Es werden auf 2 494 ha, das sind acht Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, Projekte und Blühstreifen getätigt. Mit den 815 ha Brachen kommt man auf zehn Prozent der Nutzfläche für den Umweltschutz. Gemeinsam mit 5 300 ha für EULLa-Maßnahmen sind es bereits 15 Prozent der Flächen für den Umweltschutz im Donnersbergkreis. Hartelt fügte hinzu: „Wir brauchen ein System, das Umweltleistungen honoriert, wie den Anbau von Luzerne oder Rotklee. Der Markt sagt nur: Weizen, Weizen, Weizen.“

Landwirte nach CO2-Einsparung honorieren

Mit MoKo, dem Modell-Kooperative Agrarumweltmaßnahmen und Vertragsnaturschutz, wird der Donnersbergkreis eine von fünf Modellregionen in Deutschland, um neue Ansätze für Umweltmaßnahmen zu testen. Landrat Rainer Guth begrüßte das Vorhaben.

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Peter Funk, ehemaliger Landwirt und nun Bürgermeister der Stadt Eisenberg vertrat den Verbandsbürgermeister aus Eisenberg, Bernd Frey. Er machte deutlich, dass die Bereitschaft mehr Umweltschutz zu leisten, von der Bevölkerung auch gesehen werden muss, in Blühstreifen und in Ackerrandstreifen. „Wir müssen auf die Bevölkerung eingehen.“ Je nach dem, was angebaut werde, wird CO2 eingespart, danach müssten die Landwirte bezahlt werden. Und Landrat Rainer Guth bat um Verständnis, dass er nicht zu jedem Mahnfeuer kommen kann, jedoch bei den Landwirten ist, wenn es darum geht, das Eigentum zu schützen: „Es wird mit ihrem Eigentum umgegangen als wäre es öffentlich. Es sind ihre Äcker, ihre Wälder und ihr Erbe.“

Die Bewegung „von unten“ – gemeint ist Land schafft Verbindung – begrüßte er, mahnte aber auch zur Besonnenheit und zur Zusammenarbeit mit dem Bauernverband: „Endlich erhält der Beruf des Landwirts die Aufmerksamkeit, die er verdient hat.“

BWV-Präsident Eberhard Hartelt betonte, dass ihn die zahlreichen Demonstrationen zum Staunen brachten, dass nun auch den Gegnern in den Berliner Institutionen bewusst wurde, dass der Deutsche Bauernverband 95 Prozent der Landwirtschaft abdeckt. Dies ermögliche derzeit ein konstruktiveres Arbeiten. „Wir müssen uns weiterhin organisieren, besser artikulieren und mehr informieren, was wir tun“, sagte Hartelt. Dass es so weit kommen musste, liege daran, dass eine große Kommunikationslücke zwischen Landwirtschaft und Stadtbevölkerung besteht.

Es fehlen die Rübenfrauen, die zum Hacken kamen, oder die Herbsthelfer, die zur Traubenlese kamen, und das Land mit der Stadt verbunden haben. Sie erzählten nicht nur von der harten Arbeit, sondern auch vom gemeinsamen Vesper im Weinberg, von Nöten und Sorgen, die auf dem Land herrschten. Hartelt gab den Landwirten den Rat: „Wenn Sie aus dem Hoftor gehen, ab dann betreiben Sie Öffentlichkeitsarbeit. Erzählen Sie, erklären Sie, was getan werden muss und warum.“

Beim Thema Klimaschutz falle den meisten Menschen zuerst ein: Auf Fleisch verzichten. Dass sie auf eine Flugreise oder eine Kreuzfahrt verzichten könnten, das hört man weit weniger. Dabei betrage der globale Anteil der Landwirtschaft an den Treib­hausgasemissionen 20 Prozent, in Deutschland jedoch nur 7,2 Prozent, da die Industrie in Deutschland weit höhere Treibhausgasemissionen freisetzt.

Rheinland-Pfalz hat seine Klimaschutzziele vor einem halben Jahr erreicht, teilte Umweltministerin Ulrike Höfken in einer kleinen Meldung mit, denn die rapide gesunkenen Tierzahlen ermöglichten dies, so Hartelt, der diese Art der Treibhausgasreduktion den falschen Weg nennt.

Düngung muss effizienter werden

Erik Jennewein wirbt für das MoKo-Projekt, damit noch mehr Landwirte daran teilnehmen. Wer Interesse hat, kann sich direkt in der Landwirtschaftsabteilung der Kreisverwaltung Donnersberg melden.

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Er fand beim Thema Düngeverordnung deutliche Worte: „Es muss gehandelt werden: die NH4-Emissionen müssen zurückgehen, die bodennahe Gülleausbringung ist ein Muss, Düngung muss effizienter werden, es darf keine Verlagerung der Problematik in andere Länder geben, Gülle muss vergärt werden, wofür neue Förderungen notwendig sind, eine Humusanreicherung von sechs Prozent könnte die CO2-Anreicherung lösen“.

Natürlich kam Hartelt nicht um das Thema Messstellennetz herum, das den Agrargipfel zu Beginn vergangener Woche dominierte. Während Holland 3 000 Messstellen nach Brüssel meldete, hat Deutschland 168 Messstellen gemeldet, und zwar aus den besonders gefährdeten Gebieten, die von der Wasserrahmenrichtlinie bekannt waren, intensive Tierhaltung und Gemüsebau. Irgendwann hat man 700 weitere Messstellen nachgemeldet, wieder aus den intensiv bewirtschafteten Regionen. Grund war, man wollte so besonders schnell zu Erfolgen kommen. „Das ging richtig daneben, wie wir alle wissen“, sagte Hartelt. Nun kommt die Binnendifferenzierung. Jeder könne die Brunnen in Lanis im Internet einsehen.

Nun hat die EU-Kommission angemerkt, dass dann aber nicht nur die roten Gebiete angeschaut werden sollen, sondern auch die bisher grünen Gebiete, sodass insgesamt genauer differenziert werde: „Klar ist, es bleiben rote Gebiete. Dort müssen wir uns bewegen, wenn wir die Verursacher sind. Da muss dann eine andere Fruchtfolge her – eine große Aufgabe in der Vorderpfalz.“ Hartelt nannte den Tumult um die Messstellen ein großes Versagen der Verwaltung und nahm diese dennoch in Schutz, da auch dort wie in den DLR ein stetiger Personalabbau zu unterbesetzten Behörden führte, die schnelle Lösungen gesucht hatten, so gestand ihm ein Mitarbeiter. Nun sind alle gespannt, auf die Ergebnisse der bundeseinheitlichen Binnendifferenzierung in Rheinland-Pfalz.

Bei den Wahlen zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Jens Brumm bestätigt. Als Beisitzer fungieren weiterhin Hermann Alles, Dr. Gerd Karch, Markus Oßwalt und neu im Amt Daniel Müller vom Bremricherhof sowie Jutta Hummler aus Biedesheim. Sie übernahmen die Ämter von Fritz Gustav Müller und Klaus Landfried. Hartelt freute sich: Jünger und weiblicher werde der Bauernverband.

zep – LW 7/2020