Oft nur Futterqualität im Schwalm-Eder-Kreis
RBV lud zum Erntegespräch ins Südzuckerwerk
Der Regionalbauernverband (RBV) Kurhessen hatte letzte Woche zum Erntegespräch nach Wabern geladen. Neben den Ergebnissen im Acker- und Grünland wurden der Zuckerrübenanbau und der Ausbau des nördlichsten Südzuckerwerkes thematisiert.

Foto: Becker
Leichte Standorte waren im Vorteil
Das Frühjahr 2024 sei das wärmste seit Messbeginn gewesen – in Verbindung mit reichlich Niederschlägen. Trotz der nassen Witterung habe die Getreideernte 2024 im Schwalm-Eder-Kreis zeitig beginnen können, wurde allerdings immer wieder durch Regenperioden unterbrochen.
„Standorte mit besseren, schwereren Böden, die eine höhere Feldkapazität aufweisen, waren aufgrund der WasserÂsättigung und Staunässe gegenüber Böden mit geringer Feldkapazität relativ im Nachteil, denn die Kulturpflanzen haben sich unter diesen Bedingungen nur schwach bewurzelt. Leichte Standorte, die das Wasser bes- ser abführen konnten, waren in dieser Saison im Vorteil“, führte Klapp aus. Die Schwankungsbreite der Erträge bei Weizen habe 45 bis 95 dt/ha betragen, somit sei die Ernte 2024 tendenziell enttäuschend ausgefallen.
Ein bedarfsgerechter Pflanzenschutz zur rechten Zeit habe in diesem Jahr mit relativ hohem Krankheitsdruck eine große Rolle gespielt. „Von der feuchten Witterung profitierten vor allem späträumende Kulturen wie Mais und Zuckerrübe. Neben einer durchschnittlichen Ernte sorgt auch ein schwacher Preis an den Getreidemärkten für weitere Enttäuschung bei den Erzeugern“, so der Vorsitzende.
Ergebnisse der Kulturen
Der Winterweizen ist laut RBV mit rund 18 000 ha die wichtigste Getreideart im Schwalm-Eder-Kreis und macht etwa die Hälfte der Getreideanbaufläche aus. Aufgrund fehlender Sonnenstunden zeigte sich der Weizen mit deutlich zu niedrigen Eiweißgehalten und schwacher Kornausbildung. Eine Verwertung sei oftmals nur zu Futterzwecken möglich gewesen. Witterungsbedingte Probleme bei der Aussaat im Herbst 2023 führten vermehrt zu einem Anbau von Sommerweizen, hieß es in Wabern.
Die Wintergerstenernte im Verbandsgebiet wurde als durchschnittlich eingeordnet. Wintergerste wurde zu einem ähnlichen Umfang wie 2024 angebaut und sei nach Weizen die wichtigste Getreideart im Verbandsgebiet.
Beim Winterraps haben starke und späte Schneefälle Mitte April die Entwicklung teilweise in erheblichem Maße beeinträchtigt und führten zu unterdurchschnittlichen Erträgen bis hin zu Totalverlusten. Der Krieg in der Ukraine sorgt nach wie vor für Verwerfungen am Markt für Ölfrüchte, so Norbert Klapp.
„Die Grünlandbestände konnten in diesem Jahr mit gutem bis sehr gutem Bewuchs überzeugen. Bei gegebener Befahrbarkeit konnten bis Anfang September vier bis fünf Schnitte eingefahren werden. Grünlandflächen haben von der feuchten und wechselhaften Witterung profitiert“, konnte der Verbandsvorsitzende vermelden.
Kartoffeln, Kohl und Hülsenfrüchte haben laut RBV von Niederschlägen bei mittleren Temperaturen profitiert. Die im August gestartete Kohlernte zeige ein gutes Ertragsniveau bei überdurchschnittlichen Kopfgewichten. Problematisch zeigt sich aber auch hier der hohe Pilzdruck sowie sich ausbreitende Fäulnis.
Der Mais zeigt sich insgesamt mit guter Pflanzenentwicklung und Kolbenausbildung, der Ertrag ist insgesamt als durchschnittlich zu bewerten.
Rübenanbaujahr 2024 und Investitionen in Wabern
„Das aktuelle Anbaujahr ist geprägt durch einen sehr langen Aussaatzeitraum, der von Mitte März bis Anfang Mai dauerte. Überwiegend feuchte Bedingungen nach der Saat förderten eine zügige Keimung und schnelle Jugendentwicklung. Frühe Aussaaten zeigten bereits Ende Mai Reihenschluss“, erläuterte Moritz Vorholzer von der Rübenabteilung Wabern.
In der Jugendphase der Rüben habe es hohen Schädlings-Druck gegeben, insbesondere durch den Erdfloh. In der weiteren Entwicklung seien in sehr unÂterschiedlichen Intensitäten schwarze Bohnenläuse aufgetreten. Auf vielen Schlägen konnten auch hohe Nützlingszahlen festgestellt werden, welche die Blattläuse in Schach halten konnten. Niederschläge hätten immer wieder bei der Eindämmung der Läusepopulation geholfen, so dass es keinen Behandlungsaufruf an die Rübenanbaubetriebe gegeben habe.
Mit im Durchschnitt 10 ha Anbaufläche pro Betrieb im Verbandsgebiet Kassel stelle die Zuckerrübe für die Landwirte der Region eine wichtige zusätzliche Kultur dar und erweitere die Fruchtfolge und Artenvielfalt. „Der Erlös aus dem Zuckerrübenanbau ist ein wichtiger Beitrag, um die Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern und Wertschöpfung im ländlichen Raum zu generieren“, hieß es in Wabern.
Eine gute Nachricht ist daher, dass die Südzucker weiterhin in das Werk in Wabern investiert. Deutlich zu sehen ist mittlerweile die in die Höhe wachsende Baustelle des neuen Zuckersilos, das mit über 60 Metern künftig die Landschaft mitprägen wird, so Betriebsleiter Jan Kunath. „Wir wollen von hier aus künftig kontinuierlich den regionalen Markt mit Zucker beliefern und durch die Reduzierung von Transporten einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz leisten.“
Ein weiteres positives Signal an die Landwirte der Region ist die Ackerbohnen-Initiative der Südzucker. Sophie Riebeling, Rohstoffkoordinatorin neue Pflanzen, erläuterte, dass hierfür gerade ein neues Werk in Offstein gebaut werde. „Die Ackerbohne ist eine interessante Alternativkultur, die viele agrarpolitischen Ziele erfüllt“, so die Expertin der Südzucker.
KB – LW 40/2024