Optimismus bei Rübenanbauern in Rheinland-Pfalz

Neue Sorten entdeckt mit Toleranz gegen SBR

Die Zuckerrübenanbauer haben Grund zur Hoffnung, dass die Zuckerrübe wichtiger Bestandteil ihrer Fruchtfolge bleibt. Nicht nur die besseren Preise, sondern auch Forschungserfolge lassen aufhorchen. Im Rahmen des NIKIZ-Projektes, das vom Landwirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz gefördert wird, wurden neue Sorten entdeckt, die tolerant gegenüber der Rübenkrankheit „SBR“ reagieren. Dies teilte Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt Ende vergangener Woche mit.

Versuchsparzellen verschiedener Zuckerrübensorten werden auf den Befall mit SBR untersucht.

Foto: VHPZ

Landwirtschaftsministerin Dan­iela Schmitt freute sich über den erfolgreichen Verlauf des Projektes: „Die Ergebnisse der letzten zwei Jahre zeigen deutlich, dass es neue Zuckerrübensorten geben wird, die bessere Qualitäten und Erträge sichern können“, erklärte sie die aktuellen Resultate des Projekts.

Wichtiger Schritt zu nachhaltigem Anbau

„Die Forschungserfolge sind auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung im Ackerbau.“ Außerdem würden biologische Verfahren zur Bekämpfung der Erreger weiter untersucht. Mit den neuen Sorten könne ein wichtiger erster Baustein zur Sicherung des größten Südzucker-Werkes geliefert werden. Denn nur wenn der Rübenanbau sich noch lohne, bleiben die Arbeitsplätze im rheinland-pfälzischen Offstein sicher. Der Standort habe eine hohe Bedeutung für die lokale Wertschöpfung.

Die Rübenkrankheit „SBR“ ist eine bakterielle Infektion. „SBR“ steht für „Syndrom Basses Richesses“ – Syndrom niedriger Zuckergehalte. Die Krankheit wanderte mit ihrem Ãœberträger, den Schilf-Glasflügelzikaden, aus Frankreich nach Deutschland und in die Schweiz ein. Die Zikadenart hat sich von ihrem natürlichen Lebensraum entfernt und an die Zuckerrübenfruchtfolge angepasst. Sichtbare Symptome der Erkrankung sind die in der Pfalz und Rheinhessen sowie Südhessen oft zu beobachtenden gelben Blätter und verstopfte Leitungsbahnen. Die Folge sind um bis zu 45 Prozent verminderte Erträge.

Mehrere zehntausend Hektar gelten in Deutschland nach einem NIKIZ-Monitoring als befallen. 2021 beobachtete das NIKIZ-Team trotz der kühleren Witterung einen fast doppelt so hohen Flug an Zikaden im Vergleich zum Vorjahr. Zikaden gelten als Gewinner im Klimawandel.

Im Jahr 2020 konnte in den ersten NIKIZ-Versuchen eine Sorte eindeutig mit höherem Ertrag unter Befall identifiziert werden. Dies werteten die NIKIZ-Forscher als ersten Hinweis auf eine Toleranz der neuen Zuckerrübenzüchtung. Diese Neuzüchtung wurde dann auch als Sorte „Fitis“ für das Jahr 2021 zugelassen, stand aber nur mit geringen Mengen für Versuche zur Verfügung.

Neue Sorten für das kommende Jahr vorhanden

Im NIKIZ-Projekt wurden daraufhin in diesem Jahr an neun Standorten Versuche mit weiteren Sorten angelegt, von denen jetzt mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaften für Versuchswesen Südwest und Franken sieben Standorte ausgewertet werden konnten. Für den Zuckerrübenanbau 2022 stehen dadurch mehrere empfohlene Sorten zur Verfügung. Die Beratung der Anbauer startet in der nächsten Woche.

„Das ist aber erst der Anfang. Ziel muss es sein, dass gleichzeitig auch noch andere Krankheiten besser toleriert werden“, erläuterte Dr. Christian Lang, Projektleiter des NIKIZ-Teams, die zukünftigen Ziele der Forschung. Erst vor wenigen Monaten hatte die Ministerin in Dexheim die neue „Forschungsgemeinschaft Zuckerrübe Südwest“ der Öffentlichkeit vorgestellt und damit einen weiteren Schritt zu schnellerer praxisnaher Forschung begründet. Lang rechnet damit, dass noch einige Jahre in Forschung investiert werden müssen, um dem Schädling Herr zu werden. Weiterhin sei das Ziel, durch ackerbauliche Maßnahmen oder Nützlinge die ungezügelte Vermehrung der Zikade und der Krankheitserreger zu bremsen.

mwvlw – LW 49/2021