Pflanzenschutzmittel sichern Ernten und Einkommen
Delegiertentagung des BWV Rheinland-Pfalz Süd
Die 26. Ordentliche Delegiertentagung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd am Montag in Bad Dürkheim stand im Zeichen eines extrem schwierigen Jahres für die Landwirte und Winzer. Neben Ertragseinbußen bei fast allen Kulturen belastet die langanhaltende Krise auf den Agrarmärkten die Betriebe. Gastredner war der rheinland-pfälzische Landwirtschaftsminister Dr. Volker Wissing.
Foto: Imke Brammert-Schröder
Herausforderndes Jahr für die Landwirtschaft
Die Winzer haben zudem in diesem Jahr große Probleme mit Peronospora. „Ein Großteil unserer Mitgliedsbetriebe in Rheinhessen und der Pfalz rechnen mit deutlichen Ertragsausfällen“, so Hartelt. Der Gemüsebau litt unter dem Starkregen Ende Mai, nachdem die gesamte Vorderpfalz unter Wasser stand und Millionenschäden verursachte. In den Kartoffeln habe die Kraut- und Knollenfäule in einer Intensität gewütet, wie sie nur aus Büchern bekannt sei.
„In einem Jahr wie diesem sollten sich besonders diejenigen, die Pflanzenschutzmittel als Giftkeule verteufeln, daran erinnern, warum diese erfunden wurden. Noch vor 100 Jahren hätten wir in einem Jahr wie 2016 eine Hungersnot in Mitteleuropa erlebt“, verdeutlichte der BWV-Präsident. Vor diesem Hintergrund verabschiedeten die Delegierten des BWV eine Resolution, in der sie die Verbesserung der Zulassungssituation von Pflanzenschutzmitteln forderten, um die Ernten und damit auch die Einkommen der Landwirte und Winzer zu schützen. Besonders die Sonderkulturen seien von der eingeschränkten Verfügbarkeit wirksamer Präparate betroffen.
Der BWV-Präsident mahnte an, dass nach dem Hochwasser in der Vorderpfalz die Gespräche weitergeführt werden müssen, um künftig die Räumung der Gräben in der Vorderpfalz sicherzustellen. Er bedauerte, dass die Landesregierung nicht auf die Forderung des BWV nach einer Entschädigung der Betriebe eingegangen sei. Das bereitgestellte Elementarschadensprogramm reiche nicht aus, um die Schäden abdecken zu können.
Foto: Imke Brammert-Schröder
Der BWV-Präsident ging in seiner Rede auch auf die Rahmenbedingungen für die Landwirte und Winzer durch die Bundes- und Europapolitik ein, die er als problematisch einstuft. Hartelt kündigte an, dass sich der Verband gegen Vorschläge der EU hinsichtlich eines Verbots des PflanzenschutzmittelÂeinsatzes in Leguminosen, die im Rahmen des Greenings angebaut werden, wehren wird. Auch den Vorschlag von Agrarkommissar Hoogan, den Stilllegungszeitraum von acht auf neun Monate zu erhöhen, werde der Verband nicht mittragen. Hartelt kritisierte das Bundesumweltministerium, das versuche, sich zum neuen Landwirtschaftsministerium aufzuschwingen.
Nach den Worten von Hartelt ist Naturschutz nur mit den Landwirten zusammen möglich und nicht gegen sie. „Die Landwirte und Winzer sind durchaus bereit, kooperative Ansätze im Naturschutz positiv zu begleiten.“ Als Beispiel nannte er das Biodiversitätsprojekt in der Südpfalz, das von Vizepräsident Reinhold Hörner initiiert wurde. Es dürfe allerdings nicht hingenommen werden, so Hartelt, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen in großem Umfang als Ausgleichsflächen herangezogen und nicht mehr gepflegt werden. „Vielmehr muss die Aufwertung vorhandener Ausgleichfläche im Mittelpunk der Vorhaben stehen.“
Landwirtschaftsminister Volker Wissing, der auf der Delegiertentagung das Gastreferat hielt, präsentierte sich als Partner der Landwirte und Winzer und sagte ihnen seine Unterstützung zu.
Landwirtschaft als wichtiger Wirtschaftsfaktor
Foto: Imke Brammert-Schröder
„Auf die landwirtschaftliche Produktion können wir nicht so einfach verzichten. Wir können die landwirtschaftlichen Betriebe nicht einem Strukturwandel opfern, weil wir sonst unsere Lebensgrundlage verlieren“, sagte der Landwirtschaftsminister unter großem Beifall. „Letztendlich ist unser Ziel, auskömmliche Einkommen und die Anerkennung ihrer gesellschaftlichen Leistungen zu erreichen. Und zwar nicht in erster Linie durch Subventionen, sondern über die Marktpreise“, sagte Wissing. Er unterstütze daher aktiv Möglichkeiten für die Verbesserung der Vermarktungsstrukturen, im Bereich Milch ebenso wie beim Wein. Denn besonders bei Milch gebe es eine große Konzentration auf der Abnehmerseite.
Wissing machte deutlich, dass er nichts von einer Rückkehr zur Milchquote hält. Auch eine zeitlich befristete Milchmengenreduzierung lehnt er ab, weil sie am Ende der Frist nur Spekulationen auslöse.
Die Förderung neu ausrichten
Neben der klassischen Förderpolitik kündigte der Minister neue Unterstützungsmöglichkeiten für eine weitergehende Modernisierung der Landwirtschaft an. Als ersten Schritt habe er eine neue Förderung eingeführt für moderne Maschinen und Geräte zur Ausbringung von Wirtschaftsdüngern oder Pflanzenschutzmitteln, die Emissionen und Umweltbelastungen verringern. „Damit unterstützen wir den Einsatz innovativer Techniken und helfen den Betrieben, die Menge der eingesetzten Mittel zu reduzieren – das wirkt sich ökonomisch und ökologisch positiv aus.“ Zudem habe er, so der Minister, das Angebot für die betriebswirtschaftliche Beratung verstärkt. Auch bei der Bekämpfung der Kirschessigfliege stießen die Delegierten beim Minister auf offene Ohren: „Wir brauchen eine Antwort auf die Kirschessigfliege“, sagte Wissing. „Dazu gehören auch neue Pflanzenschutzmittel.“ Er habe auch die Gefahr, die durch nicht bewirtschaftete Flächen entsteht, auf denen sich die Kirschessigfliege ungestört vermehren kann, im Blick.
Er kündigte an, die Fördermaßnahmen auf ihre Effizienz hin zu überprüfen, auch um Kosten zu sparen, denn für die Stabilität im Land sei es wichtig, den haushaltspolitischen Rahmen einzuhalten. Wissing erklärte, er wolle sich für den Erhalt der beiden Säulen der Agrarpolitik einsetzen. Die Direktzahlungen seien für die Betriebe vor allem in Zeiten mit enger Liquidität wichtig, deshalb werde er sich für eine Auszahlung Ende Dezember einsetzen. Aber auch die zweite Säule sei wichtig als Ausgleich für Natur- und Umweltschutzmaßnahmen, die die Landwirte erbringen.
ibs – LW 37/2016