Pflanzenschutzsachkunde: Fortbildung erstmals digital

Erfolgreicher Auftakt mit abwechslungsreichem Programm

Die Pflanzen- und Gartenbauberatung des LLH veranstaltete im Rahmen der 73. Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen die Fortbildungsveranstaltung zur Erhaltung der Sachkunde erstmals online als Livestream. Drei Termine standen zur Auswahl, zu denen sich Interessierte im Vorfeld anmelden konnten. Es fanden zwei Veranstaltungen der LLH-Gartenbauberatung und eine Veranstaltung der Pflanzenbauberatung statt. Bei der Veranstaltung der Pflanzenbauberatung nahm auch das LW teil, um einen Eindruck zu bekommen, wie eine solche Veranstaltung online stattfinden kann.

Marc Fricke-Müller, Berater des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) im Bereich Pflanzenbau im „Filmstudio“ in der LLH-Zentrale Kassel. So erlebten die Teilnehmenden der Fortbildung eine Atmosphäre ähnlich einer Präsenzveranstaltung.

Foto: LLH

Der Fachgebietsleiter des LLH Beratungsteam Pflanzenbau, Dr. Thorsten Kranz, eröffnete die Veranstaltung und zeigte sich über das rege Interesse der Teilnehmer sehr erfreut. Allein diese Veranstaltung hatte 700 Teilnehmer.

Über einen Link, der zuvor per E-Mail verschickt wurde, konnte die Veranstaltung über die Videoplattform YouTube verfolgt werden. Während der Veranstaltung, die nur an diesem Tag für eine begrenzte Zeit online abrufbar war, wurden Codewörter genannt. Diese sollten die Teilnehmer notieren, um im Anschluss die erfolgreiche Teilnahme nachweisen zu können.

Kranz stieg mit allgemeinen In­formationen über die Sachkunde im Pflanzenschutz in das Thema ein und übergab dann an Nora Stecker vom Pflanzenschutzdienst Gießen, die zugeschaltet war. Sie erklärte das System der Fortbildungen zur Erhaltung der Sachkunde, welche alle drei Jahre aufgefrischt werden muss. Dabei sei es egal, wann eine Fortbildung besucht werden würde, wichtig sei nur, es in dem genannten Zeitraum zu tun.

Danach folgte ein Vortrag live aus dem „Studio“, welches extra für die Veranstaltung in der LLH-Zentrale in Kassel aufgebaut wurde. Das Programm war abwechslungsreich, denn Live-Vorträge wechselten sich mit zuvor produzierten Videos ab.

Stoppelbearbeitung pfluglos und ohne Glyphosat

Dr. Marco Schneider, stellvertretender Fachgebietsleiter des LLH Beratungsteam Pflanzenbau referierte über die richtige Stoppelbearbeitung nach Raps und die Arbeitseffekte verschiedener Geräte zur Bodenbearbeitung, wenn im Betrieb auf den Einsatz von Glyphosat verzichtet wird. Wichtig sei dabei besonders die punktgenaue Unkrautbekämpfung. So sei pfluglose Bodenbearbeitung ohne Glyphosat eine „Terminfrage“, ganz besonders bei konkurrenzstarken Ungräsern.

Der richtige Bearbeitungszeitpunkt sei dabei entscheidend für ein erfolgreiches Unkrautmanagement. Auch die sogenannten „Grünen Brücken“ müssten über den Herbst effektiv eingedämmt werden, um die Folgekultur gesund zu erhalten. Denn über das nicht vollständig bekämpfte Ausfallgetreide, beispielsweise von Wintergerste, könnten Blattläuse Getreidevirosen übertragen. Auch lückige Zwischenfruchtbestände würden im Frühjahr zum Problem, da sie Raum für Unkräuter schaffen.

Rege Kommunikation während der Vorträge

Am Ende eines Vortrages gab es jedes Mal „virtuellen Applaus“ der Teilnehmer, die in der Kommentarspalte während der ganzen Veranstaltung miteinander kommunizieren konnten. So gab es auch immer die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Untereinander wurde sich bei kleineren technischen Problemen schnell ausgeholfen, sodass niemand etwas verpassen musste, wenn es doch einmal Probleme gab.

In einem Beitrag der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) und des LLH für praktikable Lösungen im Ackerbau bei Glyphosatverzicht wurde der dazugehörige Feldversuch vorgestellt. Dort hatten verschiedene Technikhersteller die Auf-gabe, den Ausfallraps mit freier Technik- und Terminwahl, aber mit so geringer Eingriffsintensität wie möglich, vollständig zu beseitigen. Es wurden Nmin-Proben genommen und der Ausfallraps ausgezählt. Als Referenz gab es eine Fläche ganz ohne Bearbeitung, auf der der Ausfallraps eine dichte Zwischenfruchtdecke bildete.

Danach folgte noch ein weiteres Video zur Rapsstoppelbearbeitung, bei dem verschiedene Geräte mit den jeweiligen Bearbeitungsergebnissen verglichen wurden. Zu sehen unter: www.youtube.com/watch?v=k-2....

Sandra Höbel vom LLH Fachgebiet Ökologischer Landbau referierte außerdem über die mechanische Unkrautregulierung mit Striegel und Hacke. Die Teilnehmer konnten sich so insgesamt ein breites Bild über die mechanischen Möglichkeiten zum Unkraut- und Ausfallpflanzenmanagement machen.

Gezieltes Resistenzmanagement

Marc Fricke Müller vom Beratungsteam Pflanzenbau informierte über Ackerbaustrategien bei Virosen wie dem Gelbverzwergungsvirus, Blattlausbefall und die Unterbrechung der „grünen Brücken“. Er riet dazu, Frühsaaten zu vermeiden und resistente Sorten anzubauen. Anschließend referierte er live über Herbizidempfehlungen und Erfahrungen im Winterraps, stellte Versuchsfeldergebnisse vor und gab Empfehlungen zu den richtigen Anwendungszeitpunkten und Strategien. Besonders eine konsequente Gräserbekämpfung mit durchdachtem Resistenzmanagement sei wichtig.

Frank Hahn, ebenfalls vom LLH Beratungsteam Pflanzenbau, folgte nach einer Pause mit einem Vortrag über den Pflanzenschutz in der Wintergerste, bei dem er beispielsweise näher auf das Management von Problemungräsern wie Trespe und Ackerfuchsschwanz einging. Beide Ungräser ließen sich unter anderem über einen späteren Aussaattermin regulieren, da sie warme Temperaturen zu Keimung benötigen.

Wilhelm Möller vom LLH Limburg klärte in einem Video über die zu beachtenden Anwendungsbedingungen von Herbiziden im Getreide auf und betonte besonders die Bedeutung von Wirkstoffwechseln im Rahmen des Resistenzmanagements.

Positives Feedback zum Ende der Veranstaltung

Die Resonanz der Teilnehmer war durchweg positiv, und viele bedankten sich für die gut organisierte Veranstaltung. Diese sei kurzweilig und informativ gewesen – und passe perfekt in die derzeitige Situation.

Außerdem war beispielsweise ein Zurückspulen möglich, um bestimmte Themen zu vertiefen oder eine Pause einzulegen. Besonders die Qualität der einzelnen Vorträge wurde sehr gelobt, und es kam der Wunsch auf, dieser Vorträge auch nach der Veranstaltung noch abrufbar zu halten. Auch in Zukunft würden sich die Teilnehmer auf weitere Veranstaltungen in dieser Form freuen, welche als „fast besser als live, vor Ort“ beschrieben wurde, weil man sich beispielsweise auch lange Anfahrtswege sparen konnte.

Der LLH hat nun zwei weitere Termine am 19.und 26. Februar, jeweils von 10 bis 14 Uhr angekündigt, an denen auch Interessierte aus anderen Bundesländern teilnehmen können. Weitere Informationen in der Rubrik Termine.

liw – LW 6/2021