Pleite mit der Fettsteuer

Das wäre ja einfach gewesen: Die dänische Regierung führt eine Steuer für vermeintlich ungesunde Nahrungsfette ein, und die Zielgruppe, nämlich die Übergewichtigen, reagiert streng ökonomisch und stellt ihre Ernährungsweise um.

Doch da hat Kopenhagen die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn viele Verbraucher haben die entsprechenden Lebensmittel trotzdem gekauft, und der Aufwand für die Steuererhebung war bislang höher als der Ertrag. Nach einem Jahr schafft die Regierung die Steuer wieder ab und lässt Pläne, das Gleiche mit Zucker zu versuchen, fallen. Richtig ist, dass der Staat auf die Volksgesundheit achten muss. Das Straßenbild bei uns wie bei den Dänen zeigt, dass sich viele Menschen falsch ernähren, übergewichtig sind und an Herz- und Kreislauferkrankungen und an Diabetes leiden oder später einmal leiden werden. Das wird die Gesellschaft und die Sozialversicherungssysteme wegen hoher Krankheitskosten und verminderter Leistungsfähigkeit der Betroffenen vor kaum lösbare Aufgaben stellen.

Ernährungsgewohnheiten zu ändern (die mangelnde Bewegung wird oftmals ganz ausge-blendet), ist allerdings sehr mühsam, und einfache Lösungen gibt es offensichtlich nicht. Dennoch plädieren nach wie vor viele Politiker und Organisationen wie die OECD für eine Besteuerung von Nahrungsmittelbestandteilen. Wann die Volksgesundheit und wann die zusätzlichen Staatseinnahmen im Vordergrund stehen, ist dabei nicht genau auszumachen. Der Ansatz, einzelne Bestandteile wie Fett, Zucker oder Salz verantwortlich für Fehlernährung zu machen, ist mehr als fragwürdig. Immerhin sind sie lebensnotwendig. Verantwortlich für seine Ernährung sollte eigentlich der mündige Bürger selbst sein. Aber die Realität sieht anders aus. Vielen muss man mittlerweile helfen, eine gesunde Ernährung zu gestalten. Vielen fehlt die Bildung, vielen einfach der Wille oder der Druck, Verhaltensweisen zu ändern.

Cornelius Mohr