Preisentwicklung beim Raps aufmerksam verfolgen

Aktuelle Markt- und Absatzsituation bei Körnerraps

Vor dem Hintergrund einer weltweiten Rapsernte im Ölwirtschaftsjahr 2013/14 in Höhe von rund 71 Mio. t beziehungsweise 21,1 Mio. t in der EU-28 tendierte der Markt für Körnerraps bis Ende Juni 2014 zu Erzeugerpreisen im bundesweiten Mittel im Bereich der Marke von etwa 335 Euro/t und unterschreitet damit die Vorjahreslinie um gut 100 Euro/t Rapssaat.

Bei der Vermarktung in der Ernte sollten Erzeugerpreise für einen Teil der Ernte 2015 durch Vorverträge mit den Handelspartnern abgesichert werden.

Foto: agrar-press

Nach vorläufigen Auswertungen des Amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) wird die weltweite Produktion an Rapssaat im Ölwirtschaftsjahr 2014/2015 auf etwa 69,1 Mio. t beziffert. Die globalen Endbestände an Rapssaat sind im zurückliegenden Ölwirtschaftsjahr 2013/14 auf gut 6,7 Mio. t angestiegen, davon 1,7 Mio. t in der europäischen Union. Für das Ölwirtschaftsjahr 2014/15 wird ein Überschuss von weltweit insgesamt ca. 7,1 Mio. t Rapssaat erwartet, davon dürften etwa 2,2 Mio. t auf die EU-28 Staaten entfallen.

Im Erntejahr 2014 beläuft sich aktuellen Schätzungen zufolge die Anbaufläche an Winterraps der EU-28 Staaten auf insgesamt zirka 6,8 Mio. Hektar. Verschiedene Analysten prognostizierten Ende Juni für die bevorstehende Ernte ein vorläufiges Erntevolumen zwischen 22,0 und 22,8 Mio. Tonnen. Für die Bundesrepublik Deutschland wird zur Ernte 2014 bislang ein Aufkommen von ca. 5,9 Mio. t Rapssaat erwartet. Zur Ernte 2014 beträgt die bundesweite Anbaufläche von Winterraps nach vorläufiger Schätzung ca. 1,4 Mio. ha.

Die Preissignale für Rapssaat auf dem EU-Binnenmarkt orientieren sich an der Angebots- und Nachfrageentwicklung der globalen Ölsaatenmärkte, unterliegen jedoch auch wesentlich dem Preisgefüge von Soja- und Palmöl sowie verschiedenen Ölsaaten-Folgeprodukten. Der Preisverlauf von europäischer Rapssaat wird zudem flankiert durch die Entwicklungen am Mineralölmarkt sowie den Währungs-disparitäten zwischen Euro und Dollar. Unmittelbar zur Ernte richtet sich die Preisfindung nach der aktuellen Versorgungsbilanz des Inlandsmarktes aus.

Rapspreis orientiert sich an verschiedensten Öl-Produkten

Unbeschadet der positiven Ernteprognose zur amerikanischen Sojaernte und der optimistischen Ertragseinschätzung für europäische Rapssaat konnten sich im Vorfeld der zurückliegenden Erntekampagne die Erzeugerpreise für Kontraktware ex Ernte 2013 knapp oberhalb der Linie von 400 Euro/t behaupten. Der Preisabstand für alterntige Ware lag zu diesem Zeitpunkt bei durchschnittlich 50 Euro/t Rapssaat.

Bereits während der Rapsernte 2013 sorgten das hohe Ernteaufkommen und der sich abzeichnende unerwartete Produktionszuwachs an kanadischem Raps für nachgebende Börsennotierungen, die temporär bei Erzeugerpreisen von 325 Euro/t ein vorläufiges Fundament fanden. In Erwartung höherer Markterlöse tendierten die Erzeuger verstärkt zur Einlagerung der zurückliegenden Ernte, die im Vergleich zu den Vorjahren mit deutlich weniger Kontraktabschlüssen preislich abgesichert wurde.

Im Umfeld der Rapsaussaat 2013 stützten ungünstige Vegetationsbedingungen für US-amerikanische Sojabohnen die Markterlöse, die bis Anfang September wieder ein Niveau von rund 355 Euro/t Rapssaat entwickelten. Vom vergangenen Herbst bis über den Jahreswechsel hinaus behauptete sich dieses Preisniveau relativ stabil.

Differenzierte Preisverläufe bei alt- und neuerntiger Ware

In diesem Zeitraum entwickelten sich am Kassamarkt kaum Handelsaktivitäten für eingelagerte Ware, zumal die Verkäufer noch auf höhere Markterlöse spekulierten. Diese erreichten im Sog steigender Sojanotierungen und zunehmender Raps- und Sojaölpreise bis Ende April am Kassamarkt kurzzeitig ein Niveau von regional bis zu 400 Euro/t Rapssaat frei Erfassungslager, so dass überlagerte Bestände ex Ernte 2013 von den Erzeugern zügig aufgelöst wurden.

Bereits zu Jahresanfang differenzierten sich die Preisverläufe zwischen alt- und neuerntiger Ware und wurden angesichts der positiven Ertragsaussichten der neuen Ernte im Monat April nochmals merklich verstärkt. Zwischen März und Ende April konnten Kontrakte ex Ernte 2014 mit Erzeugerpreisen von bis zu 350 Euro/t Rapssaat frei Erfassungslager gehandelt werden. Selbst bei diesem Preisniveau verliefen die Kontraktabschlüsse überwiegend schleppend. Zwischenzeitlich wurden die Marktpreise für alterntige Ware auf ein Niveau von 340 Euro/t Rapssaat zurückgeführt, während neuertige Ware zu Kontraktenpreisen von bestenfalls 325 Euro/t Rapssaat angedient werden konnte.

Nach derzeitigen Einschätzungen wurden bis Ende Juni erst bis zu 30 Prozent der neuen Ernte über Vorkontrakte vermarktet. Um den zu erwartenden Preisdruck während der kommenden Ernte abzupuffern, sollte freie Ware kurzfristig eingelagert werden. Zur Einschätzung eines günstigen Vermarktungszeitpunktes in der aktuell volatilen Marktsituation sind die tagesaktuellen Börsennotierungen und Marktbewegungen weiterhin aufmerksam zu beobachten.

Auch bei tendenziell stagnierenden Preisverläufen für die europäische Rapssaat dürfte der Winterraps bei der kommenden Anbauplanung seine hohe ökonomische Vorzüglichkeit unter den Marktfrüchten beibehalten. Dank der positiven Vorfrucht-wirkung von Winterraps bestehen in Marktfruchtfolgen mit einem hohen Getreide-anteil kaum wirtschaftlich attraktive Alternativen außerhalb der Erzeugung von Körnermais oder auch Silomais als Substrat zur energetischen Verwertung.

Winterraps bleibt interessante Frucht

Bei der Vermarktung der Rapssaat in der Ernte erscheint es sinnvoll, die Erzeugerpreise für einen Teil der Ernte 2015 durch Vorverträge mit den Handelspartnern beziehungsweise Ölmühlen abzusichern. Dies gilt insbesondere für Betriebe, die über keine eigene Lagerkapazität verfügen. Angesichts von witterungsbedingten Unwägbarkeiten sollte die vorgesehene Liefermenge im Kontrakt dennoch vorsichtig bemessen werden.

Offerten für Vertragsware sind grundsätzlich unter Berücksichtigung möglicher Qualitätszuschläge und sonstigen Konditionen, wie zum Beispiel dem Lieferort und dem Zahlungsziel, zu prüfen. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, mögliche Zuschläge für einen höheren Ölgehalt als der zugrunde liegende Mindestgehalt in Höhe von 40 Prozent vorher vertraglich zu vereinbaren. Sofern der Ölgehalt im angelieferten Produkt diese Mindestanforderung übersteigt, wird derzeit je Prozent Öl ein Qualitätszuschlag in Höhe von 1,5 Prozent des Grundpreises vergütet. Für eine angelieferte Ware mit einem Ölgehalt von 44 Prozent ist ein Preiszuschlag von 6 Prozent auf der Basis des vereinbarten Kontrakt- beziehungsweise Tagespreises zu kalkulieren, der bei einem Grundpreis von 40 Euro/dt Rapssaat einem Qualitätszuschlag von 2,40 Euro/dt entspricht.

 – LW 28/2014