Problem erkannt – Problem gebannt

Die Europäische Kommis­sion erwägt, den Einsatz von Neo­nicotinoiden wegen der bestehenden Gefahr von Bienenschäden weiter einzuschränken. 2008 waren bei der Aussaat von gebeiztem Maissaatgut in Baden-Würtemberg etliche Bienenvölker durch den entstandenen Staub geschädigt worden. Der Fall wurde eingehend untersucht und der Abrieb des Beizmittels vom Saatgut, der mit der Abluft pneumatischer Sämaschinen freigesetzt wurde, als Ursache erkannt. Die Körner waren mit dem Neonikotinoid „Clothianidin“ gebeizt worden.

Daraufhin wurde sowohl bei der Beizung als auch bei der Aussaat angesetzt, um dieses Problem zu lösen: Die Anhaftung am Korn wurde verbessert, und die Beizstellen wurden diesbezüglich zertifiziert. Die Aussaat darf nur noch in Ausnahmefällen mit entsprechendem Saatgut und mit Maschinen, die ihre Abluft in den Boden drücken, erfolgen. Schäden gab es seither nicht mehr.

Die Pläne der EU würden auch die Beizung von Raps betreffen, hier spielen Neonicotinoide ebenfalls eine bedeutende Rolle. Denn es gibt kaum eine zielgenauere und umweltschonendere Pflanzenschutz-Maßnahme als die Beizung; das zu schützende Korn wird noch in der Halle benetzt und der anhaftende Wirkstoff direkt im Boden abgelegt. Das Risiko von Bieneschäden ist daher sehr gering und nach 2008 durch die erfolgten Verbesserungen noch weiter gesenkt worden. Der Nutzen der Beizung ist dagegen enorm, da sie auch Behandlungen auf dem Feld mit der Spritze reduziert.

Diese Tatsachen müssen unbedingt aktiv kommuniziert werden, denn in der Öffentlichkeit wird beispielsweise nicht zwischen beizen und spritzen unterschieden, da wird nur der Einsatz von „Gift“ diskutiert.

Ein Auto wird aber auch nicht nach einer Rückrufaktion vom Markt genommen, nur weil die Bremsen zuvor fehlerhaft waren. Ein behobenes Problem muss auch als solches wahrgenommen werden.

Karsten Becker