Produkte rund um die Tierhaltung gezeigt

Rinder- und Legehennenhaltung auf den Öko-Feldtagen

Rund um die Tierhaltung wurde auch bei den diesjährigen Öko-Feldtagen einiges geboten. So gab es neben der Präsentation des neuen Milchkuhstalles auch viele Stände. Einiges davon ist nicht nur für Öko-Betriebe, sondern auch für konventionell wirtschaftende Tierhalter interessant. Das LW hat sich dort umgeschaut.

Marketingleiterin Nina Beuth von Eierschachteln.de zeigt Eierschachtelstempel, mit denen der Eieranbieter seine Schachteln selbst gestalten kann. Eigene Motive können ebenfalls kreiert werden.

Foto: Brammert-Schröder

Kühe haben einen empfindlichen Geschmackssinn. Keimbelastetes Wasser, das mit einem Biofilm überzogen ist, schmeckt ihnen nicht, sie saufen dann weniger. In den Tränken setzen sich häufig Kalk, Eisen und Mangan ab, wodurch die Bildung eines Biofilms begünstigt wird. Keime, Pilze, Sporen und Legionellen finden guten Halt und können sich vermehren. Beim Saufen an den Tränken bringen die Kühe zusätzlich sowohl Speichel als auch Futterreste mit hohem Proteinanteil in die Tränken ein. Dadurch werden optimale Bedingungen für ein schnelles Keimwachstum geschaffen.

Wasseraufbereitungstechnik aus Rheinland-Pfalz

Das Unternehmen MK Nutztierhygiene (MK:N) aus dem pfälzischen Enkenbach-Alsenborn hat die MK:N Hydro Fit Wasseraufbereitung entwickelt, die in die Tränkeleitung eingebaut werden kann. Am Stand der Kurzenknabe GmbH, die die Produkte von MK:N vertreibt, erläuterte Jakob Dimmerling:

„Durch die Zugabe von HydroFit zum Leitungswasser werden die Ablagerungen in den Leitungen gelöst und der Biofilm zerstört. Die Basis bildet Wasserstoffperoxid, das geruchs- und geschmacksneutral ist. Das Ergebnis ist ein keimfreies und geschmacksneutrales Tränkewasser, das die Kühe gerne saufen.“ Er empfahl die Installation der Wasseraufbereitung vor allem für Betriebe mit eigenem Brunnen.

Biofutter für alle Tierarten

„Reudink ist einer der führenden Biofutteranbieter in Hessen“, sagte Ludger Beesten, für den Verkauf und die Beratung der Betriebe in Hessen zuständig. Reudink biete sowohl EU-Biobetrieben als auch Betrieben, die einem Verband angehören, Futtermittel in Bioqualität an. Gut aufgestellt sieht sich Reudink im Bereich Geflügelfutter. „Wir leisten auch Beratung bei Fütterung und Haltung.“ Dabei profitiere das Unternehmen auch von den Fütterungsspezialisten der Mutterfirma For Farmers. „Nicht nur die großen Betriebe profitieren davon, auch die Mobilstallbesitzer“, betonte Haiko Eberhard, Verkaufsleiter Gefügel. Gerade in Hessen gebe es viele Selbstmischer, die auf die Inhaltstoffe der eigenen Futtermittel abgestimmte Ergänzungen benötigen. Auch betriebsspezifische Mischungen können die Kunden dort bekommen. Das Futter stammt aus dem eigenen Futtermittelwerk in Gescher in Nordrhein-Westfalen.

Eierschachteln in vielen Formen, Farben, Materialien

Das Unternehmen Eierschachteln.de präsentierte auf dem Gladbacher Hof seine komplette Produktpalette. Hauptprodukte sind Eierschachteln in vielen Formen, Farben und Materialien. Darunter auch 1-kg-Boxen für die Vermarktung von Junghenneneiern. „Diese bieten wir jetzt auch mit Graspapier an“, erklärte Marketingleiterin Nina Beuth. Die Green Packs genannten 6er- oder 10er-Kartons beziehungsweise die Boxen bestehen zu 40 Prozent aus Gras. Denn Gras bietet viele Vorteile: es ist nachwachsend und regional und bei der Herstellung der Grasschachteln wird für die Aufbereitung des Grases im Vergleich zu anderen Komponenten wie Recyclingmaterialien oder Holzfasern nur ein Bruchteil an Wasser und Energie benötigt – ganz ohne Chemikalien. Der Eierschachtel-Markt verzeichnete in den letzten Wochen drastische Preissteigerungen, verursacht durch die gestiegenen Energiekosten. Das Unternehmen gibt die Energiekostenzuschläge der Lieferanten an die Kunden weiter und bereitet die Kunden auf häufigere Preisschwankungen vor. Neben Eierschachteln bietet das Unternehmen auch Bio-Ergänzungsfutter sowie Einstreuzusätze als Palettenware an.

Für Flavio Traxl, Geschäftsführer von Bio Rind & Fleisch RLP (im Bild links), ist die teilmobile Schlachtung auf der Weide für das Tier die stressärmste Tötungsmöglichkeit. Gemeinsam mit den Kollegen Hanna Meyer und Malte Ellekotten (rechts) haben sie die mobile Schlachteinheit bestehend aus Fangstand und Transportwagen aus Edelstahl und Plane für bis zu drei Rinder entwickelt.

Foto: Brammert-Schröder

Nachdem die Nachfrage nach Mobilställen in den vergangenen Jahren boomte, erlebt die Branche im Moment einen Einbruch. Die Futterkosten steigen, aber die Eierpreise können nicht im erforderlichen Ausmaß angehoben werden, denn auch die Eiernachfrage geht aktuell zurück. Die Verbraucher reagieren sehr sensibel auf Preissteigerungen. „Während Corona sind einige neue Erzeuger ins Hühnermobilgeschäft eingestiegen, die sich das unter Umständen einfacher vorgestellt haben“, erklärte Ira Korndörfer von Stallbau Weiland, auch unter Hühnermobil.de bekannt. Einige seien unter diesen Umständen wieder ausgestiegen, es gebe einige gebrauchte Mobilställe am Markt.

Junghennenpreise stark gestiegen

Zudem belaste das Verbot des Kükentötens vor allem die Ökobetriebe. Denn die zertifizierten Junghennen seien dadurch erheblich teurer geworden als die konventionellen. „Viele Ställe bei den Biohühnerhaltern stehen leer, nicht nur wegen der hohen Futterkosten“, sagte Korndörfer. Für die Betriebe stehe im Fokus, wie sie die Energiekosten drücken könnten. Bei den Direktvermarktern mit einem breiten Sortiment laufe das Geschäft noch recht gut. Wer nur Eier im Angebot hat, habe mehr Vermarktungsprobleme. „Jetzt neu einzusteigen traut sich kaum jemand.“

In Sachen Tierhaltung stand bei den Öko-Feldtagen der neue Forschungsstall auf dem Gladbacherhof im Fokus. Verschiedene Aussteller präsentierten Technik und Produkte für alle Tierarten. Und bei den LLH-Stallgesprächen wurden verschiedene Themen rund um die Tierhaltung diskutiert.

Hessisches Bio-Weiderind

Hessen mit seinen grünlandreichen Mittelgebirgslagen ist bestens dafür geeignet, Bio-Weiderinder unter einem speziellen Weidelabel zu vermarkten. Bei dem Projekt Hessisches Bio-Weiderind wird die Weidehaltung der Rinder mit der regionalen Herkunft verknüpft und entsprechend vermarktet. In einem Vortrag stellten Constantin Haupt, MGH Gutes aus Hessen, und Flavio Traxl, Bio Rind & Fleisch GmbH RLP, das Projekt vor. Die Bio Rind & Fleisch GmbH, die ihren Sitz im rheinland-pfälzischen Gusterath bei Wittlich hat, übernimmt die Rolle des Bündlers. Das Projekt wird vom hessischen Landwirtschaftsministerium gefördert. „Die Tiere werden mit 4-mal Hessen vermarktet“, erläuterte Haupt, der das Projekt koordiniert. Zu den definierten Haltungskriterien gehört, dass die Tiere mindestens 120 Tage im Jahr auf der Weide verbringen. Die Weidefläche muss mindestens 500 m² pro Tier betragen. Das Futter für die Tiere muss mindestens zu 60 Prozent vom eigenen Hof stammen und die Transportdauer zum Schlachthof darf höchstens vier Stunden betragen. Zusätzlich benötigt der Betrieb eine Zertifizierung für Bio aus Hessen. „Mit diesem Siegel wird für den Verbraucher der regionale Bezug an der Theke erkennbar“, so Haupt. Die Tiere werden in den beiden regionalen Schlachthöfen Fulda oder Brensbach im Odenwald geschlachtet und von der Firma Eidmann aus Bruchköbel zerlegt. Auch teilmobile Schlachtungen der Tiere auf dem eigenen Betrieb sind möglich. „Das ganze Tier wird verarbeitet“, betonte Flavio Traxl. Die Färsen und Ochsen sollten mindestens 280 kg Schlachtgewicht haben. Das Fleisch wird über 35 Rewe-Filialen vermarktet. „Wir haben von Rewe die Zusage, dass sie jede Woche fünf Tiere abnehmen. Verlässlichkeit ist bei dieser Art der Vermarktung sehr wichtig“, erklärte Traxl. Die Tiere werden nach den üblichen Handelsklassen abgerechnet, wobei der Preis für einen längeren Zeitraum festgelegt wird. Das ist auch ein Mehrwert für den Landwirt. „Es geht um eine Partnerschaft in alle Richtungen“, machte Traxl deutlich. Auch das Verkaufspersonal werde geschult, um den Mehrwert der regionalen Herkunft der Tiere entsprechend an die Kunden zu vermitteln.

ibs – LW 27/2022