Protesttafel mitten auf dem Acker

Landwirte und Winzer setzen ein Zeichen

Mehr als 150 Landwirte, Gemüse- und Obstanbauer, Winzer und Vertreter aus den vor- und nachgelagerten Bereichen setzten am Dienstag auf einem Acker in Dannstadt-Schauernheim ein Zeichen für den Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe und die heimische Landwirtschaft. Sie baten unter dem Motto „Land schafft Verbindung – wir rufen zu Tisch“ an eine reich gedeckte große Protesttafel.

Die Protesttafel, gedeckt mit heimischem Gemüse aus der Vorderpfalz. Christian Deyerling aus Hassloch forderte zum Dialog mit Verbrauchern und der Politik auf.

Foto: Brammert-Schröder

Bevor es zu spät ist und das Agrarpaket der Bundesregierung das Höfesterben weiter forciert, fordern Bauern und Winzer aus der Pfalz und Rheinhessen einen neuen Diskurs über den Wert und die Leistungen von Land-wirtschaft und Gesellschaft. Mehr als 150 Landwirte, Gemüse- und Obstanbauer sowie Winzer waren mit rund 100 Schleppern nach Dannstadt-Schauernheim gekommen, um ihren Sorgen um die Zukunft Ausdruck zu verleihen. Sie ver-sammelten sich hinter der Protesttafel, darüber zog weithin sichtbar ein Kleinflugzeug mit dem Banner „Essen von hier?“ seine Bahnen über die Vorderpfalz.

Alexander Friedrich, Landwirt aus Hochdorf-Assenheim und Mitinitiator von „Land schafft Verbindung“ in der Pfalz, erklärt: „Das Agrarpaket ist nur der Anstoß, warum wir jetzt gemeinsam in unserer Gesellschaft aktiv werden müssen. Wenn wir unseren Kindern und Enkeln Versorgungssicherheit und gesunde Nahrungsmittel bieten wollen, dann müssen wir uns mit allen maßgeblichen Gruppen in unserer Gesellschaft über den Stel-lenwert von Landwirtschaft verständigen.“ Christian Deyerling, Gemüseerzeuger aus Haßloch, verwies in seiner kurzen Ansprache auf das Agrarpaket, das ohne Dialog mit den Beteiligten, sprich den Bauern, auf die Schnelle von den Bundesministerien geschnürt wurde.

„Das ist ein praxisuntauglicher Kompromiss.“ Das Agrarpaket schränke den Handlungsspielraum der Landwirte ein. „Die Existenz der mittelständischen Landwirtschaftsbetriebe ist bedroht und damit der Friede auf den Dörfern“, erklärte Deyerling.

Die aktuelle Protestaktion wird von allen Sparten der Landwirtschaft unterstützt: Obst-, Gemüse- und Ackerbau sowie Tierhalter beteiligten sich an der Aktion in Dannstadt-Schauernheim.

Foto: Brammert-Schröder

Hartmut Magin, Kartoffel- und Gemüseerzeuger aus Mutterstadt, wünscht sich einen Di-alog mit den Verbrauchern darüber, welche Landwirtschaft sie in Zukunft haben wollen. „Wir brauchen einen fairen Wettbewerb mit Standards, die für alle gelten. Aber der findet in der Praxis nicht statt.“ Das Bild der Verbraucher von der Landwirtschaft habe wenig mit der Realität zu tun. „Wir arbeiten mit dem Boden und der Natur zusammen. Uns Raubbau vorzuwerfen ist unverschämt“, sagte er deutlich. „Wir wollen nicht mehr der Buhmann der Nation sein“, erklärte Melanie Schmitt aus Bobenheim-Roxheim in ihrem Statement zu der Veranstaltung. „Jeder Landwirt und Winzer arbeitet mit viel Herzblut und Leidenschaft auf dem Acker und im Wingert.“

Silke Hoos, Landwirtin und Winzerin aus Meckenheim, verbindet mit der Veranstaltung die Hoffnung, dass es ein Umdenken in den Köpfen der Verbraucher gibt. „Wir brauchen eine generationenkonforme Politik. Wir wollen nicht länger Spielball für die Politik sein.“ Andreas Röß, Gemüseerzeuger aus Frankenthal, sieht die heimische Produktion vor der Haustür, die eigentlich jedem Verbraucher etwas Wert sein sollte, in Gefahr. Hier werde unter den höchsten Standards gearbeitet, nicht aber im Ausland.

„Es ist schon fünf nach zwölf. Das Höfesterben hat schon begonnen.“ Stefan Schwalb, Ackerbauer und Bullenmäster aus Hettenleidelheim, befürchtet, dass das Agrarpaket den jungen Leuten den Mut für die Landwirtschaft nimmt. „Deshalb müssen wir uns alle an einen Tisch setzen. Damit wir die Landwirtschaft für die zukünftigen Generationen erhalten.“

Imke Brammert-Schröder – LW 43/2019