Prozessautomatisierung schreitet voran

Neuheitenkommission prämiert Innovationen

Der Trend zur weiteren Automatisierung von Prozessen, verbun­den mit intelligenten Datenmanagement-Systemen zur Optimierung der Regelung und Steuerung von Maschinen, Logistik, Dokumentation, Qualitätssicherung und Rückverfolgbarkeit, schreitet in der Landwirtschaft ungebrochen voran. Dies zeigen die mehr als 320 Neuheitenanmeldungen, die zur Agritechnica 2017 eingegangen sind.

Der Wechsel des Radballastes wird durch die EZ Ballast Wheels von John Deere entscheidend vereinfacht.

Foto: Werkfotos

Analog zur Industrie 4.0 gewinnt auch die Digitalisierung und Vernetzung der Wertschöpfungskette in der Landwirtschaft zunehmende Bedeutung. Cloud Computing und BigData sind feste Begriffe geworden. Dass aber auch der klassische Maschinenbau immer noch Produkte mit einem hohen Nutzen für die gesamte landwirtschaftliche Branche hervorbringt, zeigen viele der prämierten Neuheiten. Es ist aber auch der Trend erkennbar, bereits vorhandene, innovative Lösungen aus anderen technischen Bereichen intelligent für die Landwirtschaft zu adaptieren und dort zum Einsatz zu bringen. Hier sind die Prämierungen für E-Mobilität und höhenverstellbare Fahrerkabinen, aber auch intelligent vernetzte Fahrzeuge und Augmented-Reality-Anwendungen zu nennen.

Arbeitsentlastung im Blickpunkt

Bei den Zielen von Neu- und Weiterentwicklungen, die bei der DLG-Neuheitenkommission eine besondere Wertschätzung fanden, steht das Thema Arbeitsentlastung immer noch im Blickpunkt. Dank innovativer Lösungen reduzieren sich stundenlange, monotone und damit für den Fahrer sehr ermüdende Arbeiten immer weiter oder werden von der Technik übernommen. Insgesamt zeichnete die DLG-Neuheitenkommission zwei Innovationen mit dem Innovation Award Agritechnica 2017 in Gold und 29 Innovationen mit dem Innovation Award in Silber aus. In dieser Ausgabe werden 16 Silbermedaillen-Gewinner vorgestellt, weitere Silbermedaillen und die mit Gold ausgezeichneten Neuheiten finden Sie im nächsten Heft.

Überladevorrichtung für Halmgut

Fliegl Agrartechnik GmbH, Halle 4, Stand B43

Obwohl sie in Sachen Leistungs- und Dieselbedarf einem Häcksler im Grünlandeinsatz eigentlich überlegen sind, haben Ladewagen – von der Logistikseite aus betrachtet – einen entscheidenden Nachteil: Während der Transportzeiten sind sie in Bezug auf die Schneidarbeit unproduktiv. Der Fliegl Büffel, ein Rotor-Lade-System mit Zwischenbunker, kombiniert bekannte Komponenten von Ladewagen (Pickup, Schneidrotor), Ballenpresse (Zwischenbunker) und Häcksler (Überladevorrichtung) neu. Das Halmgut wird aufgenommen, geschnitten, im Zwischenbunker gespeichert und dann auf ein eigenständiges Transportgespann überladen. Der Büffel ist als Ladeaggregat somit dauernd im Einsatz, ohne in den Abtransport eingebunden zu sein und zeichnet sich durch eine hohe Energieeffizienz beim Zerkleinern des Grüngutes sowie eine reduzierte Bodenbelastung aus. Durch das Überladen auf reine Transportfahrzeuge besteht wie beim Häckseln die Möglichkeit, die Transportket­te der Entfernung zum Silo sowie der Leistungsfähigkeit des Schneid-/Ladeaggregats anzupassen. Der Fliegl Büffel stellt somit eine kostengünstige und hocheffiziente, neue Alternative der Halmguternte sowohl zum Kurzschnittladewagen als auch zum Häcksler dar.

Halbraupentraktor mit Vollfederung

Claas-Vertriebsgesellschaft mbH Deutschland,

Halle 13, Stand C02

Der mangelhafte Fahrkomfort von Voll- oder Halbraupenschleppern führte bisher dazu, dass diese selten für schnelle Fahrten genutzt werden. Gerade für Transportarbeiten sind Standardtraktoren deutlich komfortabler, diese stoßen jedoch gerade bei hohen Motorleistungen in Bezug auf die bodenschonende Kraftübertragung an ihre Grenzen. Der mit einer Halbraupe ausgestattete Claas Axion 900 verfügt erstmals über eine Federung an der Vorder- und Hinterachse, wodurch sich der Komfort gegenüber den alternativen Triangel-Halbraupen deutlich verbessert. Die im Vergleich zu Triangel-Halbraupen deutlich vergrößerte Aufstandslänge sorgt sowohl im Feld als auch bei schneller Straßenfahrt für eine sehr gute Richtungsstabilität. Eine wichtige Voraussetzung für eine gleichmäßig niedrige Bodenbelastung ist dabei eine optimale Bodenanpassung, die über Pendelwinkel von 15° und einen hydraulischen Lastausgleich zwischen allen Rollen erreicht wird. Der nach vorne verlagerte Pendelpunkt bewirkt eine stärkere Belastung der Hinterachse, die aufgrund einer vergrößerten Aufstandsfläche besser in der Lage ist, bei niedrigem Bodendruck hohe Zugkräfte zu übertragen. So lassen sich auch Motorleistungen von mehr als 450 PS bodenschonend übertragen, ohne dass die im Straßenverkehr zulässige Fahrzeugbreite überschritten wird.

Traktor optimal ballastieren

John Deere GmbH & Co. KG, Halle 13, Stand E30

Um bei schweren Zugarbeiten ausreichend Traktion an beiden Achsen bereitzustellen, gilt es, den Traktor optimal zu ballastieren. Die Ballastierung der Vorderachse ist durch in den Frontkraftheber einzuhängenden Frontgewichte inzwischen meist einfach und sicher möglich. Für die Hinterachse sind Radgewichte mit Massen von bis zu 1000 kg auf dem Markt verfügbar. Diese müssen oft aufwändig an die richtige Stelle manövriert werden, um sie an- beziehungsweise abzuschrauben. Dieser gefährliche und zeitintensive Wechsel des Radballastes wird durch die EZ Ballast Wheels entscheidend vereinfacht. Die Montage der Radgewichte erfolgt mit einer Pallettengabel drehpositionsunabhängig und erspart so das Aufbocken des Traktors. Ohne Schrauben werden die Ballastgewichte mit Kniehebelspannern fixiert. Ein schneller Wechsel zu einer für den jeweiligen Bedarf optimalen Ballastierung ist somit durch eine Einzelperson möglich. So wird ein wichtiger Beitrag zum wirtschaftlichen und bodenschonenden Einsatz des Traktors geleistet.

Assistenzsystem stellt Traktor und Maschine ein

Claas Vertriebsgesellschaft mbH, Halle 13, Stand C02

Gerade weniger geübte Fahrer kann die Bedienung moderner Traktoren in ihrer Komplexität schnell überfordern. Dies gilt insbesondere, wenn Menüführungen aus Praktikersicht wenig intuitiv aufgebaut sind, sondern eher der Entwicklungsstruktur des Herstellers folgen. Das Claas CEMOS ist ein interaktives System, das einen bedienerfreundlichen Ansatz zur optimalen Einstellung üblicher Traktor-Gerätekombinationen bietet. Sowohl bei der Arbeitsvorbereitung als auch während des Arbeitsprozesses wird der Bediener unter Nutzung von Begriffen aus der Praxis durch das Einstellungsmenü geführt. Das System bezieht außer den vom Fahrer eingegebenen Werten auch die vom Gerätehersteller empfohlenen Einstellungsalgorithmen mit ein. Während der Arbeit versucht das System Traktor- und Geräteeinstellungen permanent zu optimieren und unterbreitet dazu dem Fahrer Optimierungsvorschläge, die dieser zum Beispiel unter Berücksichtigung der Arbeitsqualität akzeptieren oder auch ablehnen kann. Das eingebaute Expertenwissen erlaubt auch unerfahrenen Bedienern die Optimierung von Arbeitsqualität, Leistung und Effizienz. Das System bildet eine geeignete Plattform zur Einbindung zukünftiger Automaten und Assistenten.

Anhängepunkt des Gerätes frei einstellbar

AGCO GmbH – Fendt, Halle 20, Stand A26a

Die Achslastverteilung eines Traktors wird bisher durch Stützlast, Zugkraft, Ballastierung und Traktionsverstärker definiert und ist somit mit gleichem Anbaugerät auch immer gleich. Mit dem Fendt VarioPull kann erstmalig die Position des Anhängepunktes von Geräten auch während der Arbeit horizontal um bis zu 80 cm hin zur Hinterachse frei eingestellt werden. Durch den nach vorne verschobenen Anhängepunkt wird die Achslastverteilung optimiert und eine höhere Fahrsicherheit erzielt. Am Vorgewende lässt sich der Koppelpunkt nach hinten verschieben, um ausreichenden Freiraum für die Geräteanhängung zu bekommen. So kann der Frontballast am Traktor und somit auch die Gesamtfahrzeugmasse reduziert werden, was energetisch vorteilhaft ist und den Boden schont.

LW – LW 13:00/2017