Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität – Hessen“ legt weiter zu

MGH vermeldet Erfolge im Jahr des Doppeljubiläums

Die Vermarktung von in der Region erzeugten Produkten unter der Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität – Hessen“ hat im Wirtschaftsjahr 2013/2014 an Volumen weiter zugenommen. Mit den Produkten der Qualitätsmarke wurde ein Umsatz von rund 260 Mio. Euro erwirtschaftet. Dem Vermarktungssystem gehören mittlerweile 784 Betriebe an, wie Peter Klingmann, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen (MGH) vergangene Woche auf einer Pressekonferenz in Wiesbaden berichtete.

Von links: Vorstandsvorsitzender Johann Ferber, Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser, Geschäftsführer Peter Klingmann sowie Professor Dr. Roland Herrmann.

Foto: Mohr

„Die MGH-Erfolgsgeschichte ist weitergegangen“, so die Bilanz, die Klingmann im Jubiläumsjahr zog: Die MGH e.V. wird in diesem Jahr 25 Jahre alt, die MGH GmbH 10 Jahre alt. Im vorausgegangenen Wirtschaftsjahr lag die Zahl der Betriebe, die ihre Produkte unter dem Siegel vermarkteten, noch bei 718. Von den jetzt 784 Betrieben gehören 721 dem Vermarktungssystem „Geprüfte Qualität – Hessen“ an, 63 weitere verwenden das „Bio-Siegel – Hessen“. Der Umsatz stieg, nicht zuletzt wegen des Mitgliederzuwachses, um rund 60 Mio. auf 260 Mio. Euro. Der Umsatz teilt sich auf in die Bereiche landwirtschaftliche Betriebe (110,9 Mio. Euro), Verarbeitungsbetriebe (68,2 Mio.Euro) sowie Vermarktung und Handel (80,1 Mio. Euro).

Regionalmarke genießt hohe Bekanntheit

Als Erfolgsfaktoren für die MGH nannte Klingmann neben dem Umsatz und der Zahl der teilnehmenden Betriebe auch die Bekanntheit der Marke. Ihr bescheinigte Professor Dr. Roland Hermann vom Institut für Agrarpolitik und Marktforschung der Universität Gießen ein hohes Niveau. Eine Online-Befragung unter rund tausend Personen Ende vergangenen Jahres habe eine Bekanntheit von rund 39 Prozent ergeben, vor rund zehn Jahren lag sie noch bei knapp 10 Prozent. Die Untersuchungen von Hermann, der die MGH seit Jahren wissenschaftlich begleitet, ergab zudem eine steigende Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln. Wichtigste Säulen sind dabei die Herkunft, die Kontrolle und die Qualität. Dies hob auch die Staatssekretärin im hessischen Landwirtschaftsministerium, Beatrix Tappeser, auf der Pressekonferenz hervor. Diese Kriterien spiegelten die Bedürfnisse der Verbraucher wider. Die Staatssekretärin sieht die landwirtschaftliche Erzeugung in Hessen vor allem für die heimischen Märkte bestimmt. Hessen sei kein Agrarland, das Ãœberschüsse erzeuge. Es werde eher extensiv gewirtschaftet, die Viehdichte sei gering. „Wir können froh darüber sein“, so die Meinung Tappesers.

Zahl der Ökobetriebe unter den Mitgliedern stagniert

Die Zahl der Betriebe, die das Biosiegel verwenden, stagniert unterdessen. Dass sie nicht ansteigt, liegt laut Klingmann da­ran, dass die ökologisch wirtschaftenden Betriebe oftmals Verbänden angehörten, die bereits über ausgebaute Vermarktungswege verfügten. Außerdem ende die Reichweite des Bio-Siegels Hessen an der Landesgrenze, weil einerseits die Erzeugnisse im Land verarbeitet werden müssten, und andererseits die hessische Marke außerhalb der Grenzen keinen Markt habe. Da nach Einschätzung Klingmanns dennoch der Bedarf an regional erzeugter, ökologischer Ware hoch ist, ist man mit Ökoverbänden im Gespräch, um hier Lösungen zu finden.

Um ihre Kompetenz auch bundesweit zum Einsatz zu bringen, wird die MGH demnächst zusammen mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) eine neue Gesellschaft gründen: Die Regio Marketing GmbH soll, so Klingmann, alle Themenbereiche der Regionalvermarktung wie Marketing, Distribution, Kommunikation, Sortiments- und Preispolitik über Hessen hinaus aus einer Hand anbieten.

Gemeinschaftswerbung für regionale Produkte

Der Aufsichtsratsvorsitzende der MGH GmbH und Vorstandsvorsitzende der MGH e.V., Johann Ferber, skizzierte die Geschichte der MGH. Bei der Gründung der Gesellschaft habe das Thema Regionalität weder bei den Erzeugern noch bei den Verbrauchern auch nur annähernd den heutigen Stellenwert besessen. Die Gründung fiel zudem in eine Zeit, als viele, insbesondere genossenschaftliche Vermarktungsbetriebe nicht gut da standen. Gerade im lukrativen Rhein-Main-Gebiet mit zahlungskräftigen Verbrauchern habe es kaumVerarbeiter für landwirtschaftliche Produkte gegeben. Damals hätten der Hessische Bauernverband und insbesondere die Fleischer mit der gläsernen Produktion und der Rückverfolgbarkeit die Chance gesehen, der anonymen Produktion etwas entgegenzusetzen, und die Bedürfnisse der Verbraucher zu bedienen. Insbesondere die Gemeinschaftswerbung für regionale Produkte sei damals und heute der beste Weg, den eigenen Betrieb mit seinen Produkten deutlich gegenüber anonymen Marken herauszuheben, so Ferber.

Landwirtschaft, Handwerk, Industrie und Handel

Wie Geschäftsführer Klingmann weiter erläuterte, sind von den 721 an dem Vermarktungssystem Geprüfte Qualität - Hessen teilnehmenden Betrieben 606 landwirtschaftliche Erzeuger. 79 Betriebe gehören dem Lebensmittelhandwerk und der Weiterverarbeitung an. Weitere 36 sind Betriebe aus Gastronomie, Großhandel und Vermarktung.

Bei den Landwirtschaftlichen Betrieben wiederum stellen die pflanzlichen Erzeuger mit 355 Betrieben die größte Gruppe. 132 der landwirtschaftlichen Betriebe sind Direktvermarkter. Zur Gruppe der verarbeitenden Betriebe gehören fünf Schlachthöfe, drei Mühlen, sieben Keltereien und vier Mälzereien.

Die MGH wird vom Land Hessen im Rahmen eines Fünfjahresvertrags, der bis 2017 gilt, mit 5,5 Mio. Euro ausgestattet. Das jährliche Budget schmilzt dabei um jeweils 100000 Euro pro Jahr und liegt derzeit bei 1,2 Mio. Euro. Die Geschäftsleitung der MGH überlegt derzeit, wie die zurückgehenden Mittel ausgeglichen werden können. Im Gespräch sind Gebühren für die Lizenzen. Aufgrund der so unterschiedlichen Betriebe, vom kleinen Landwirtschaftsbetrieb bis zur großen Brauerei, sei eine gerechte Gebührengestaltung für die Teilnehmer allerdings nicht einfach, räumte Klingmann ein.

CM – LW 43/2014