Raiffeisen Waren GmbH mit preisbedingt niedrigerem Umsatz

Das vergangene Jahr war der Konsolidierung gewidmet

Nach einem kräftigen Wachstum im Zeitraum 2010 bis 2014 und einer Konsolidierung im Jahr 2015 rechnet die dreiköpfige Führung der Raiffeisen Waren GmbH auch 2016 nicht mit einem einfachen Geschäftsverlauf. Die Konsolidierung sei im vergangenen Jahr gelungen, so dass sich der Konzern wieder „in bekannter, einheitlicher Struktur wie aus einem Guss“ präsentieren könne, betonte der Vorsitzende der Geschäftsführung der GmbH, Reinhard Stieglitz, vergangene Woche in Kassel.

Die Kasseler Raiffeisen Warenzentrale hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,19 Mrd. Euro erzielt.

Foto: Raiffeisen

Geschäftsführer Jörn Pistorius stellte mit Blick auf 2016 fest, dass es darum gehe, sich mit Innovationen auf die Zukunft einzustellen, auch auf die immer präsenter werdende Digitalisierung der Branche.

Modernisierung und Qualifizierung

Sein Geschäftsführerkollege Markus Braun räumte ein, dass die Raiffeisen Waren GmbH bei herausfordernden Marktbedingungen ihre „ehrgeizigen Ziele“ nicht ganz erreicht habe. Das Jahr 2015 sei aber auch dazu genutzt worden, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Beispielsweise seien an den Standorten zahlreiche Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt, erste multimediale Verkaufskanäle erschlossen und die Qualifizierungsangebote für die Mitarbeiter für einen herausragenden Service intensiviert worden.

Der Kasseler Konzern musste 2015 aufgrund der niedrigeren Agrar- und Energiepreise einen Rückgang der Umsätze um 122 Mio. Euro oder 9,3 Prozent auf 1,19 Mrd. Euro hinnehmen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit verschlechterte sich um 1,0 Mio. Euro auf 11,1 Mio. Euro; dennoch erhöhte sich der Bilanzgewinn von zuvor 4,4 auf fast 5 Mio. Euro.

Für 2016 gaben alle drei Geschäftsführer das Ziel aus, „wieder deutliche Ergebnissteigerungen zu erreichen“. Das Unternehmen, das mit gut 210 Niederlassungen in acht Bundesländern vertreten ist, beschäftigte zuletzt mit allen Beteiligungsgesellschaften mehr als 2 360 Mitarbeiter.

Zurückhaltung beim Futtermitteleinkauf

In ihrer Agrarsparte hatte die Raiffeisen Waren GmbH 2015 neben den niedrigen Erzeugerpreisen auch mit der anhaltenden Trockenperiode im Arbeitsgebiet zu kämpfen. Der Einbruch der Milch- und Fleischpreise habe zur erhöhten Zurückhaltung beim Futtermitteleinkauf der Kunden geführt, berichtete die Konzernführung. Insgesamt erzielte das Agrar-Segment einen Umsatz von 340 Mio. Euro; das waren 30 Mio. Euro weniger als 2014.

Positiv hätten sich im vergangenen Geschäftsjahr die 2014 getätigten Investitionen in ein neues Kraftfutterwerk in Hamm und in eine moderne Saatgutaufbereitungsanlage am Agrarstandort Großengottern ausgewirkt. Beide Standorte hätten ihr Produktions- und Aufbereitungssoll mehr als erfüllt, liefen technisch perfekt und im Plan, so die Geschäftsführer.

Baustoffsparte profitiert von Niedrigzins fürs Bauen

Einbußen verzeichnete indes auch die Sparte Technik; ihr Um­satz verringerte sich um 22 auf 243 Mio. Euro. Maßgeblich dafür war der deutlich geringere Verkauf von Neumaschinen; dagegen wuchs die Nachfrage nach Ersatzteilen und Reparaturen. Die dritte Agribusiness-Sparte Vieh verbuchte eine Erlösabnahme um 5 auf 21 Mio. Euro. Ihren Erfolgspfad nahtlos fortgesetzt hat dagegen laut Konzernspitze die Sparte Baustoffe. Beflügelt von dem Niedrigzinsumfeld und einer hohen Nachfrage nach Wohnraum habe diese mit einem Umsatz von 180 Mio. Euro das beste Ergebnis ihres Bestehens verzeichnet; 2014 waren von dieser Sparte 176 Mio. Euro erlöst worden.

Weiterhin sei die sehr intensive Integration in die Einkaufskooperation hagebau, Deutschlands größter Einkaufskooperation, mit positiven Effekten auf das Geschäft behaftet gewesen. Die Raiffeisen Waren GmbH nehme aber auch Vorreiterrollen ein: So werde 2016 ein Online-Shop für Baustoffe realisiert, und zwar zunächst für Fachfirmen und in einem zweiten Schritt auch für Privatkunden, kündigte die Geschäftsführung an.

In der Sparte Energie machte sich nach ihren Angaben der extreme Verfall des Rohölpreises positiv bemerkbar, da er für eine deutlich gesteigerte Nachfrage sorgte. Der Wertumsatz sei trotz der deutlichen Absatzsteigerungen aber durch die niedrigen Preise zurückgegangen, nämlich um 66 auf 382 Mio. Euro. Die Raiffeisen-Märkte steigerten die Erlöse von zuvor rund 19 auf 20 Mio. Euro.

age – LW 19/2016