Ran an die Kartoffeln

Erntezeit beim Schulgartenprojekt „Kids an die Knolle“

Kartoffelernte statt Unterricht im Klassenraum – für über 6 000 Schüler aus ganz Rheinland-Pfalz geht es nun in die Schulgärten, um die im Frühjahr gepflanzten Kartoffeln zu ernten. Offizieller Erntestart war am vergangenen Freitag in der Grundschule Dirmstein, Landkreis Bad Dürkheim. Stellvertretend für die landesweit 193 Teilnehmerschulen am Schulgartenprojekt „Kids an die Knolle“ haben 28 Drittklässler unter großer Medienbeteiligung die eigenen Kartoffeln geerntet.

Die Drittklässler freuten sich über jede Kartoffel, die sie ernten konnten und waren ganz gespannt auf das Wiegen: Stolze 36 kg gilt es nun zu verarbeiten.

Foto: Brammert-Schröder

Aufgeregt laufen die Jungen und Mädchen zum provisorischen Schulgarten, der etwas abseits von der eigentlichen Schule in Dirmstein liegt. In der Schubkarre liegen diverse Arbeitsgeräte zum Ausbuddeln der Kartoffeln bereit. Fast ein halbes Jahr haben die Grundschüler die Kartoffeln betreut, vom Auspflanzen im April über den Sommer hinweg bis zur Ernte.

„Die Schüler haben die gleichen Bedingungen wie wir Profis auf dem Acker. Trockenheit und zu viel Nässe – in dieser Saison war alles dabei“, sagte Georg Riede, Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft „Pfälzer Grumbeere“ bei der Begrüßung der Kinder und ihrer Lehrerinnen. Die Erzeugergemeinschaft hat das Projekt mit ins Leben gerufen und stellt in jedem Jahr das Pflanzgut für die Schulen. Zwar habe das Grundstück in Dirmstein, das die Gemeinde der Schule bis zur Fertigstellung des Schulgartens zur Verfügung gestellt hat, nicht unter Wasser gestanden wie viele Felder in der Vorderpfalz, so Riede. Unter der Nässe hätten die Kartoffeln im Schulgarten dennoch gelitten. Danach folgte ein heißer Sommer, in dem die Eltern die Kinder mit der Bewässerung der Kartoffeln unterstützten.

Praktische Erfahrungen rund um die Kartoffel

Nun haben die Kinder den Lohn ihrer Arbeit geerntet: Mit Unterstützung einiger Vorstandsmitglieder der Erzeugergemeinschaft, die gerne zur Grabegabel griffen und die Kartoffeln an die Oberfläche förderten, sammelten die Schüler die Kartoffeln in Körbe, um sie anschließend zu wiegen. Mit rund 36 Kilogramm fiel die Ernte gut aus. Nach einer ersten Ernteschätzung der Erzeugergemeinschaft „Pfälzer Grumbeere“ zeichnet sich 2016 für die teilnehmenden Schulen ein schwieriges Erntejahr ab. „Wir schätzen, dass die Erntemenge in den 193 Schulgärten geringer ausfällt. Sie dürfte bei rund 17 Tonnen liegen“, sagte Riede.

Kids an die Knolle

Kostenlose Pflanzkartoffeln lassen Praxiswissen gedeihen

Bei „Kids an die Knolle“ bekommen alle teilnehmenden Schulen Pflanzkartoffeln sowie erklärendes Unterrichtsmaterial kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Ziel des landesweiten Schulgartenprojekts ist es, anschaulich und praxisnah Ernährungswissen zu vermitteln. Rheinland-pfälzische Schüler im Alter bis zwölf Jahren können ihre eigenen „Grumbeere“ anbauen, weiterverarbeiten und damit zum praktischen Unterrichtsthema machen. Insgesamt wurden in der laufenden Saison bei „Kids an die Knolle“ rund 1,5 Tonnen Pflanzkartoffeln gesetzt. Das landesweite Schulgartenprojekt wird vom Deutschen Kartoffel-Handelsverband (DKHV) in Kooperation mit der Erzeugergemeinschaft „Pfälzer Grumbeere“ seit 2011 durchgeführt und vom rheinland-pfälzischen Landwirtschafts- sowie vom Bildungsministerium aktiv unterstützt. Begleitend zum Anbau eigener Lebensmittel, machen viele Schulen „Kids an die Knolle“ zum Mittelpunkt weiterer Aktivitäten. Landesweit finden zum Beispiel Projektwochen statt und es werden Erntefeste gefeiert.

ibs

Für Schulleiterin Stefanie Hackmann ist das Projekt „Kids an die Knolle“ sehr wichtig. Seit viereinhalb Jahren schon nimmt die Schule an dem landesweiten Projekt teil. „Kids an die Knolle hat unsere Zweitklässler über ein halbes Jahr bis in die neue Klassenstufe begleitet und vielfältige Lernimpulse geschaffen. Wir haben die Knollen gepflanzt, sie gepflegt und im Unterricht die Theorie dazu vermittelt. Als Ganztagsgrundschule setzen wir das Schulgartenprojekt als festen und praktischen Unterrichtsbestandteil in Sachkunde sowie im Kochunterricht in unserer Schulküche ein.“ Dass die Kinder auch im Kochunterricht viel gelernt haben, davon konnten sich die Gäste am Freitag überzeugen. Nach den Erntearbeiten gab es zur Stärkung Ofenkartoffeln mit Quark, die die Dirmsteiner Schüler im Rahmen des Unterrichts selbst zuzubereiten gelernt haben.

Als besonderen Anreiz hat jeder teilnehmende Schüler von der Erzeugergemeinschaft „Pfälzer Grumbeere“ ein „Grumbeere-Mitmachheft“ erhalten. Alle ausgefüllten Mitmachhefte nehmen an einem Gewinnspiel teil, bei dem es tolle Erlebnispreise, wie Feldbegehungen und Hofführungen zu gewinnen gibt. Die offizielle Preisverleihung erfolgt bis Ende des Jahres.

Ernährungswissen wird gefördert

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig unterstützt das besondere Ernährungsprojekt. Sie konnte zum Ernteauftakt in Dirmstein nicht persönlich anwesend sein, sondern wurde von Abteilungsleiterin Eva Caron-Petry vertreten. „Projekte, die zeigen, wie etwas wächst wie bei einer richtigen Ernte sind eine wichtige Erfahrung und durch nichts zu ersetzen“, sagte sie. „Sie vermitteln den Kindern Respekt vor Nahrungsmitteln. Denn es ist nicht einfach und mit Arbeit verbunden, einen Wert zu erzeugen.“ Caron-Petry fragte die Kinder danach, wie sie Kartoffeln am liebsten essen. Pommes und Chips standen ganz oben auf der Beliebtheitsliste. Sie wussten aber auch, dass diese beiden Zubereitungsarten nicht die gesündeste Art ist, Kartoffeln zu genießen.

„Es ist wichtig, den Wert der Kartoffel wieder mehr in den Blickpunkt zu rücken. Sie ist ein gesundes und kalorienarmes Nahrungsmittel“, so Caron-Petry. Deshalb unterstütze das Bildungsministerium gerne Initiativen wie Kids an die Knolle, mit der die Erzeugergemeinschaft „Pfälzer Grumbeere“ paxisnah den Kartoffelanbau und das Ernährungswissen fördert.

ibs – LW 39/2016