Rasante Fortentwicklung

Genetisch hornloses Fleckvieh liegt im Trend

Wenn man den züchterischen Bestand und die Zahl der eingetragenen Tiere in den letzten zehn Jahren verfolgt, dann ist die Entwicklung in der züchterischen Arbeit beim genetisch hornlosen Fleckvieh in Hessen als rasant zu bezeichnen.

Die genetisch hornlose Fleckviehherde von Karsten Heinze wurde auf den Weiden in der Fulda-Aue vorgestellt.

Foto: Jost Grünhaupt

Ursprünglich spielte die Rasse in der züchterischen Arbeit eine eher untergeordnete Rolle. Heute hat sich das Bild geändert. Ein Beispiel dafür ist der Betrieb von Karsten Heinze in Braach bei Rotenburg, der dieses Jahr seine Her­de bei der Züchterversammlung zur Besichtigung bereit stellte.

Am besten lässt sich die Fortentwicklung der genetisch hornlosen Fleckviehzucht zweifellos an der Beschickung des Fleisch­rindertages ableiten, bei dem in den letzten Jahren in allen Kategorien wettbewerbsfähige Kontingente vorgestellt wurden, eine im Verhältnis zur Anzahl eingetragener Tiere beachtliche Leistung. Als Highlight der züchterischen Arbeit war dabei sicherlich der Titel Hessenchampion für den letztjährigen Landessieger Lando P von Matthias Urbach, Wahlen, anzusehen, der im Vergleich aller Siegerbullen des Fleischrindertages von den Preisrichtern die höchste Wertschätzung erhielt. Gleichzeitig ist das Leistungsbild der angebotenen Bullen in den letzten Jahren auf einem sehr guten Niveau angekommen, beim letzten Fleischrindertag überschritten alle angebotenen Bullen in der Jährlingswiegung den Wert von 1 500 g Tagezuwachs und haben damit die Konkurrenzfähigkeit in der Rasse in der Absetzerproduktion deutlich unter Beweis gestellt. Damit ist das Leistungsniveau absolut vergleichbar mit den Regionen, in denen die Rasse mit wesentlich mehr Tieren vertreten ist und liegt bereits über dem Level, der aus süddeutschen Gebieten vorgegeben wird. Maßgeblich ist dieses auf die konsequente Selektion in den Herden zurückzuführen, sowohl weit überdurchschnittliche Herdenbullen als auch die Spitze der Bullen aus dem Besamungssegment haben maßgeblich dazu beigetragen. Auch die Ergebnisse der besten Kühe und Bullen nach Zuchtwert­schätzung (RZF) liegen auf einem Niveau, das zur Spitze im nationa­len Vergleich zählt. Auch hier haben die Betriebe deutlich aufge­holt und ihre Herden in die rich­tige Richtung weiterentwickelt.

Ãœberregional erfolgreich

Überregional war die hessische Fleckviehzucht dieses Jahr bei zwei sehr wichtigen Terminen enorm erfolgreich. Bei der Eliteauktion für Färsen in Groß Kreutz stellte der Betrieb Scheuermann/Schleich mit der Padua-Tochter Bella P die Siegerin der Kollektion und bei der Bundesjungtierschau in Erfurt wurde die von Matthias Urbach ausgestellte Lando-Tochter Mia P zur Gesamtsiegerin der weiblichen Tiere (Miss Simmental) ausgewählt. Diese Resultate sollten die logische Konsequenz haben, dass noch mehr wie bisher an überregionalem Besuch bei den Veranstaltungen in Hessen wie z. B. dem Fleischrindertag zu erwarten ist.

Hornlos-Test verfügbar

Die große Bedeutung der genetischen Hornlosigkeit für die Entwicklung der Rasse wird durch das Angebot eines genetischen Tests auf Reinerbigkeit noch mehr in den Vordergrund gestellt. Nachdem mehrere Forschungsinstitute dieses Arbeitsfeld in den letzten Jahren intensiv bearbeitet haben, ist nun der erste Anbieter am Markt. Es bleibt dabei wichtig, die Entwicklung in diesem Merkmalskomplex im Auge zu behalten und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Im Zuge der Besichtigung der Herde von Karsten Heinze, die gemeinsam mit einem Kollegen gemanagt wird, konnten sich die Besucher einen sehr guten Überblick über die züchterische Arbeit verschaffen. Während ein Teil der gehaltenen Kühe noch enthornt ist, waren sämtliche Absetzer genetisch hornlos. Das lässt darauf hoffen, dass der aktuelle Herdenbulle Poster P, ein Padua-Sohn, sogar reinerbig hornlos ist. Gleichzeitig war zu beobachten, dass die Absetzer auch in den Typmerkmalen relativ ausgeglichen sind, so dass der Bulle eine gute Einheitlichkeit bei seinen Nachkommen hinterlässt. Über gezielte Zukäufe und deren Nachzucht ist inzwischen ein beachtlicher Anteil an eingetragenen Herdbuchtieren in der Herde von Karsten Heinze und die zwei Jungrinder, die bei der Bundesschau in Erfurt ausgestellt waren, tragen zur Weiterent­wicklung des Zuchtbestandes bei. Der Einfluss des Herdenbullen macht deutlich, dass über diesen Weg ein maßgeblicher Anteil des Zuchtfortschritts zu erreichen ist. Wenn dann der Bulle in Gemeinschaft gehalten wird, profitiert auch zwangsläufig ein Haltungsbetrieb vom Zuchtfortschritt. Grünhaupt, LLH Kassel