ICE-Neubaustrecke Lorsch-Mannheim im Tunnel?

RBV Starkenburg: wichtiger Etappensieg

Am Freitag vorvergangener Woche stellte Gert-Dietrich Bolte, bei der DB Netz AG zuständig für Großprojekte, im sogenannten Beteiligungsforum der Region für den Neubau der ICE-Strecke Frankfurt-Mannheim die von der Bahn bevorzugte Variante zwischen Lorsch und Mannheim vor. Demnach handelt es sich um eine Tunnel-Variante der Streckenführung. Die oberirdische Variante hätte den Lampertheimer Wald und die von den Landwirten hoch geschätzten beregnungsfähigen Sandflächen durchschnitten.

Wie es scheint, ist es den Landwirten gelungen, die oberirdische ICE-Neubau-Trassen-Variante zwischen Lorsch und Mannheim zu verhindern. Sie hätte eine Schneise durch die wichtigsten, voll beregnungsfähig erschlossenen Sandfelder geschlagen. Nun sollen die Hochgeschwindigkeitszüge nicht wie hier oberirdisch, sondern flächen- und gehörschonend in einem Tunnel fahren.

Foto: Imago-Imagines/Martin Wagner

Dagegen hatten die Landwirte der Region härtesten Widerstand angekündigt. Nun soll eine bis zu 15 Meter Tiefe Grube ausgehoben, ein knapp 15 Kilometer langer Tunnel gebaut und anschließend wieder verfüllt werden. Ein kurzer Streckenabschnitt (1,8 km) soll als Trog offenbleiben. Wie RBV-Vorsitzender Dr. Willi Billau dem Hessenbauer mitteilt, war es erklärtes Ziel der Landwirte, die oberirdische Variante zu verhindern, „weil sonst die Schienen eine Schneise quer durch unsere Riedwälder und auch durch unsere wichtigsten, voll beregnungsfähig erschlossenen Sandfelder geschlagen hätten. Diese Flächen erlauben durchgehend eine gute Befahrbarkeit und sind unsere frühsten Standorte“.

Bauern hatten sich Klage fest vorgenommen

Gemeinsam mit anderen Akteuren der Region (Städte, Landkreis, Bürgerinitiative) hatte man sich auf eine andere Streckenführung entlang der Autobahnen geeinigt, um politisch wirksamen Druck aufzubauen. Wie Billau weiter ausführt, fürchteten die Landwirte den Verlust von über 40 ha LN, dass sie sich, gestärkt durch die Erfahrungen im Rosengarten, sofort juristischen Beistand organisiert und sich eine Klage fest vorgenommen hatten.

Billau schätzt die jetzt von der Bahn bevorzugte Variante als „Entwarnung“ ein. „Die Bahn will zwar, wie wir vermuteten, die oberirdische, von uns bekämpfte Variante verwirklichen, wollte aber gleichzeitig ein langwieriges Klageverfahren der Landwirte vermeiden“. Sie habe daher über 300 Mio. Euro „organisiert“ und sei bereit, eine fünf Meter tiefe Untertunnelung sowohl der Felder als auch Teile des Waldes in offener Bauweise zu verwirklichen.

„Dieses Angebot nimmt für uns die Gefahr des Totalverlustes der Felder weg. Wir werden alle Vorgaben fachlich und juristisch prüfen lassen und sind erstmal vorweihnachtlich erleichtert“, so Billau. Er hat nach eigenen Worten die Gelegenheit genutzt, um auf die 2 000 ha Ausgleichsfläche, die die ICE-Neubaustrecke zusammen mit der Erweiterung der BAB 67 mit sich bringe, hinzuweisen. „Wir fordern eine Verdoppelung der Infiltration und zwar entweder durch Spiegelung der Anlage in Biebesheim oder durch Neubau einer zweiten Anlage in der Nähe von Trebur“, so Billau weiter. Diese Anlage solle erstens die neuen Stadteile Frankfurts mit Grundwasser versorgen (indirekt wie Modell WHR in Biebesheim), sie solle zweitens den Bauern im Norden ein langjähriges Verbandswasserrecht garantieren (Bauern werden über eine teilortsfeste Beregnung mit Wasser versorgt aus der Welle des Rheins und nicht über Grundwasser) und drittens sollten gefährdete Teile der nördlichen Riedwälder aufgespiegelt werden.

Und das Ganze ist laut Gesprächen die Bahn bereit mitzufinanzieren über Ökopunkte, um die Ausgleichsflächen zu kompensieren. „Die Ministerin ist seit Juni von mir informiert worden. Man rechnet dort anscheinend schon“.

LW – LW 51-52/2019