RBV Wetterau-Frankfurt feiert Erntedank in Basilika Ilbenstadt

Die Corona-Pandemie sorgte für einen anderen Ablauf

Seit Jahrzehnten schon feiert der Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt (RBV) traditionell sein Erntedankfest. Nach dem Gottesdienst mit mehreren hundert Besuchern nutzte er für gewöhnlich die feierliche Zusammenkunft, um zahlreiche Gäste aus Politik und Gesellschaft willkommen zu heißen und mit ihnen das Gespräch zu suchen. Die Themen dabei reichten von einer kurzen agrarpolitischen Standortbestimmung bis hin zu Einzelthemen aus dem Verbandsgebiet, die die Landwirte aus gegebenem Anlass mit den Gästen von Angesicht zu Angesicht besprechen wollten.

Pfarrer Richardt hielt den Gottesdienst in der Ilbenstädter Basilika und begleitete den Gesang mit der Gitarre. Vor dem Altar hatten Landwirte Erntegaben aus der ganzen Wetterau und aus Frankfurt abgelegt.

Foto: rbv

Die Corona-Pandemie sorgte dieses Jahr für einen anderen Ablauf. „Wir organisieren diesmal nur eine Schlepper-Sternfahrt und den Erntedankgottesdienst“, erklärte Geschäftsführer Marcus Schepp dem LW.

Brennende Themen in Fürbitten eingefasst

Die Themen, die den Bauern auf den Nägeln brennen und die sie zum Teil auch gerne mit den Gästen erörtert hätten, fanden sich diesmal in den Fürbitten wieder.

Die Einladung zur SchlepperSternfahrt und zum Erntedankgottesdienst hatte der RBV unter anderem per Video-Clip und über die Presse verteilt. Aus allen vier Himmels-Richtungen wurde der „Dom der Wetterau“, die Basilika in Ilbenstadt, von geschmückten Traktoren, angefahren. Mit 40 km/h, rund eine Stunde lang – fuhren Andrea Rahn-Farr, Erste Vorsitzende des RBV, und ihr Mann Karsten nach Ilbenstadt. Landwirte aus der südlichen Wetterau und aus Frankfurt trafen sich in Karben, um von dort gemeinsam nach Ilbenstadt zu fahren. Die großen Schlepper parkten, verteilt in den Nebenstraßen und auf einem Einzelhandelsparkplatz.

Corona-Hygienekonzept beeinflusste Gottesdienst

Beim Gottesdienst in der Basilika wurden die Regeln des kirchlichen Hygienekonzepts befolgt, jede zweite Kirchenbank durfte nicht belegt werden. Eine Gesangsgruppe, initiiert vom neu im Amt befindlichen Bürgermeister Michael Hahn, übernahm den Gesang. Pfarrer Richardt begleitete mit der Gitarre und die Zuhörer beteiligten sich mit Klatschen im Takt.

Gottesdienstteilnehmer wie RBV-Ehrenvorsitzender Herwig Marloff und Kreislandwirt Michael Schneller sprachen ihren Dank aus:

1. Gott, wir danken Dir für unser Leben, das du uns geschenkt hast, und in das Du so viele Möglichkeiten und Gaben gelegt hast.

2. Gott, wir danken Dir dafür, dass wir in diesem Winkel der Erde, in unserer Wetterauer Heimat, leben und den fruchtbaren Boden bewirtschaften können, auf dem alles wachsen kann.

3. Gott, wir danken Dir für alles, was du in diesem Jahr hast wachsen und werden lassen. Für die Früchte des Feldes, für die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken und genießen, den Boden, der uns hält und erhält.

4. Gott, wir danken Dir für die Kinder, die unser großer Reichtum sind.

5. Gott, wir danken Dir für unsere Familien und die Gemeinsamkeiten und den Zusammenhalt beim Arbeiten und in der Freizeit.

6. Gott, wir danken Dir dafür, dass wir als Bauern auf unseren Höfen auch in der Corona-Krise unserer Arbeit auf dem Feld und im Stall nachgehen können, wie wir es gewohnt sind.

7. Gott, wir danken Dir dafür, dass es Menschen gibt, die uns bei der Arbeit unterstützen und die mit anpacken, wo es nötig ist. Denn verlässliche Mitarbeiter und Helfer sind uns eine große und unverzichtbare Hilfe.

8. Gott, wir danken Dir für unser Leben in Frieden und in einem Rechtsstaat, auch wenn die Spielregeln der Demokratie unserem Berufsstand manchmal sehr viel abverlangen.

Fürbitten spiegeln Gesprächsanliegen wieder

Die Fürbitten wurden unter anderem vom Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand Matthias Mäser und Geschäftsführer Marcus Schepp vorgetragen:

1. Bitte schütze uns und unsere Familien, Helfer und Freunde vor Krankheit und Leid. Lass uns alle die Corona-Pandemie unbeschadet überstehen.

2. Bitte lass uns erkennen, was nötig ist, um unsere Höfe weiter nachhaltig bewirtschaften zu können. Damit wir auch in Zukunft in der Wetterau Lebensmittel erzeugen können, die den Menschen hier Mittel zum Leben sind.

3. Bitte gib unseren jungen Landwirten Kraft und Optimismus, um die Zukunft anzupacken und ihre Betriebe weiterzuentwickeln.

4. Bitte gib allen politisch Verantwortlichen die nötige Empathie, Klugheit und Weitsicht, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen. Lass sie Regeln finden, die gute Kompromisse sind.

5. Bitte bewahre uns alle davor, dass unsere wertvollen Böden zugebaut, versiegelt und zerstört werden. Lass die Entscheidungsträger erkennen, dass alle Menschen von der Ackerkrume abhängig sind, und dass wir diese schützen müssen.

6. Bitte hilf uns, Deine Schöpfung durch allen Wandel hindurch zu bewahren und gib uns Erkenntnisse, wie wir sorgsam mit unseren Ressourcen umgehen können für unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen.

7. Bitte hilf uns dabei, unseren Reichtum und unser Wissen zu teilen, damit auch die Menschen in weniger fruchtbaren und weniger friedlichen Regionen der Erde genug zum Leben haben.

8. Der Glaube schenkt uns einen großen Schatz für die Gestaltung gemeinsamen Lebens. Schenke den Kirchen und Religionen die Kraft und Hoffnung, für einen Zusammenhalt des vielfältigen Lebens zu arbeiten.

Hoffnung auf gewohnte Feier im kommenden Jahr

Laut Aussage von Andrea Rahn-Farr hofft der RBV, dass es im Jahr 2021 wieder möglich sein wird, das traditionsreiche Erntedankfest auf einem Hof mit den Wetterauer und Frankfurter Landwirten, den Vertretern aus der Politik und nicht zuletzt mit der Bevölkerung zu feiern. Der RBV würden sich freuen, dann erneut viele Gäste bei der Veranstaltung begrüßen zu dürfen.

LW – LW 43/2020