Rechtzeitig prüfen, ob das Futter reicht!

LLH-Fachsymposium Futterbau zog Schlüsse aus 2013

Im vollbesetzten Saal des Hotels Hassia in Frielendorf trafen die Referenten des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) Ende November auf ein interessiertes Fachpublikum. Beleuchtet wurden vor allem die Anforderungen an die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern, die schwierigen Witterungsverhältnisse des vergangenen Jahres für den Futterbau und Aspekte des Pflanzenschutzes im Grünland und im Maisanbau.

„Die liegende, nicht die fliegende Gülle ist für hohe N-Verluste verantwortlich“, be­tonte LLH-Berater Karl-Heinz Wiech.

Den aktuellen Stand der Technik zur Gülleausbringung erläuterte Karl-Heinz Wiech, Berater Verfahrenstechnik, LLH Petersberg. Er betonte die entscheidende Bedeutung einer sofortigen Einarbeitung: Denn nicht die wegfliegende Gülle, sondern die auf dem Boden liegende gebe den meisten Stickstoff an die Atmosphäre ab – und zwar zu über 90 Prozent. „Daher ist der verwendete Prallteller und ob dieser nun nach oben oder unten abstrahlt gar nicht so entscheidend“, stellte Wiech klar.

Schlitzgeräte seien wegen der nicht mehr notwendigen Einarbeitung eine interessante Technik. Im Grünland müsse hierbei aber auf die mögliche Förderung von Unkräutern geachtet werden, vor allem wenn die Gülle ein großes Samenpotenzial aufweise.

Mais erst säen, wenn das Wetter passt

Rainer Even, LLH Fritzlar, berichtete über ein – was den Futterbau betrifft – kurioses Jahr 2013: Das sehr kalte Frühjahr mit einem extrem späten Vegetationsbeginn habe den Maisanbauern einiges Kopfzerbrechen bereitet. Denn die Kultur benötige zur Keimung Bodentemperaturen von 8 bis 10 °C; für die Jugendentwicklung über 10 Grad, und um sein großes Potenzial auszuschöpfen, nachts Temperaturen von mindestens 12 bis 15 °C. „Von solchen Wetterlagen waren wir in diesem Frühsommer meist weit entfernt“, so Even.

Seine Empfehlung lautete, da der Anbauer an der Witterung nichts ändern kann, dem Mais optimale Startbedingungen zu schaffen, und wenn nötig ruhig auf das passende Wetter für die Aussaat zu warten.

Bernhard Reiß wies auf die Möglichkeit einer Futterlücke hin.

Aufgrund des Frostes bereits am zweiten und dritten Oktober musste der Silomais im Herbst schnell geerntete werden, um Hygieneproblemen aus dem Weg zu gehen. Die frühe Abreife und Ernte hat weitere Zuwächse und Einlagerungen nicht mehr zugelassen.

Grünland lieferte meist nur einen guten zweiten Schnitt

Auch die Grünlandbestände litten im Verlauf dieses Jahres stark unter der Witterung, wie Bernhard Reiß vom LLH in Fritzlar feststellte. „Im ganzen Mai gab es nur einen Tag, an dem ein trockener Silageschnitt möglich gewesen wäre. Daher konnte meistens nur ein relativ alter erster Schnitt mit entsprechend niedrigen Qualitäten eingefahren werden“, so der Berater.

Der zweite Schnitt sei relativ gut gewesen, der dritte dagegen durch anhaltende Trockenheit wiederum deutlich reduziert ausgefallen. Reiß riet auf Grund dieser Situationen im Mais und Grünland dazu, rechtzeitig zu überprüfen, ob das Futter bis zur nächsten Ernte ausreicht.

Keimfähigkeit von Unkrautsamen in Gülle und Gärsubstrat

Der Frage, wie die Keimfähigkeit von Unkrautsamen durch Gülle und Gärsubstrat beeinträchtigt wird, ging LLH-Pflanzenbauberater Frank Hahn nach.

Generell können Unkrautsamen thermisch, mikrobiell und chemisch bekämpft und keimunfähig gemacht werden. Grundsätzlich werden die unerwünschten Samen in Gülle oder Gärsubstrat erst nach einer Behandlung von 50 °C oder mehr unfruchtbar, so Hahn. In Versuchen mit Samen, die gezielt den Bedingungen in Biogasanlagen ausgesetzt wurden, habe sich gezeigt, dass Trespe, Storchschnabel und Ampfer nicht überlebten, die Überlebensrate von Tomaten allerdings bei 2,8 Prozent, Stechapfel bei 6,7 Prozent, Wicke bei 12,6 Prozent und Samtpappel bei 36,5 Prozent lagen.

Auch die Silierung trage zur Inaktivierung von Unkrautsamen bei. Entscheidend sei hier ebenfalls die thermische Entwicklung. So sind laut Berater Hahn Nasssilagen hinsichtlich der Unkrautverbreitung günstiger zu beurteilen als Silagen mit relativ hohen TM-Gehalten oder gar bei Heu.

Einsatz von LKW zur Gülleausbringung

Landwirt Günter Steinhagen aus Gudensberg-Grifte berichtet über die Gülleausbringung im eigenen Betrieb mit 240 Milchkühen. Insgesamt bringt der Betrieb jährlich 7000 m³ Gülle aus, davon 2000 m³ im Lohn.

Frank Hahn zeigte, wie Unkrautsamen in Güllen, Gärresten und Silagen inaktiviert werden können.

Als große Problembereiche sieht Steinhagen dabei die sich per Düngeverordnung verschärfenden Sperrfristen und die notwendige Lagerkapazi-tät, um die verfügbaren Zeitfenster nutzen zu können.

Im Betrieb Steinhagen wird gegenwärtig ein Schwenkverteiler eingesetzt, Schlepp­schuh oder Schlitztechnik stehen in der Diskussion. Allerdings bestehen wegen der Kosten und des Energieaufwandes bei der Ausbringung Bedenken.

Zu Mais werden 35 bis 40 m³ Gülle mit Schwenkverteiler und anschließendem Eingrubbern ausgebracht. Zum Mais wird zusätzlich eine Unterfußdüngung von 1 dt/ha DAP verabreicht. Als vorteilhaft bezeichnet Steinhagen die Güllezuführung über LKW, da einerseits größere Mengen (30 m³) transportiert werden können und andererseits LKW bei Ortsdurchfahrten eher von der Bevölkerung akzeptiert werden.

Angepasste Phosphor-Düngung im Maisanbau

Zur Phosphor-Düngung im Mais stellt Dierk Koch, Leiter der LLH-Versuchsstation Kassel-Harleshausen die Frage, ob eine Unterfußdüngung überhaupt noch benötigt wird. Der Referent machte deutlich, dass seit den 90er Jahren in Deutschland nur noch 20 kg P/ha und in Hessen sogar nur noch 10 kg P/ha mineralisch gedüngt werden. Entsprechend konnten sinkende P-Einträge in Oberflächengewässern festgestellt werden. „Die P-Aufnahme der Pflanze hängt allerdings wesentlich von der Wurzelmasse ab, da Phosphor im Boden nahezu unbeweglich ist und die Wurzeln ihm entgegen wachsen müssen“, sagte Koch.

Durch den Verbleib von Ernteresten und die Ausbringung von organischen Düngemitteln werden in den Gehaltsklassen E und D P-Überhänge erreicht, die nach derzeitigem Stand mit der neuen Düngeverordnung zu Problemen führen. Hierbei würden künftig Nährstoff-Bilanzen, die im sechsjährigen Durchschnitt 20 kg P2O5/ha und Jahr übersteigen, Konsequenzen bei der P-Düngung zur Folge haben.

Insgesamt kommt der Referent zu folgenden Schlussfolgerungen: Der Düngebedarf nimmt mit steigender Bodenversorgung ab; für die gute Nährstoffverfügbarkeit ist eine gute Bodenstruktur von Bedeutung. Bei mehr als 25 mg P2O5 pro 100 g Boden sollte keine Unterfußdüngung vorgenommen werden – dies gelte auch, wenn sich nach dem Auflaufen des Mais Entwicklungsunterschiede zeigten. Diese wüchsen sich im Mai und Juni schnell wieder aus.

Eine Unterfußdüngung sei allerdings sinnvoll, um die Pflanzenentwicklung bei ungünstigen Bedingungen zu stärken. Hierbei müsse allerdings auf die richtige Platzierung geachtet werden.

LW / Dr. Ernst-August Hildebrandt – LW 51-52/2013