Regenerativer Pflanzenbau geht auch im Trockengebiet
Projekt zu Direktsaat und Zwischenfruchtanbau in Rheinhessen
Wegen sich stark verändernder Rahmenbedingungen für den Pflanzenbau durch Klimawandel und politische Vorgaben braucht es neue Ansätze und Anpassungen der Anbausysteme für die Kulturpflanzen. Ob die Regenerative Landwirtschaft hierzu ein Lösungsansatz sein könnte, hat ein EIP-Projekt unter Federführung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz untersucht.

Foto: Becker
Laut dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg beinhaltet die Regenerative Landwirtschaft folgende Ansätze:
- ganzjährige Begrünung mittels Untersaaten und Wi-Zwischenfrüchten
- Pflanzenstärkung u. a. mittels Kompost-Tee
- flache Bodenbearbeitung
- Applikation von Fermenten zur Bodenverbesserung bei der Bodenbearbeitung
- ausgewogene Fruchtfolge und Nährstoffversorgung
Diese Maßnahmen sollen eine Verminderung von Nährstoffverlusten (zum Beispiel Nitratauswaschung), die Unterdrückung von Unkräutern und eine bessere Pflanzengesundheit bewirken. Folglich soll ein reduzierter Pflanzenschutz- und Düngemitteleinsatzes möglich sein. Auch wird durch die flache Einarbeitung der Zwischenfrüchte (die sogenannte Flächenrotte) ein Verzicht auf Totalherbizide angestrebt. Ein weiteres Ziel ist die Anreicherung von Kohlenstoff im Boden.
Beschränkung auf Regenerativen Pflanzenbau
Das aktuelle Projekt hat sich nach Ausführungen von Berater Knut Behrens vom Beratungsring Ackerbau auf die Aspekte des Pflanzenbaus beschränkt. Die Fragestellung in Rheinland-Pfalz lautete: Welche Auswirkungen hat die Direktsaat von Zwischenfrüchten in die Stoppel beziehungsweise unter das Stroh der Vorfrucht und welche die Direktsaat der Hauptkultur in die stehende Zwischenfrucht.
Mais, Zuckerrüben und Erbsen wurden in den abgestorbenen Zwischenfruchtbestand oder in eine überwinternde Zweit-Zwischenfrucht gesät.
Bei den Versuchen im Rahmen der europäischen Innovationspartnerschaft (EIP), die in Rheinland-Pfalz in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer, des Beratungsrings Ackerbau, Kaiserslautern, und der TH Bingen durchgeführt wurden, standen ein möglichst geringer Bodeneingriff durch Direktsaat und eine ununterbrochene Bodenbedeckung mit Stroh und Zwischenfrüchten im Vordergrund. Auf die Verwendung von Komposttee und anderen Fermenten wurde verzichtet.
Dennoch war ein wichtiger Bestandteil der Untersuchungen, die Auswirkungen auf das Bodenleben zu dokumentieren. Hier kam vor allem der Senkung von Temperaturspitzen, die dem Bodenleben extrem schaden können, durch die Bedeckung eine Schlüsselrolle zu.
Versuche auf drei Praxisbetrieben
Zur praktischen Umsetzung wurden auf drei Betrieben On-Farm-Experimente im Vergleich von konventionellen Anbauverfahren und regenerativen Verfahrensweisen (Direktsaaten von Zwischenfrüchten und Hauptkulturen) in verschiedenen Kulturen angelegt. Die teilnehmenden Betriebe waren Peter Buschei, Osthofen und Nieder-Wiesen, Hofgut Dahlem, Gundersheim, und die Jacob GbR Wahlheim.
Untersucht wurden die Auswirkungen regenerativer Verfahren auf das Auftreten von Schaderregern und Unkräutern mit ihrer Konsequenz für Einsatzhäufigkeit von Pflanzenschutzmitteln, auf Bodenfruchtbarkeitsparameter und, wie schon genannt, auf das Bodenleben.
Wie Knut Behrens vom Beratungsring Acker erklärte, wurde im Projekt eine Direktsaatmaschine mit Cross-Slot-Schar eingesetzt, die in der Lage ist, das Zwischenfruchtsaatgut fast ohne Bodenbewegung unter dem Stroh der Vorfrucht zu platzieren und damit einen guten Aufgang der Zwischenfrucht zu gewährleisten. Die gleiche Maschine wurde auch zur Bestellung der Hauptfrucht in den stehenden Zwischenfruchtbestand eingesetzt. „Unser Ziel war eine möglichst geringe Bodenstörung, ganzjährige Bodenbedeckung, Förderung der Biodiversität und Erhalt des Wurzelwerks“, so der Berater.
KB – LW 46/2023