Regionalität gewinnt an Bedeutung
MGH zieht positive Bilanz für 2011
Die MGH, Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen GmbH, lud vergangene Woche zu einer Jahrespressekonferenz nach Wiesbaden-Delkenheim in die Gärtnerei Taunusblick ein. Die MGH zählt über 500 Mitgliedsbetriebe, davon beteiligen sich rund 450 an dem System „Geprüfte Qualität – Hessen“ und 65 am „Bio-Siegel – Hessen“.
„Dass die Teilnehmerzahl sich in den letzten fünf Jahren etwa verdoppelt hat, zeigt, dass sich einerseits immer mehr Produzenten und Vermarkter von den Qualitätssiegeln wirtschaftlichen Erfolg versprechen – und andererseits die Verbraucher immer stärker auf Regionalität setzen“, betonten der Staatssekretär im Hessischen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium, Mark Weinmeister, und MGH-Geschäftsführer Wilfried Schäfer in Wiesbaden. WeinÂmeister stellte fest, dass der durchschnittliche hessische Landwirtschaftsbetrieb rund 35 ha bewirtschafte. „Damit sind wir weit unter dem Bundesdurchschnitt“, so Weinmeister. Um den strukturellen Nachteil auszugleichen, sei die Regionalität, die zunehmend von den VerbrauÂchern geschätzt werde, eine Chance.Die regionale Vermarktung biete für Teilbereiche der Landwirtschaft eine gute Möglichkeit, sich aus mancher Umklammerung, die der Absatz am Weltmarkt mit sich bringe, zu lösen. Dass Hessen mit den beiden Zeichen „Geprüfte Qualität – Hessen“ und „Bio-Siegel – Hessen“ auf dem richtigen Weg sei, das zeige die Tatsache, dass Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner nun die Kriterien aus Hessen auf die Bundesebene übernehmen möchte, um zukünÂfÂtig für die vielen regionalen Siegel einheitliche Kriterien zu fordern.
Eine weitere Möglichkeit, die Regionalität zu betonen, liege in den europäischen Herkunftszeichen, kurz Geozeichen genannt. Bereits drei hessische Erzeugnisse sind hier eingetragen. Es sind der Odenwälder FrühÂstückskäse, Hessischer Handkäse und Hessischer Apfelwein. Zwei weitere Spezialitäten durchlaufen derzeit das schwierige Antragsverfahren auf EU-Ebene. Es sind die Frankfurter Grüne Soße und die NordhessiÂsche Ahle Wurscht. „Ganz wichtig ist, dass man sich in der Region einig ist, was zum Beispiel eine Ahlsche Wurscht ist, wie diese gefertigt wird, welches Verfahren typisch ist“, sagte Weinmeister. Er sei zuversichtlich, dass auch die zwei beantragten Spezialitäten das Verfahren bestehen werden.
Auch Prof. Dr. Roland Herrmann vom Institut für Agrarpolitik und Marktforschung Justus-Liebig-Universität Gießen sagte, dass die Verbraucher aufgrund der QualitätsunsiÂcherheit durch MassenÂproduktion und das wachsende Gesundheitsbewusstsein die Regionalität eine Chance sei: „Hier kann sich der Erzeuger von der Massenware abheben.“ Er belegte anhand einer Studie, dass die Bekanntheit des Siegels „Geprüfte Qualität – Hessen“ in den vergangenen fünf Jahren von 10 auf 28 Prozent gestiegen ist. „Das Vertrauen in das Siegel ist sehr groß. 95 Prozent der Verbraucher vertrauen in die Kontrollen, die Herkunft und die Qualität des Siegels „Geprüfte Qualität – Hessen“, so Herrmann. Er zeigte außerdem, dass der Umsatz mit Erzeugnissen, die unter dem Gütesiegel vermarktet werden, im Jahre 2009 bei insgesamt 157,2 Mio. Euro lag. Von den Umsätzen entfielen dabei auf die Landwirtschaft 44,4 Mio. Euro, auf die Verarbeitung 29,4 Mio. Euro, und auf den Vermarktungs- und Handelssektor 83,4 Mio. Euro. Sogar eine Preiserhöhung sei mit dem Siegel durchsetzbar, bemerkte Herrmann. So könne ein mittlerer Viehbetrieb, der das Fleisch direkt vermarktet eine Preiserhöhung von 4,4 Prozent mit dem Siegel „Geprüfte Qualität – Hessen“ vornehmen, dabei sind die Kosten für die Kontrollen und den Mehraufwand schon abgezogen. „Gerade weil der Trend in Richtung Regionalität ungebrochen ist, bleibt die Regionalvermarktung auch in Zukunft ein interessanter Markt.“Kurze Wege, hohe Qualität
Walter Schütz aus Großumstadt, Mitglied des Aufsichtsrates des Vereins Gutes aus Hessen, dessen 100-prozentige Tochter die Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen GmbH ist, betonte, dass die regionale Vermarktung zu kurzen Transportwegen und höherer Qualität führe. So können beispielsweise die Metzger die traditionelle Warmverarbeitung beibehalten. Christine Bücher, Tochter von Monika Mulke, die beide gemeinsam die Geschäftsführung der Gärtnerei Taunusblick innehaben, stellte fest: „Wir verkaufen unsere Kräutertöpfe an Edeka Südwest unter dem Label „Unsere Heimat“. Doch eine Voraussetzung ist, dass wir Mitglied von MGH sind.“
zep