Riesling weiter an der Spitze

Qualitätsweinprüfung 2012 in Rheinland-Pfalz

Für die Weinwirtschaft in Rheinland-Pfalz sind zu Beginn eines jeden Jahres die Ergebnisse der Qualitätsweinprüfung des abgelaufenen Kalenderjahres von großem Interesse. Die Daten zu Anstellungsanzahlen und -mengen, differenziert nach Anbaugebieten, Betriebsarten oder Rebsorten gelten als wichtige Informationen über den Absatz der Qualitätsweine aus den sechs Anbaugebieten.

Mittlerweile steht in der Pfalz die größte Rieslingfläche Deutschlands.Foto: dwi

Insbesondere die extrem niedrige Erntemenge des Jahres 2010 hat Spuren hinterlassen, welche auch über 2011 hinaus noch deutlich zu erkennen sind. Eine erste Auswertung der amtlichen Qualitätsweinprüfung im Jahr 2012 ergibt nachfolgendes Bild:

Die Anzahl der zur Qualitätsweinprüfung angestellten Weine stieg von 2011 zu 2012 in jedem Anbaugebiet mit Ausnahme der Ahr an und liegt landesweit mit einer Zunahme von 6 362 Anstellungen bei 98 644 Weinen. Beim Blick auf die Mengenverhältnisse wird offensichtlich, dass es sich dabei um eher kleinere Erzeugeranstellungen handelt. Die Qualitätsweinprüfungsmenge liegt mit 4 951 527 hl nur 0,5 Pro­zent über der Menge von 2011 und somit nach wie vor 5,8 Prozent unter dem zehnjährigen Mittel von 5 254 498 hl. Dies erstaunt zunächst, da die Weinmosternte 2011 mit 6 162 195 hl mengenmäßig im Durchschnitt liegt. Anzumerken ist allerdings, dass aus der Ernte 2011 rund 430 000 hl schon im Erntejahr 2011 qualitätsgeprüft wurden, um das Defizit des 2010er teilweise auszugleichen.

Die Mengenzunahmen in den kleinen Anbaugebieten Ahr und Mittel­rhein hängen unmittelbar mit der Verfügbarkeit von Wein (Vorjahreserntemenge) zusammen. In beiden Anbaugebieten wurden im Jahr 2011 Erträge deutlich über dem zehnjährigen Durchschnitt geerntet, die der Vermarktung zugeführt wurden.

Die Zunahme der Qualitätsweine des Anbaugebiets Mosel von 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr reichte nicht ganz aus, um das langjährige Niveau zu erreichen. Beim Blick auf die anderen Herkünfte könnte man vermuten, dass diese Zunahme zulasten der Weine der Nahe (- 2,3 Prozent) und Rheinhessens - 4,9 Prozent) ging. Tatsächlich haben in 2012 Handelsweine von der Mosel gegenüber 2011 leicht zugelegt (0,3 Prozent), während an der Nahe extreme Rückgänge (- 20,6 Prozent) und in Rheinhessen ebenfalls deutliche Rückgänge (- 11 Prozent) bei den Kellereiweinen die Bilanz beeinflussen.

Die Pfalz konnte zwar ihre Qualitätsweinmenge gegenüber 2011 um 6 Prozent auf 1 726 226 hl steigern, bleibt aber um 8,1 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Grund dafür dürften die Spätfrostschäden im Mai 2011 sein, die in der Pfalz die stärksten Einbußen hervorriefen und, im Gegensatz zu den anderen großen Anbaugebieten, zu einem unterdurchschnittlichen Ernteergebnis 2011 führten.

Während die Pfalz ihr früheres Mengenvolumen von knapp zwei Millionen Hektoliter 2011 und 2012 nicht erreicht, verhalten sich die Mengenentwicklungen der Qualitätsweine aus Rheinhessen und von der Mosel in dem betrachteten Zeitraum fast gegenläufig. Rheinhessen hat in 2011 gegen den Landestrend Zunahmen verzeichnet, die 2012 wieder verloren wurden. An der Mosel bedeutet die Qualitätsweinmenge von rund 800 000 hl im Jahr 2012, dass das zehnjährige Mittel von rund 830 000 hl fast wieder erreicht ist.

Das Auf und Ab der Qualitätsweinmenge von der Nahe ist regelmäßig an die Erntemenge/Verfügbarkeit und den Erzeugerpreis für Fassweine gekoppelt und äußert sich in der mehr oder weniger starken Präsens von Handelsweinen aus diesem Anbaugebiet.

Rund zwei Drittel der Qualitätsweine im Jahr 2012 waren Weißweine, der Anteil von Rotwein, Rosé, Weißherbst und Rotling aus Rheinland-Pfalz geht seit vier Jahren leicht zurück und liegt aktuell bei 34,3 Prozent.

Ganz offensichtlich geht der Trend weiterhin weg von Weinen ohne Rebsortenangabe, dennoch stellen diese Weine in 2012 mit 931 341 hl rund ein Fünftel der rheinland-pfälzischen Qualitätsweinmenge. Rieslingweine haben mit 1 185 301 hl einen neuen Höchststand erreicht und liegen seit 2010 über dem Dornfelder (917 886 hl). Müller-Thurgau/Rivaner als Rebsortenwein zeigt mit 481 618 hl relative Konstanz.

Nur 59 Prozent von Kellereien

Seit 2007 sind leichte Mengenrückgänge bei den Qualitätsweinen, die von Kellereien vermarktet werden, zu verzeichnen. Der Rückgang von 2011 (3 075 202 hl) auf 2 923 763 hl in 2012 fällt besonders deutlich aus und führt zu einem Handelswein-Anteil von nur noch 59 Prozent. Winzergenossenschaften und Erzeugergemeinschaften sind im betrachteten Zeitraum relativ stabil bezüglich ihrer Qualitätsweinmenge, sie konnten im vergangenen Jahr einen Zuwachs auf 596 490 hl entsprechend 12 Prozent erreichen. Der Anteil der Weingutsweine liegt mit 1 431 275 hl bei knapp 29 Prozent.

Die flaschenweinvermarktenden Betriebe nehmen zahlenmäßig ab. Ihre Anzahl hat sich in den letzten sechs Jahren um über 1 000 Betriebe verringert. Im letzten Jahr haben sich 6 071 Betriebe mit Anstellungen an der Qualitätsweinprüfung beteiligt, davon liegen rund 63 Prozent unter einer jährlichen Qualitätsweinmenge von 20 000 Liter. Deutlich erkennbar ist, dass kleine Betriebe stärker und kontinuierlich vom Rückgang betroffen sind, während die Anzahl der Betriebe mit mehr als 50 000 Liter Qualitätswein auf 928 anstieg.

Qualitätsprüfung in den Jahren 2006 bis 2012 nach Anbaugebieten in hl

Qualitätsweinprüfung in Rheinland-Pfalz nach Rebsortenangabe in den Jahren 2006 bis 2012 in hl

An der Qualitätsweinprüfung in Rheinland-Pfalz teilnehmende Betriebe in den Jahren 2006 bis 2012 nach Mengenklassen

 
Dr. Markus Heil und Jürgen Wohlleben, lwk rlp – LW 8/2013