Rindermast-Rentabilität in der Praxis verglichen
Große Unterschiede bei den Mastbetrieben
In kaum einem Betriebszweig findet man so große Unterschiede wie bei der Rindfleischproduktion mit Mutterkühen und der Mast von Fleischrindern. Jeder Betrieb hält seine eigene Rasse und hat sein eigenes System und auch eine eigene Philosophie. Dr. Theo Göbbel nennt die kritischen Eckpunkte und die Kalkulationsgrößen.
Wichtig für die Rentabilität der Fleischrindermast ist nach Ansicht des belgischen Limousinzüchters Luc Hoffmann auch die Verwertung der weiblichen Tiere. Bei den Absetzern sind die Preise meist so niedrig, dass sich ein Verkauf kaum lohnt und nur Verluste gemacht werden. Statt seine weiblichen Absetzer mit acht bis zehn Monaten bei 300 kg Lebendgewicht für „nur“ 750 Euro über einen Händler zu verkaufen, mästet der Betrieb seine Limousinnachzucht selbst. Denn „Händler wollen billig einkaufen und an die Endmäster teuer verkaufen“ so Hoffmann. Beim Verkauf der Rinder an den Schlachthof bekommt er für seine Limousin-Tiere zurzeit je kg 4,20 Euro – während für das Fleisch der Blau-Weißen Belgier 5,40 Euro bezahlt werden. Für die Metzger ist es wichtig, auch die wenigen wertvollen Fleischteile (immerhin etwa 70 Prozent des Schlachtkörpers) ins Geld zu bringen und diese Teilstücke geschickt zu zerlegen und zuzuschneiden, dass sie Geld bringen. Ausgeprägte Muskelpartien lassen sich besser zuschneiden und auch verarbeiten. In Belgien wünschen die Verbraucher absolut kein Fett (deshalb auch die Zucht von Blau-Weißen Belgiern) – weder außen sichtbar noch zu stark marmoriert. „Dagegen kann „zu viel Fett“ an den Schlachtkörpern in Deutschland über die Wurst verwertet werden“, erklärt Hoffmann den Unterschied zu Deutschland.Qual der Wahl: Welche Mastbullen sind die besten?
Die Belgier sind bekannt für gutes Essen. Statt sich Gedanken über vegetarisches Essen zu machen, schätzen sie gutes Fleisch und wissen auch damit umzugehen – das gilt sowohl für die Metzger als auch in der Küche. Schon Generationen von Züchtern haben sich der „Fleischfülle“ verschrieben. Bekannt sind zum Beispiel bei den Kaninchen die „Belgischen Riesen“ und bei den Rindern die „Blau-Weißen Belgier“ (BWB) mit doppelten Lenden, die „Body-Builder“ unter den Rindern und bei den Pferden die Belgischen Kaltblüter. Ganz anders dagegen der deutsche Fleischkonsument. Er liebt es vor allem billig beim Discounter. Und der LebensmittelÂeinzelhandel gibt sich alle Mühe, möglichst portionengerechte 400-g-Schalen für 4,99 Euro anzubieten. Daneben aber wird auch teures und sehr teures Fleisch angeboten – auch beim Discounter, wie zum Beispiel einzelne Steaks aus den USA zum kg-Preis von 32 Euro. Doch die Nachfrage hält sich in Grenzen, so dass dieser Markt eher klein ist.
– LW 22/2014