Risiken werden größer

Die derzeitigen Vorhersagen lassen eine Fortdauer des trockenheißen Wetters befürchten. Nach der Getreideernte, die im Norden und Nordosten Deutschlands zum Teil weniger als die Hälfte an Ertrag brachte, in Hessen nach derzeitigem Stand ein Minus von 10 bis 30 Prozent, in Rheinland-Pfalz aber ein durchschnittliches Ergebnis lieferte, fokussiert sich der Blick auf die Futterbaubetriebe. Hier wird die Situation mit jedem Tag schlimmer.

Der Mais ist in vielen Teilen von Hessen und Rheinland-Pfalz mickrig und bildet kaum Kolben aus. Die Landwirte müssen überlegen, ob sie ihn bald silieren, solange er noch grün ist. Schon jetzt steht fest, dass viel weniger Energie und Menge geerntet werden. Vom Grünland ist schon lange nichts mehr zu holen, bereits der zweite Schnitt erbrachte einen geringen Ertrag. Für viele Betriebe wird es immer schwerer, den Futterengpass auszugleichen, die Nachbarn haben das gleiche Problem. Grundfutter von weiter her zu transportieren, ist viel zu teuer, dazu müssten zunächst einmal Personal und LKW vorhanden sein.

Da viele Futterbau- wie auch die Ackerbaubetriebe in den letzten Jahren kaum etwas verdient haben, hatten sie auch wenig Gelegenheit, Rücklagen zur Risikovorsorge zu bilden. Und wenn ein Unternehmen gute Gewinne erzielt hat, hat es dafür hohe Steuern bezahlt.

Die unternehmerische Risikostreuung zum Beispiel mit dem Betrieb einer Biogasanlage ist in diesem Jahr mit dem geringen Pflanzenaufwuchs ebenfalls problematisch.

Die Politiker, die den Bauern beim Wunsch nach Hilfen empfehlen, selber Vorsorge zu schaffen, müssen ihnen dazu auch die Möglichkeit geben, indem sie beispielsweise endlich eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage einführen, die im Übrigen von Agrarökonomen (LW 29) als sehr effektives Mittel der Risikoabsicherung eingestuft wird.

Man kann argumentieren, dass das Wetter ein Teil des üblichen Risikos der Landwirtschaft ist. Das Risiko hat aber durch den von der Allgemeinheit verursachten Klimawandel und durch Wetterextreme erheblich zugenommen. Deshalb ist der Wunsch des Bauernverbandes nach einer staatlichen Hilfe nicht abwegig.

Cornelius Mohr – LW 31/2018