Roter Veltliner geerntet

Alte Rebsorte wiederbelebt

Anfang Oktober konnte Jonas Kiefer in Wiesoppenheim die ersten Trauben eines 2015 angepflanzten Weinbergs der Rebsorte „Mittelgroßer Roter Veltliner“ mit 95° Oechsle ernten. Damit wird diese historische Rebsorte in Rheinhessen bewahrt.

Nach der Lese der zartrot gefärbten und kerngesunden Trauben, reift der Wein nun im Edelstahltank und wird das Sortiment des Weinguts Kiefer ab Frühjahr 2017 ergänzen.

Foto: J. Kiefer

Für den Weinberg, der direkt neben der 2014 neu eröffneten Vinothek in der Lage Wiesoppenheimer Am Heiligen Häuschen wächst, sollte es eine ganz besondere Rebsorte sein. Als interessant erwies sich hier „Aria­vina – die Rebe der Adeligen“, eine in Deutschland vermeintlich ausgestorbene Rebsorte, auch Roter Veltliner genannt. Diese wurde von Andreas Jung im Jahr 2003 an mehreren Standorten in Deutschland als Einzelstockfunde entdeckt und konnte von ihm wieder vermehrt werden. Unter anderem wurden Reben in einer Böschung in Rheinhessen gefunden. Ein alter Winzer berichtete Andreas Jung davon, dass diese Rebsorte in seiner Kindheit stark verbreitet war, also früher in Rheinhessen von großer Bedeutung war.

Die ersten Reben dieser Rebsorte kamen um 1 000 n. Chr. aus der Ostmark nach Deutschland. Ihr Ursprung liegt wohl im Hallstadtkreis. 1827 erwähnte der Heidelberger Hofgärtner Metzger die Rebsorte in seinem Buch „Der Rheinische Weinbau“ als „Rosa Orleans von Nierstein, Traminer bei Oppenheim und Fleischtrauben bei Worms“. Um ein Stück Rheinhessische Weingeschichte wieder genießbar zu machen, pflanzte Jonas Kiefer im Frühjahr 2015 den Roten Veltliner und kann ihm von der Vinothek aus beim Wachsen und Reifen zusehen.

Jonas Kiefer – LW 42/2016