Rudolf Schunck - eine Institution geht in Rente

Feierliche Verabschiedung von Rudolf Schunck in Bad Kreuznach

Vergangenen Freitag wurde Rudolf Schunck im Alter von 65 Jahren feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Nicht nur zahlreiche Wegbegleiter von Verbänden und Institutionen, sondern auch Weinbauminister Hendrik Hering lies es sich nicht nehmen, Schunck persönlich zu verabschieden. Für ein entsprechendes Rahmenprogramm zwischen den Ansprachen sorgten Mitarbeiter des DLRs mit einstudierten Musikstücken und einem extra für den Anlass gegründeten Mitarbeiterchor. Aber auch nach seiner Verabschiedung genießt der Kenner der landwirtschaftlichen Branche weithin Ansehen und ist als beratende Instanz sehr geschätzt. LW interviewte den Gefeierten:

Rudolf Schunck, der langjährige Leiter des DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, wurde auch von Landwirtschaftsminister Hendrik Hering verabschiedet.

Foto: R. Paulus

LW: Sie sind seit 1993 in Bad Kreuznach am DLR tätig, waren zuvor in Kusel und Bitburg als Lehrer und Leiter der Berufsbildenden Schule. Wie hat sich in dieser Zeit Ihre Arbeit verändert?
Rudolf Schunck:
Mit der modernen Kommunikationstechnik hat sich sowohl im Unterricht als auch in der Beratung einiges verändert. Es ist kein Problem mehr, die wichtigen Informationen zu finden. Es geht in weiten Bereichen nur noch darum, eine riesige Menge von Daten zu sichten und zu sortieren, um sie nutzbringend anzuwenden. Die Zeit ist dadurch allerdings auch hektischer geworden. Es ist zunehmend schwieriger, die notwendigen persönlichen Kontakte zu pflegen, die die Basis jeder erfolgreichen Beratung und Ausbildung sind.

Wie sehen Sie die Zukunft der DLRs in Rheinland-Pfalz?
Schunck:
Die sechs Dienstleistungszentren decken die verschiedenen Regionen des Landes ab. Alle haben den gleichen Grundauftrag, aber alle haben auch Sonderaufgaben, für die sie dann landesweit zuständig sind. Ich glaube, dass dieses Modell zukunftsfähig ist, auch wenn pa­rallel zum weiter fortschreitenden Strukturwandel in Weinbau und Landwirtschaft ein noch weitergehender Personalabbau zu verkraften sein wird. Die Ausbildung einer neuen Unternehmergeneration und die produktionstechnische Beratung sowie, die Neuordnung zersplitterter Flurlagen bleiben wichtige unverzichtbare Aufgaben. Zunehmend geht es auch da­rum durch die EDV-technischen Möglichkeiten die Steuerung der Produktionstechnik zu erleichtern und zu verbessern. Der landtechnischen folgt die datentechnische Revolution. Es gibt kaum ein sensibleres Produkt als Nahrungsmittel, außerdem gehen Landwirtschaft und Weinbau mit der Natur und mit Kreaturen um. Es ist nachzuvollziehen, dass darauf basierend, ständig neue Erlasse und Verordnungen zu erwarten sind. Dafür darf im Gegenzug allerdings durchaus auch erwartet werden, dass der Staat über das Beratungs- und Ausbildungs- und Strukturhilfeangebot dem Klientel hilft, sich in dem entsprechenden Bürokratengestrüpp zurechtzufinden. Beratung und Einsicht sind allzumal besser als Verordnung und Bußgeld.

Sie haben Einblick in viele Bereiche der landwirtschaftlichen Produktion – oft auch hinter die Kulissen. Wo sehen Sie für die Zukunft besonderen Handlungsbedarf?
Schunck:
Die Unternehmen streben unabhängig von Beihilfen und Zuschüssen nach unternehmenseigener Rentabilität. Der Einsatz der Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Arbeit muss sich bezahlt machen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht richtig in der Beratung Betriebswirtschaft und Produktionstechnik organisatorisch zu trennen, so wie es bei der letzten Agrarverwaltung ansatzweise versucht wurde. Alle produktionstechnischen Maßnahmen sind stets vor Ihrem wirtschaftlichen Hintergrund zu sehen. Das heißt alle Lehrkräfte und Berater brauchen eine betriebswirtschaftliche Grundbildung. Außerdem bedarf es bei den DLR weiterhin auch Experten, die sich schwerpunktmäßig mit betriebs- und marktwirtschaftlichen Fragen befassen. Von dieser Empfehlung ist die Investitions- und Förderungsberatung ausdrücklich nicht betroffen. Diese kann und sollte wie derzeit geregelt bei der LWK bleiben.

Welche Kompetenzen werden in den landwirtschaftlichen Betrieben zunehmend wichtiger? Was raten Sie Ihren Schülern?
Schunck:
Die wichtigste Kompetenz des Unternehmers ist es, Entscheidungen zu treffen und getroffene Entscheidungen konsequent umzusetzen. Das muss zur rechten Zeit geschehen. Eine suboptimale Entscheidung zur rechten Zeit getroffen, ist im Zweifel besser als eine optimale Entscheidung zu spät oder nie getroffen zu haben. Mit dem Rückzug der EU aus der Marktregulierung und mit der Erschließung neuer Absatzfelder wie nachwachsende Rohstoffe, Energiepflanzen oder Tourismus, wird die Entscheidungsfähigkeit zur maßgeblichen Unternehmerqualifikation. Ein Unternehmer entscheidet und unternimmt etwas, sonst würde er ja Unterlasser heißen.

Wohin geht Ihrer Meinung nach die Reise der Landwirtschaft und des Weinbaus?
Schunck:
Die Landwirtschaft und der Weinbau stehen vor einem erneuten Entwicklungssprung:

  • Weitere Betriebsaufstockung (Ziele: 120 Milchkühe, 300 ha Ackerbau, 20 ha RF in der Direktvermarktung)
  • Erschließung neuer Märkte für Energiepflanzen und Nebenprodukten wie Getreidestroh
  • Verbesserung des Ausgleichs zwischen Ökonomie und Ökologie
  • Intensivierung des Erzeuger- Verbraucherdialogs
  • Die Schaffung und Stärkung von Regionalmarken zur Verbesserung der Wettbewerbs­position am Markt
  • Die Schaffung und Stärkung betriebstypischer Produktlinien
  • Engere Verknüpfung zwischen Tourismus und Gastronomie einerseits und der Weinwirtschaft andererseits.

Welches Ereignis hat Sie in Ihrer langjährigen Dienstzeit wirklich sehr überrascht?
Schunck:
Am meisten überrascht war ich, als mich vor Weihnachten 1992 zu Hause ein Anruf des damaligen Staatssekretärs im Landwirtschaftsministerium Günter Eymael erreichte, mit der Frage, ob ich mir vorstellen könnte, kurzfristig als Leiter von der BBSL BW Bitburg an die SLVA Bad Kreuznach zu wechseln. Nach Beratung in der Familie habe ich unmittelbar nach Neujahr dem Wechsel schweren Herzens zugestimmte. Ich war dann erneut überrascht als ich feststellte welche umfangreiche und schwierige Aufgabe mich in Bad Kreuznach erwartete. Ich war erstaunt, dass es nach der Agrarverwaltung 2003 tatsächlich gelungen ist die auseinandertreibenden Einheiten des DLR RNH zumindest weitgehend auf eine Linie zu bekommen. Ich hatte dabei viele aktive Helfer, bei denen ich mich auf diesem Weg herzlich bedanke. Ãœberrascht hat mich, dass der VLF Bad Kreuznach mich für würdig befunden hat, mir anlässlich meiner Verabschiedung aus dem aktiven Dienst die „Freiherr Andreas Van Rekum Medaille“ zu verleihen. Die letzte große Ãœberraschung haben mir meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereitet, indem Sie für mich eine engagierte und stimmungsvolle Abschiedsfeier aus dem aktiven Dienst organisiert und gestaltet haben.

Was werden Sie selbst nun tun? Haben Sie einen Traum, den Sie sich erfüllen möchten?
Schunck:
Heute ist es unerlässlich vor einem wichtigen Schritt eine sogenannte Agenda aufzustellen. Auf meiner Agenda steht zuerst einmal nichts. Frei von Terminen ausruhen und ausspannen. Dann stehen da Dinge wie Assistenz beim Babysitting – meine Frau und ich sind zu Anfang des Jahres Großeltern geworden – Wandern, Rad fahren, Städte­reisen, Konzert- oder Theaterbesuche, Lesen – ich bin treuer Kunde der Kreuznacher Stadtbücherei. Ich freue mich wenn ich ehemalige Schüler oder Beratungsklienten treffe und sehen kann, dass diese Ihren Weg gefunden haben

Wer wird Ihr Nachfolger? Und was raten Sie diesem?
Schunck:
Die Nachfolgeentscheidung wird sicher bis Ende des Jahres getroffen sein. Es steht mir nicht zu, einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger gute Ratschläge zu unterbreiten. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, aber ich kann zusichern, dass hier eine engagierte Mannschaft ist, der man Vertrauen entgegenbringen kann, die allerdings andererseits auch Ihren Handlungsspielraum braucht. Wie die Landwirtschaft und der Weinbau sieht das DLR RNH einer guten Zukunft entgegen. Mit Rudolph Schunck sprach Elke Setzepfand