Rückblick und Ausblick

Erfahrungen der letzten Saison und Tipps für das kommende Obstjahr

In Worms-Pfeddersheim und Klein-Winternheim fanden die Infotage zur Vorbereitung auf das neue Obstjahr statt. Zahlreiche Besucher kamen, um sich zu Pflanzenschutz- und Anbauthemen rund um den Obstbau zu informieren. Das Obstbauteam des DLR Rhein­pfalz vom Standort Oppenheim hatte ein umfangreiches Programm zusammengestellt, in dem die Erfahrungen und Versuchsergebnisse aus der letzten Saison dargestellt und zahlreiche nützliche Hinweise und Tipps für das kommende Obstjahr gegeben wurden.

Die Rotbeinige Baumwanze – ein exotischer Schädling, bisher nur vereinzelt an Obst.

Foto: Dahlbender

Elke Immik erläuterte die Witterungsverhältnisse 2012 und die Folgen für den Obstbau. Herausragend war der extrem kalte Februar, der in frostempfindlichen Kulturen und in Junganlagen vereinzelt Schäden verursacht hat. Zwei Spätfrostereignisse Anfang und Mitte April führten vor allem im nördlichen Rheinhessen in einigen Anlagen zu Ertragsausfällen. Von Hagelereignissen blieb die Region im vergangenen Jahr weitgehend verschont. Nach einem trockenen Frühjahr folgte ein sehr regenreicher Juni, was für den Ausgleich des Wasserhaushalts gut war, allerdings die Kirschenernte beeinträchtigte. Im Weiteren gab Elke Immik zahlreiche Tipps, wie mit einer effizienten Zusatzbewässerung das Ertragspotenzial von Obstanlagen gesteigert werden kann.

Zunehmend Spinnmilbenbefall im Kernobst

Günter Hensel ging auf die Problematik des zunehmenden Spinnmilbenbefalls im Kernobst ein. Er stellte Versuchsergebnisse vor, die den Einfluss von Pflanzenschutzmitteln auf die Spinnmilbenpopulation aber auch auf die Raubmilben als deren natürliche Gegenspieler zeigten. Hensel gab Pflan­zenschutzempfehlungen für die kommende Saison. Werner Dahlbender berichtete von einem neuen Mittel zur Feuerbrandbekämpfung namens LMA, das sich in der Prüfung als wirkungsvollstes und umweltverträglichstes Alternativmittel zu Streptomycin herausstellte. Da 2012 der Feuerbranderreger wieder stärker aufgetreten ist, soll die Genehmigung für das Mittel LMA nach Artikel 53 der Verordnung (EG) 1107/ 2009 (Notfallsituationen) erfolgen.

Ein weiterer Schädling, dem man Beachtung schenken muss, ist die Kirsch­essigfliege Drosophila suzukii. In einem umfangreichen Monitoring 2012 mit Köderfallen konnte die Essigfliege auch in der Pfalz und in Rheinhessen nachgewiesen werden. Das Auftreten erfolgte relativ spät im Herbst in Beerenobstquartieren, Schäden wurden aber nicht festgestellt. Auch 2013 steht die Kirschessigfliege unter besonderer Beobachtung.

Monilia war im Jahr 2012 in vielen Kirschanlagen anzutreffen.

Foto: Dahlbender

Pflanzenschutzberater Dahlbender erläuterte wie sich Apfelschorf, Mehltau und pilzliche Lagerfäu­len unter der derzeitigen Zulassungssitua­tion optimal bekämpfen lassen. Auffällig waren Kelchfäuleinfektionen am Apfel, hierzu stellte er Untersuchungsergebnisse vor. Sollte die Blutlaus 2013 stärker auftreten, stehen derzeit keine geeigneten Präparate zur Bekämpfung zur Verfügung. Auch die Entwicklung der Mehli­gen Apfellaus ist ständig zu kontrollieren, um zeitig Bekämpfungsmaßnahmen einzuleiten. Die Schäden durch den Apfel­wickler sind in Rheinhessen zurückgegangen. Schwerpunkt der Regulierung bleibt die Bekämpfung der ers­ten Generation, in einigen Anlagen wird schon seit mehreren Jahren mit der Verwirrungsmethode gearbeitet.

An Pfirsich und Johannisbeeren schwer bekämpfbare Maulbeerschildlaus

Zum Pflanzenschutz im Steinobst gab Günter Hensel aktuelle Hinweise. Bei den Schädlingen hob er die schwer bekämpfbare Maulbeerschildlaus hervor, die in den letzten Jahren verstärkt bei Pfirsich und Johannisbeeren auftrat und inzwischen auch in Süßkirschen zu finden ist. Auch die rote Austernschildlaus bereitet Probleme im Steinobst. Im vergangenen Jahr kam es an verschiedenen Kulturen zu Schäden durch Birnenthripse, die in einigen Sauerkirschanlagen sogar Totalausfall verursachten. Als etwas exotischen Schädling, der bisher an Obst nur vereinzelt gesehen wurde, stellte Hensel die Rotbeinige Baumwanze und deren Lebenszyklus vor und wies die Obstanbauern darauf hin, auf Schäden zu achten.

Hinsichtlich der Bekämpfung der Kirschfruchtfliege hofft der Berufsstand auf die Genehmigung (für Notfallsituationen) von Perfekthion (Dimethoat). Das Mittel Mospilan SG ist zugelassen, Hensel stellte die entsprechenden Kirschfruchtfliegenstrategien für 2013 vor. Zu Pseudomonas und Monilia zeigte er Versuchsergebnisse und gab auch hier Hinweise zur Bekämpfung.

Auffällig oft gab es im letzten Jahr Kelchfäule am Apfel.

Foto: Dahlbender

Der Anbauberater Peter Hilsendegen zeigte die möglichen Ausdünnungsmethoden beim Apfel, die sich zu denen im Vorjahr nur unwesentlich verändert haben. Das Mittel Maxcel (Benzyladenin) hat eine Zulassung bis 2022 erhalten und kann bei einem Fruchtdurchmesser von 8 bis 12 mm eingesetzt werden. Neben den weiteren Mitteln Flordimex und ATS bleiben noch mechani­sche Optionen wie der Einsatz der Ausdünnmaschine und die Handausdünnung. Auch mit dem Winterschnitt können schon die Weichen gestellt werden. Beim Steinobst ist zu Beginn und während der Blüte der Einsatz von ATS möglich. Weiterhin können die Jungfrüchte per Hand, mit maschineller Unterstützung oder Ethephon ausgedünnt werden. Hilsendegen ging auf den Einsatz von Gibberellinen ein, die im Kernobst zur Minderung der Fruchtberostung und zusätzlich bei Birnen zur Förderung des Fruchtansatzes eingesetzt werden können. In einem weiteren Vortrag behandelte Hilsendegen das Thema Zwetschenunterlagen und gab anhand langjähriger Versuchsergebnisse Empfehlungen für den Einsatz auf verschiedenen Standorten.

Probleme durch Forderung des LEH nach einer begrenzten Wirkstoffanzahl

Susanne Auhl von der AGIO (Arbeitsgemeinschaft Integrierter Obstanbau e.V.) stellte Ergebnisse aus dem QS-Rückstandsmonitorings 2012 vor. Werden die Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels betrachtet, so kann über alle Kulturen hinweg gesagt werden, dass die meisten Probleme in der Vermarktung durch die Forderung nach einer begrenzten Wirkstoffanzahl entstehen. Die Anforderung, dass der gesetzlich zulässige Höchstgehalt an Rückständen nur zu einem bestimmten Prozentsatz ausgeschöpft sein darf, kann wesentlich leichter eingehalten werden. Abschließend stellte Susanne Auhl die Neuerungen in den Qualitätssicherungssystemen vor.

Elke Immik, DLR Rheinpfalz, Oppenheim – LW 10/2013