RWG Stetten feiert ihr 150-jähriges Bestehen
Eine Genossenschaft im Dienste der Landwirtschaft
Sie gehört zu einer der drei ältesten Raiffeisen-Warengenossenschaften in Deutschland, ist die älteste RWG in der Pfalz und wurde am 9. März 1873 als „Consumverein künstlicher Dünger, Stetten und Umgebung“ gegründet: Die RWG Stetten. Über all die Jahre hat sich die kleine Genossenschaft zwischen Monsheim, Kirchheimbolanden und dem Zellertal gehalten. Darauf sind die Vorstände stolz.

Foto: RWG Stetten
Dünge- und PflanzenschutzÂmittel sind Hauptumsatz
Obwohl es in Stetten selbst nur noch zehn Landwirte gibt, hat die RWG 40 Mitglieder und einen Kundenstamm, der in den letzten Jahren stets gewachsen ist. Es zählen Landwirte aus den umliegenden Orten, dem Zellertal, Ober-Flörsheim und dem Alzeyer Raum dazu.
„Unser Hauptgeschäft ist der Verkauf von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln“, sagte Gerhard Risser, Landwirtschaftsmeister und erster Vorsitzender der RWG Stetten. Diese machen 80 Prozent des Umsatzes aus. Auch die typischen Produkte aller Warengenossenschaften werden vertrieben wie Futtermittel, Besen, Schaufeln, Stiele, Blumenerde und vieles mehr.
Dass man in Stetten der Idee von Friedrich Wilhelm Raiffeisen folgte, lag wie überall in Deutschland an der wirtschaftlichen Not der Bauern. „Im Zusammenschluss Betriebsmittel gemeinsam einkaufen, um bessere Preise auszuhandeln, das ist heute noch aktuell“, sagte Armin Steuerwald-Ludwig, der Aufsichtsratsvorsitzende der RWG Stetten. Nicht der Gewinn sei das Ziel, sondern der preisgünstige Einkauf ihrer Mitglieder und somit das Überleben der landwirtschaftlichen Betriebe.
Gemeinsame Maschinen entlasteten die Betriebe
Zur Gründung des „Consumvereins künstlicher Dünger, Stetten und Umgebung“ wurden handschriftlich 16 Paragraphen niedergelegt – sie tauchen in allen Festschriften des Raiffeisenverbandes Rheinpfalz auf. Im Jahr 1913 wird der alte Cosumverein zum „Landwirtschaftlichen Consumverein Stetten“ umbenannt. Die Vorstände waren immer bedacht, mit der Zeit zu gehen und haben damals den Landwirten zwei fahrbare Hederichspritzen zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Sie wurden in der Inventarliste bei der Umbenennung erwähnt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Idee Raiffeisens erneut für alle auf dem Land lebenden Menschen notwendiger denn je. Im Jahr 1946 startete die „Raiffeisen-Warengenossenschaft Stetten“ mit neuem Namen und neuem Vorstand und dem ersten Geschäftsführer Walfried Baaden. Er führte die Geschäfte bis 1990, viele Jahre hatte er das Büro in seinem Wohnzimmer. Es folgten Christina Risser, Hubert Müller, Ina Walter und seit 2011 Evi Waßner. Fünf Geschäftsführer in 150 Jahren, auch auf diese Kontinuität ist die RWG Stetten stolz.
In den 50er Jahren war der Aufschwung auch in Stetten zu spüren, mit 30 000 DM, davon 20 000 DM Darlehen, wurde ein eigenes Lagerhaus gebaut, dessen Kapazitäten stets erweitert wurden. Wie nah die RWG Stetten an den Bürgern war, zeigt die Tatsache, dass im Keller des Lagerhauses im Jahr 1956 eine Gefrieranlage für die Bürger und eine Waschküche mit Kesseln integriert waren. Beide wurden im Jahr 1972 eingestellt. Die Gefrieranlage weil eine große Reparatur fällig war und die Wäscherei, weil die Menschen eigene Waschmaschinen angeschafft hatten.
Das Ehrenamt stand stets hinter der RWG Stetten

Foto: RWG Stetten
„150 Jahre sind eine lange Zeit“, sagte Risser und natürlich sei die RWG Stetten mehrfach vor dem Aus gestanden. „Doch wir haben uns zusammengerauft und stehen nun besser da als je zuvor.“ Dazu haben immer wieder die Mitglieder beigetragen, die sich selbst einbringen, wenn es darum geht, bauliche Veränderungen vorzunehmen oder strategische Entscheidungen zu treffen. Die Personalkosten bestehen ausschließlich aus den Kosten für die Geschäftsführung. Alles andere ist ehrenamtlich. Dabei haben die Mitglieder keine Sonderrechte, sondern sind wie jeder andere auch, Kunde. Mit dieser schlanken Struktur und dem Willen, den Umsatz zu steigern, konnten die Herausforderungen all die Jahre bewerkstelligt werden.
So wurde im Jahr 2004 nachdem die Genossenschaft im Nachbarort Albisheim ihre Tore schloß, eine neu Waag für 30 t angeschafft. Im Jahr 2019 hat die RWG Stetten das Düngerlager auf 1 000 t Kapazität ausgeweitet. Seit einigen Jahren wird Dünger lose oder in Big Bags direkt auf die Höfe geliefert. Wer mehr als 25,2 t Dünger benötigt, werde per LKW auch direkt beliefert, ergänzte Waßner.
Sie arbeitet seit 2015 digital mit einem Warenwirtschaftsprogramm und kann seither auf die doppelte Buchführung verzichten, die 142 Jahre zum Alltag der RWG gehörte.
Die schwierige Lage im vergangenen Jahr mit Beginn des Ukrainekriegs löste die RWG Stetten insofern, dass der im Mai eingekaufte Dünger, den Kunden erstmalig in der Geschichte bereits im September die Zahlung auferlegt wurde, da das Eigenkapital der Genossenschaft nicht ausreichte, bei den enorm gestiegenen Preisen das übliche Zahlungsziel im kommenden Frühjahr vorzustrecken. Für dieses Jahr wurde nun vereinbart, dass die Mitglieder eine Hälfte der Zahung im September, die andere im kommenden Frühjahr tätigen. Auch diese schwierige Phase trugen und tragen die Mitglieder gemeinsam, ganz im Sinne von Friedrich Wilhelm Raiffeisen.
Am Wochenende 16. und 17. Juni wird gefeiert
Ihm zu Ehren und auch als Dank an alle, die stets zupacken, wenn es bei der RWG in Stetten etwas zu tun gibt, wird am Wochenende von 16. bis 17. Juni gefeiert:
Am Freitag, 16. Juni ab 11 Uhr findet ein Tag der offenen Tür auf dem Hof Steuerwald-Ludwig, Kirchheimbolander Str. 5, in 67294 Stetten statt. Mit dabei sind zahlreiche Pflanzenschutzunternehmen und Düngerhersteller wie BASF, Bayer, Certis Belchim, Adama, Corteva und weitere Lieferanten der RWG Stetten. Am Samstag, 17. Juni wird dann intern mit den Mitgliedern und deren Familien in festlichem Rahmen gefeiert. Auf dass die RWG Stetten auch weiterhin für die Landwirte der Region erhalten bleibe.
zep – LW 22/2023