Sargenzeller Früchteteppich Erfolgsgeschichte ohnegleichen

Menschen im Dorf stellen was auf die Beine

Wer die „Geschichte der Alten Kirche“ des Fördervereins der Alten Kirche in Sargenzell liest, wird kaum glauben, was Einwohner eines kleinen Stadtteils der osthessischen Stadt Hünfeld in gemeinsamer Anstrengung zu leisten imstande waren.

Bis zum 3. November ist der berühmte Sargenzeller Früchteteppich, gestaltet auf einer Fläche von 27 Quadratmetern mit einer Vielzahl von Körnern, Sämereien und Blüten durch ehrenamtliche Helfer, in der Alten Kirche in Sargenzell zugänglich. Besichtigungszeiten: täglich von 9 bis 18 Uhr. Gruppenanmeldungen: 06652/180195 oder  06652/7938591. Info: www.fruechteteppich.de

Foto: Burkhardt

Es sind vor allem der im Bericht beschriebene Einfallsreichtum und die Dynamik, mit denen die Sargenzeller den 1988 drohenden Abriss ihrer alten Kirche nicht nur abwenden konnten, sondern das Gebäude zu einem alljährlichen herbstlichen Besuchermagneten umgestalteten, der seither weit über eine Mio. Menschen aus nah und fern nach Sargenzell gelockt hat.

Dass sich heute Reisegruppen Bus weise danach drängen, den mit Hilfe von Körnern, Sämereien und Blüten auf einer Fläche von 27 Quadratmetern gestalteten Teppich im Gebäude der Alten Kirche besichtigen zu können, das hätte sich beim Bau der ersten Kapelle an diesem Ort im Jahre 1747 niemand träumen lassen; ja selbst noch nicht am 15. September 1984, als die neu gebaute Kirche St. Maria Immaculata geweiht worden war. Aber es rührte sich schon der Wunsch, das Gebäude zu erhalten und es einer neuen Nutzung zuzuführen.

Im Dezember 1987 fand denn auch eine Krippenausstellung der Hünfelder Krippenfreunde statt. Zudem lud der Ortspfarrer Pater Dr. Franz Konrad vom Orden der Hünfelder Oblaten aus dem nahen Bonifatiuskloster Interessenten zur Erhaltung der Alten Kirche Sargenzell zu einem ersten Treffen ein. Groß war der Schrecken Dorf, als im Januar 1988 alle Besitz- und Eigentumsrechte an der Alten Kirche an die Stadt Hünfeld übergingen und diese den Abriss plante. Eile war geboten. Man setzte sich zusammen und entwarf den ersten Früchteteppich zum Thema: „Jesus Christus und das Weltall/Jahreskreis“, der im Monat Oktober der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Dann nahm das Erfolgsgeschehen seinen Lauf: im Dezember 1989 Gründung des Fördervereins, im März 1990 dessen Eintragung im Vereinsregister und bereits die erste Osterausstellung. 1993 fanden auf Initiative des Fördervereins die ersten Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten an der Alten Kirche statt. Am 22. Oktober 1995 wurde der 100 000. Besucher des Früchteteppichs begrüßt, 2013 waren es bereits eine Million. Der dargestellte Erfolg der Dorfgemeinschaft in Sargenzell unter Führung und Anleitung des Fördervereins macht deutlich, dass entschlossene Gleichgesinnte auch in einem kleinen Dorf Dinge auf die Beine stellen und stemmen können, die zuvor kaum jemand für möglich gehalten hätte. Daran können sich andere, nicht nur in kleinen Dörfern, ein Beispiel nehmen.

Die erfolgreiche Erhaltung dieser ehemaligen Dorfkirche schafft Identität und Selbstbewusstsein, die in einer Zeit des schnellen und tiefgreifenden Wandels der Gesellschaft Halt geben. Weitere Infos: www.fruechteteppich.de.

Dz – LW 39/2019