Schäferfest in Hungen wieder ein voller Erfolg
Landesleistungshüten lockte zahlreiche Besucher an
Im Rahmen der Hungener Kirmes verwandelte sich die Stadt am vergangenen Wochenende einmal mehr zum Zentrum der hessischen Schäferschaft und lockte damit viele hundert Besucher in den Stadtkern und an die angrenzende Schafweide. Zum 94. Mal feierte Hungen damit das jährliche Schäferfest, und machte seinem Titel als Schäferstadt damit alle Ehre.

Für langjährige Mitgliedschaft im „Hessischen Verband für Schafzucht und -haltung“ wurden weitere Mitglieder geehrt: Für 25 Jahre wurde Ralf Bauer aus Marsberg (der als Schiedsrichter das Landesleistungshüten bewertete) geehrt und Adolf Frese aus Wolfhagen ist bereits seit 40 Jahren Verbandsmitglied.
Auch heute noch gehört das Schaf zu den wichtigen Nutztieren in Deutschland – auch wenn die Bedeutung der Wolle stark abgenommen hat. Nach Verbandsangaben gibt es derzeit hessenweit 5 599 Schafhalter mit mehr als 165 000 Schafen. Jeder Hesse isst im Schnitt 0,9 Kilogramm Lammfleisch pro Jahr.
Viele Schäfer haben finanziell zu kämpfen
Doch bei aller Liebe für die Tiere und Freude an den Festlichkeiten beschäftigten auch ernste Themen die Schäfer: Nach wie vor sind die niedrigen Wollpreise ein Ärgernis, denn nach der Schur bleiben höchstens ein paar Cent für den Schäfer übrig, so dass sich der Wollverkauf eigentlich nicht auszahlt, erklärte Reinhard Heintz. Auch der Lammverkauf, der früher eine große Einnahmequelle für die Züchter war, kann heute nur noch gerade so die Kosten decken. „Geld kommt eigentlich nur über die Landschaftspflege mit den Tieren in die Kasse eines Schäfers herein“, so Heintz. Darum haben viele Schäfer finanziell zu kämpfen, insbesondere wenn Zusatzkosten auf die Züchter zukommen, wie derzeit die Blauzungen-Krankheit. „Wir befürchten, dass diese Krankheit auch zu uns nach Hessen kommen könnte“, berichtete Heintz weiter. „Aber viele Züchter hier in Hessen haben ihre Tiere bereits impfen lassen, so dass wir hier mit keinen allzu großen Schwierigkeiten rechnen.“ Auch eine eventuelle Ansiedelung von Wölfen in Hessen macht den Schäfern zu schaffen: Denn bislang ist dafür von staatlicher Seite aus noch keine Planung für den Zusammenstoß von Schäfern und Wölfen geschaffen worden. „Dabei geht es weniger darum, dass einmal ein Schaf gerissen wird, sondern viel mehr darum, dass dann die Herde nicht mehr führbar ist“, erklärte der Präsident des hessischen Bauernverbands, Karsten Schmal. Denn eine solche Konfrontation könnte dazu führen, dass eine Herde allein schon durch den Anblick von fremden Hunden panisch wird. Gerade in der derzeitigen Wirtschaftslage für die Schafzüchter könnten Schäden durch Wölfe der „Tropfen sein, der das Fass zum Ãœberlaufen bringt“, und somit viele Schäfer zum Aufgeben bewegen.
Krönung des neuen Schäferkönigspaares
Am Sonntagmorgen folgten die nächsten beiden Höhepunkte: Die Krönung des neuen Schäferkönigspaares und die Enthüllung der Figur des „Guten Hirten“, die nun am Hungener Festplatz ihren neuen, dauerhaften Standort finden soll. Das neue Hessische Schäferkönigspaar besteht aus Isabel Olbrich aus Ober-Mörlen und dem Nonneröther Benedikt Schwing. Die 18-jährige Schülerin ist bereits seit ihrer Kindheit von Schafen und Hunden begeistert und da verwundert es auch nicht weiter, dass sie sich als Hobby eine kleine, fünfköpfige Schafherde hält. Benedikt Schwing hat seine Schäfer-Ausbildung unter anderem bei dem Hungener Stadtschäfer Ralf Meisezahl durchlaufen. Am Nachmittag startete dann der große Umzug durch die Hungener Innenstadt mit den Schäfern an der Spitze. Verzichten mussten die zahlreichen Besucher und Teilnehmer beim Festzug jedoch auf die sonst üblichen Schafe: Aufgrund der sehr hohen Temperaturen am Wochenende sollten die Tiere etwas geschont werden.
Constantin Hoppe – LW 35/2016