Schilf-Glasflügelzikade: Maßnahmen zeigen Wirkung
Erste Task-Force-Ergebnisse machen Hoffnung
Die Maßnahmen der „Task-Force“, die von der Südzucker AG vor zwei Jahren zur Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade als Überträger der Pflanzenkrankheiten Stolbur und SBR gegründet wurde, zeigen erste Wirkung. Darauf hat Südzucker Mitte Oktober bei einem SBR-Gipfel im Werk Offenau hingewiesen.
Foto: Lenz, PSD Hessen
Zulassungsverfahren vereinfachen
Die Task-Force sieht sich allerdings noch auf einem langen Weg bis zum endgültigen Durchbruch. Um das Vorgehen zu beschleunigen, fordert sie von der Politik insbesondere die reguläre Zulassung wirksamer Insektizide, darüber hinaus die Anpassung der GLÖZ-Regelungen mit der Ermöglichung von Schwarzbrachen (s. S. 13). Gebraucht würden außerdem die Unterstützung der Forschung zu Anbausystemen, zur Lagerfähigkeit und zur Verarbeitungsqualität von Zuckerrüben sowie zu biologischen und biotechnischen Bekämpfungsverfahren.
„Die Rübenerträge und Zuckergehalte der aktuellen Kampagne liegen über Vorjahresniveau, und die Population der Schilf-Glasflügelzikade konnte 2025 verringert und somit der Infektionsdruck reduziert werden“, stellte der Leiter der Task-Force, Dr. Georg Vierling von Südzucker, fest. Nach Ansicht von Vierling werden aber auch für 2026 Notfallzulassungen als Teil des integrierten Bekämpfungsansatzes notwendig sein, um die Zikadenpopulation zu verringern. Er gab sich optimistisch, dass dies für 2026 gelingen werde.
„Notfallzulassungen sind eine unabdingbare Übergangslösung, um die Ertragsschäden zu begrenzen“, betonte Vierling. Mittelfristiges Ziel sei daher eine reguläre Zulassung wirksamer Insektizide gegen die Schilf-Glasflügelzikade. Deshalb brauche es dringend beschleunigte und vereinfachte Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel.
Noch zehn Jahre Züchtungsarbeit
Hohe Priorität bei der Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade hat für die Task Force die Züchtungsforschung. Der Anbau toleranter oder resistenter Sorten sei ein zentraler Baustein des Pflanzenschutzes. Um die Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade sowie ihren Übergang auf weitere Wirtspflanzen langfristig effektiv zu bekämpfen, müssten die Interaktion von Wirtspflanze, Vektor und Erreger sowie genetische Grundlagen der Wirt-Erreger-Interaktion näher erforscht werden.
Der Präsident des Julius Kühn-Instituts (JKI), Prof. Frank Ordon, sieht die Züchtungsforschung aber noch vor großen Herausforderungen. Es sei „züchterisch sehr komplex“, Resistenzen beziehungsweise Toleranzen in die Pflanzen zu züchten. Man habe es mit zwei Krankheitserregern und einem Vektor zu tun. Es werde sicherlich rund zehn Jahre dauern, die notwendigen Resistenzen in Hochleistungsrüben zu kombinieren.
Landwirte sind frustriert
Die Task Force wies darauf hin, dass viele Landwirte angesichts des Krankheitsdrucks bei den Zuckerrüben frustriert seien und bereits über eine Reduzierung des Anbaus nachdenken würden. In diesem Jahr sei rund ein Drittel der bundesdeutschen Zuckerrübenfläche im Umfang von rund 350 000 Hektar von Stolbur und SBR befallen. Im Kartoffelanbau seien wahrscheinlich 50 000 bis 60 000 Hektar betroffen. Für den Gemüseanbau lägen noch keine Zahlen vor.
age – LW 43/2025
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